- Moritz Schiff
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Moritz Schiff (* 28. Januar 1823 in Frankfurt am Main; † 6. Oktober 1896 in Genf) war ein deutscher Physiologe. Er ist der Bruder des Chemikers Hugo Schiff.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schiff absolvierte eine Ausbildung am Senckenbergischen Institut in Frankfurt. Anschließend studierte er in Heidelberg, Berlin und zuletzt in Göttingen, wo er auch promovierte. Dann ging er nach Paris um bei François Magendie und François Achille Longet (1811–1871) Physiologie, sowie im Jardin des Plantes Zoologie zu studieren. Nach seiner Rückkehr nach Frankfurt wurde er Direktor der ornithologischen Teils des Zoologischen Museums. 1848 diente er als Arzt in den revolutionären Badischen Truppen.
Von 1854 bis 1863 war Schiff Professor für Anatomie an der Universität Bern. Zuvor hatte er versucht sich in Göttingen als Privatdozent für Zoologie zu habilitieren, war aber wegen „gefährlicher Umtriebe“ in seiner Jugend abgelehnt worden. Von 1863 bis 1876 war er Professor für Physiologie im Istituto di Studii superiori in Florenz, anschließend an der Universität Genf.
Wirken
Moritz Schiff gilt als einer der bedeutendsten biologischen Forscher des 19. Jahrhunderts. Seinen ersten größeren Beitrag zur medizinischen Wissenschaft leistete er 1856, als er nachwies, dass die Entfernung der Schilddrüse beim Hund tödlich ist. Später stellte er fest, dass sich der Tod des Versuchstieres verhindern ließ, wenn es ein Schilddrüsen-Transplantat oder Injektionen von Schilddrüsen-Extrakt erhielt. Schiff ließ sich vom örtlichen Schlachter Schafs-Schilddrüsen liefern, mahlte sie und behandelte damit erfolgreich Patienten, die zuvor wegen einer Struma operiert worden waren.
Schiff stellte als erster den Einfluss der Großhirnrinde auf den Blutkreislauf fest, beschrieb die Wirkung des Nervus vagus auf die Herzfunktion und stellte fest, dass Gallensäuren einem enterohepatischen Kreislauf unterliegen.
Schiff sah sich wegen seiner Tierversuche massiver Kritik ausgesetzt. Er musste seine Versuchslabor in Florenz aufgeben und in die Schweiz fliehen, als er wegen seiner Tierversuche vor Gericht gestellt wurde. In diesem Verfahren führte er eine gewandte Verteidigungsrede über die Notwendigkeit und moralische Rechtfertigung für Tierversuche. Schiff nutzte bereits früh Anästhetika für seine Versuchstiere.
Literatur
- Julius Richard Ewald: Schiff, Moritz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 8–11.
- Jean Starobinski: Le concept de cénésthésie et les idées neuropsychologiques de Moritz Schiff. in: Gesnerus N° 34, 2–19, 1977
- Djamel A. Loucif: Moritz Schiff: la vie et les carnets de laboratoire d'un physiologiste du XIXème siècle. Thèse de Médecine, N° 206. Université Louis Pasteur. Strasbourg, 2003.
Weblinks
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