- Spieleentwickler
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Spieleentwickler sind Personen oder Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von Computerspielen beschäftigen (im Gegensatz zu Spieleautoren, die bspw. Gesellschaftsspiele entwerfen). Unternehmen, die Computerspiele entwickeln, werden auch Entwicklerstudio genannt.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitsfelder
Nicht umsonst wird in der Computerspiele-Fachpresse heute oft der Begriff der Spieleindustrie verwendet. Tatsächlich ist der Tätigkeitsbereich der professionellen Spieleentwicklung mittlerweile geprägt von vielen Merkmalen der Industrialisierung, wie der Produktherstellung für den Massenmarkt, einer starken Prozessorientierung und einem hohen Spezialisierungsgrad der beteiligten Personen und Arbeitseinheiten. Nur in Nischenbereichen und in technischen Innovationsbereichen ist es heute noch üblich, dass Einzelpersonen den Gesamtprozess der Spieleentwicklung überhaupt abdecken können.
Man unterscheidet heute typischerweise folgende Aufgabenbereiche, abhängig von der Größe des Entwicklerstudios können einzelne Personen auch zwei oder mehrere dieser Aufgabenbereiche gleichzeitig abdecken. So werden der Posten des Produzenten und Game Designers oftmals von einer Person übernommen, die die Entwicklung des Spieles überwacht und koordiniert.
Produzenten
Produzenten kümmern sich um die finanziellen Belange und überwachen oft mehrere Projekte. Meist sind sie wie in der Filmbranche oder der Musikbranche Stellvertreter eines Finanziers und nehmen bei kritischen wettbewerbsrelevanten Entscheidungen sogar direkten Einfluss auf das Spieldesign. Sie kontrollieren auch das Einhalten von Vertragsvereinbarungen (z. B. durch Bestimmung von Meilensteinen) und organisieren die Spieleveröffentlichung über den Publisher. Produzenten verantworten die Einhaltung des vereinbarten Release-Termins. Daher werden sie von Spielern oft als Schuldige gesehen, wenn Spiele eigentlich unfertig in den Laden gelangen. Zu den bekannten Beispielen für solche Spiele zählen Giants Citizen Kabuto, Black & White oder Gothic.
Game Designer
Game Designer entsprechen am ehesten der Position, die Regisseure und Drehbuchautoren in der Filmindustrie einnehmen. Sie legen Spielinhalt und Spielgefühl fest. Ihnen kommt in den Medien üblicherweise auch die größte Aufmerksamkeit zu. International bekannte Game Designer sind beispielsweise Shigeru Miyamoto, Hideo Kojima, Peter Molyneux, Sid Meier, Roberta Williams und Warren Spector. Bekannte Game Designer aus Deutschland sind z.B. Gerald Köhler und Daniel Dumont.
Programmierer
Programmierer implementieren das Computerspiel unter Einsatz von eigens entwickelten oder eingekauften Game Engines. Dabei kommt bei Computerspielen meist C++ als Programmiersprache zum Einsatz. Zunehmend werden in Projekten auf höherer Ebene auch einfachere Skriptsprachen (z. B. Lua und Python) verwendet. Dies hat den Vorteil, dass man die Spielmechanik ohne Neustart des Programms modifizieren kann. So muss man nicht den komplexen Aufbau des kompletten Spiels verstehen, wodurch Leveldesigner oder Spieledesigner direkten Einfluss auf die Spielmechanik haben können. Eine weitere Hauptaufgabe der Programmierer ist die Entwicklung von Tools, Plug-ins und sonstigen Programmen, die für die Entwicklung oder den Betrieb des Spiels benötigt werden. Beispiele hierfür sind z.B. Level-/Mapeditoren, Exporter für Animationssoftware, Rätseleditoren usw.
Eine Untergruppe der Spieleprogrammierer sind die Grafikprogrammierer, welche die Grafik-Engine entwickeln, oder im Falle der Lizenznutzung an die Begebenheiten des eigenen Projektes anpassen. Grafikprogrammierung basiert (insbesondere im Bereich der 3D-Grafik) auf stark spezialisierten mathematischen Modellen und Algorithmen und benötigt deshalb spezifisches Fachwissen seitens der Programmierer. Bekannte Programmierer sind beispielsweise John Carmack, Tim Sweeney und Manfred Trenz.
Grafiker
Grafiker kümmern sich um die grafischen Inhalte, die von der Engine präsentiert werden sollen. Bei 3D-Spielen machen die Modeller einen großen Teil der grafischen Gestaltung bei einer Spieleentwicklung aus. Sie erschaffen mittels Modellierungsprogrammen dreidimensionale Objekte, die im Spiel durch Animation die Rollen der Spielfiguren oder die Aufgaben sonstiger Objekte einnehmen. Außerdem modellieren die Modeller alle Einzelobjekte wie z. B. die Waffen oder andere Ausrüstungsgegenstände. Modeller spezialisieren sich dabei auf bestimmte Aspekte ihres Aufgabenbereichs, wie z. B. der Modellierung von Menschen oder Tieren, der Animation oder der Modellierung von statischen, nicht lebendigen Objekten. Grafiker haben einen großen Einfluss auf die grafische Qualität und die Atmosphäre eines Spiels, allerdings eher einen geringen Einfluss auf die Spielmechanik. Dave Gibbons malte die Hintergründe des Adventure-Klassikers Beneath a Steel Sky.
Leveldesigner
Leveldesigner erstellen die so genannten Level, also die Umgebungen und Architekturen der Spielwelt. Ihre Arbeit beschränkt sich nicht allein auf die geometrische Gestaltung, sondern auch auf die Beleuchtung und Klangkulisse der virtuellen Umwelt. Sie sind daher am ehesten mit Architekten und Bühnenbildnern zu vergleichen. Bei ihrer Arbeit setzen sie Leveleditoren ein. Leveldesigner gestalten durch ihre Arbeit unmittelbar die Spielmechanik mit. Nicht selten umfassen die Level nicht nur Landschaften oder Architekturen, sondern auch vordefinierte Ereignisse oder Verhaltensweisen der Gegner (sogenannte Skriptsequenzen). Zur Definition dieser Daten werden einfache Skriptsprachen eingesetzt (siehe oben). Ein bekannter Leveldesigner ist Richard „Levelord“ Gray.
Musiker
Musiker komponieren die Musik. Diese gibt die Stimmung der Spielsituationen wieder. Die Musik passt sich oft der Spieldynamik an (zum Beispiel wenn der Held an einem schönen und ruhigen Sommertag überraschend von einem Monster überfallen wird). Der Computerspiel-Musiker Chris Hülsbeck erreichte mit seiner Arbeit schon in den frühen 1990er Jahren Kultstatus. In Japan sind Videospiel-Musiker wie Nobuo Uematsu und Koji Kondo sehr populär. In Europa und den USA ist Michael Land für die Titelmusik von Monkey Island bekannt. Heute gibt es auch anerkannte Filmmusiker wie Harry Gregson-Williams und John Williams, die Computerspiele vertonen.
Im Bereich der Spielemusik ist die Entwicklung von digital synthetisierter, hin zu von echten Musikern eingespielter Musik bemerkbar. Nennenswert sind hier z.B. die deutschen Produktionen Die Siedler 6 und Anno 1404.
Sounddesigner
Sounddesigner gestalten die Klangkulisse und alle Geräusche von Charakteren, Waffen oder Fahrzeugen. Dazu bedienen sie sich realer Vorbilder (z. B. bei realistischen Kriegsshootern und Autorennspielen) oder designen die Geräusche selbstständig (z. B. das Starten eines Raumschiffes, die Lautäußerungen eines Monsters oder das Öffnen einer magischen Truhe).
Autoren
Autoren haben erst in den letzten Jahren zunehmende Bedeutung erlangt. Erst jetzt werden Hintergrundgeschichten und realistische Charakterdarstellungen als immer wichtiger wahrgenommen. Dementsprechend kommen vermehrt professionelle Schriftsteller, Storyschreiber und Dialogschreiber zum Einsatz. Ein bekannter Schriftsteller, der für mehrere sehr erfolgreiche Spieleserien den Hintergrund lieferte, ist Tom Clancy. U.a. wurde auch Marc Laidlaw, der Schriftsteller, der für Half Life und Half Life 2 die Hintergrundgeschichte lieferte, erst durch diese Spiele als Autor bekannt. Vor allem Online-Spiele (z.B. MMORPGs) setzen vermehrt auf eigene Autorenteams, welche die Aufgaben und Dialoge für die Spiele schreiben. Durch die große Anzahl von Spielern in einer Welt wird es immer wichtiger, dass Spielgeschichten absolut lückenlos sind, damit sich im Laufe des Spiels die Spiellogik (im Sinne des Spielhintergrundes und der Handlungsstränge) nicht verschiebt.
Betatester
Betatester testen Computerspiele. Schon kleine Ungereimtheiten können die Spielbalance von Computerspielen verändern, daher ist es wichtig, dass Spiele getestet werden. Dies geschieht in einem für andere Softwaretypen nicht nötigen Umfang. Hinzu kommt, dass Computerspiele in kürzester Zeit von einer immensen Anzahl von Spielern genutzt werden und daher eine möglichst fehlerarme Verkaufsversion angestrebt wird. Auf Grund der hohen Beliebtheit von Computerspielen, werden Stellen als Betatester für Projekte heute oftmals verlost. Dadurch erhalten Spieler des Genres oder ggfs. der Spielereihe (bei Fortsetzungen) die Möglichkeit das neue Spiel zu kritisieren. Spieler-Betatester sehen diese Arbeit jedoch nicht als Arbeit, sondern als Freizeitspaß an. Die Kritiken der Spieler wiederum sind für die Entwickler wichtige Informationen.
Bekannte Spieleentwickler
Bekannte Personen, die sich der Spieleentwicklung widmen oder gewidmet haben, sind z. B. Shigeru Miyamoto, Al Lowe, Manfred Trenz, Hideo Kojima, John Carmack, John Romero, Peter Molyneux, Sid Meier, Will Wright, Gabe Newell und Ron Gilbert (siehe auch Kategorie: Spieleentwickler). Bekannte Firmen sind z. B. id Software, Blizzard Entertainment, Sierra, Valve, Crytek, Activision, Microsoft Game Studios oder Nintendo.
In Deutschland gibt es nur wenige Entwicklungsstudios von internationaler Bedeutung wie Crytek, Phenomic oder Piranha Bytes. Neben den professionellen Spieleentwicklern existiert aber auch eine stetig wachsende Szene von Hobbyentwicklern, welche ihre Spiele - genannt Indie-Games bzw. Dōjin Game - häufig kostenlos anbieten. Herausragende Spieleentwickler werden in der AIAS Hall of Fame gewürdigt. Deutsche Spieleentwicklungs-Unternehmen sind seit 2004 im Verband G.A.M.E. organisiert.
Qualifikation und Ausbildung
In der Spieleindustrie sind seit den 80er und 90er Jahren die Teamgrößen kontinuierlich gestiegen. Der typische „Bildungsweg“ zum Einstieg in die Spieleindustrie hat in Deutschland in dieser Zeit, mangels spezieller Ausbildungs- und Studienwege, fast immer über eine langjährige hobbymäßige Auseinandersetzung mit dem Thema und eine darauf folgende direkte Bewerbung bei einem bereits etablierten Spielehersteller geführt.
Seit den 90er Jahren ist neben diesem grundsätzlichen Interesse und der Bereitschaft zu autodidaktischen Lernen eine deutliche Zunahme der Fachkräfte- und Akademikerquote (insbesondere bei Informatikern und Grafikdesignern) zu verzeichnen, was einerseits auf das stark gestiegene Angebot an Ausbildungs- und Studiengängen in diesen Bereichen, aber auch auf den wachsenden internationalen Konkurrenzdruck zurückzuführen ist, der den Einsatz hochqualifizierter Mitarbeiter unausweichlich macht.
Seit der Jahrtausendwende gibt es, im Zuge einer weiteren Spezialisierung, in Deutschland auch einen offiziellen Ausbildungsberuf nach Richtlinien der Industrie- und Handelskammer zum Game Designer sowie ein zunehmendes Angebot an Studiengängen, die sich speziell an den Anforderungen der Spieleindustrie ausrichten.
Im Jahr 2000 wurde in Deutschland mit der Games Academy die erste europäische Spezialschule für die Spieleindustrie gegründet. Zeitgleich startete das Bildungsinstitut „L-4“ ebenfalls in Berlin die Ausbildung von 3D-Game-Designern.
Seit 2005 bietet das Qantm Institute sein „Diploma of interactive Entertainment“ mit den Fachrichtungen „Game Design & Development“ unter der Leitung von Christian Mösbauer in Deutschland und Österreich an. Inzwischen bietet das QANTM Institute auch die über die renommierte Middlesex University of London akkreditierten Abschlüsse zum Bachelor of Arts (BA Interactive Animation) und Bachelor of Science (BSc Games Programming) an. Dadurch kann man am QANTM Institute in 24 Monaten einen international anerkannten Abschluss erhalten.
Die SRH Fachschulen gGmbH in Heidelberg bietet seit dem Jahr 2006 die 2-jährige Ausbildung zum "Staatlich anerkannten Informatiker für Game- und Multimedia-Entwicklung“ an. In der Ausbildung werden die drei Schwerpunkte Konzeption, Design und Entwicklung praxis- und projektorientiert unterrichtet.
Seit Anfang 2006 gibt es mit Axel Hoppe den ersten Professor für Game Design an einer Deutschen Hochschule (Mediadesign Hochschule).
Die private SRH Hochschule Heidelberg (nicht zu verwechseln mit der SRH Fachschulen GmbH) bietet seit Oktober 2007 im Fachbereich Informatik den Studiengang „Game Development“ an. Der staatlich anerkannte und akkreditierte dreijährige Intensivstudiengang schließt mit einem „Bachelor of Science“ mit 210 europaweit anerkannten Credit Points ab. Pro Jahr werden von der SRH Hochschule Heidelberg und dem Computerspieleunternehmen GameForge AG jeweils drei Hochbegabtenstipendien für diesen Studiengang angeboten.
Seit Oktober 2008 bietet die Fachhochschule Trier einen Informatik- und einen Gestaltungsstudiengang für Spieleentwicklung an.
Seit Oktober 2008 wird am b.i.b. International College die Ausbildung zum Medieninformatiker/in Game Development angeboten. Die Ausbildung vermittelt neben grundlegenden Kenntnissen in Informatik und auch die für die Grafik- und Spieleprogrammierung erforderlichen Kompetenzen. Auch dem stetig wachsenden mobilen und online-Spielebereich wird die Ausbildung gerecht. Im Oktober 2011 startet mit dem Mediendesigner Game & Animation erstmalig eine Ausbildung, in der nicht die Programmierung von Spielen im Mittelpunkt steht, sondern neben Grafik-Animationen im 2D- und 3D-Bereich auch das Gamedesign. Im Anschluss an die 2-jährigen Ausbildungen kann optional ein einjähriges Studium zum Bachelor angehängt werden. Ebenfalls im Oktober 2011 beginnt der neue Studiengang Informatik: Games Engineering an der Technischen Universität München, der neben einem fast vollwertigen Informatikstudium wichtige Bereiche der Spieleentwicklung, wie das Game Engine Design oder die Küntstliche Intelligenz, abdeckt.
Siehe auch
Literatur
- Bob Bates: Game Design – Konzept, Kreation, Vermarktung. 2002, ISBN 3-8155-0433-3.
- Katie Salen, Eric Zimmerman: Rules of Play. Game Design Fundamentals. 2003, Cambridge, Mass: MIT Press.
- Marc Saltzman: Game Design – die Geheimnisse der Profis; die Erfahrungen der besten Designer der Welt. 1999, München X-Games, ISBN 3-8272-9075-9.
- Bhatty, Michael: Interaktives Story Telling - Zur historischen Entwicklung und konzeptionellen Strukturierung interaktiver Geschichten, Aachen, Shaker Verlag 1999, ISBN 3-8265-6717-X
Weblinks
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