- Motezuma
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Werkdaten Titel: Motezuma Originaltitel: Motezuma Originalsprache: italienisch Musik: Antonio Vivaldi Libretto: Girolamo Alvise Giusti Uraufführung: 14. November 1733 Ort der Uraufführung: Teatro Sant'Angelo in Venedig Spieldauer: je nach vorgenommener Ergänzung 2 1/2 bis 3 1/2 Stunden, siehe Artikel Ort und Zeit der Handlung: Mexiko, 16. Jahrhundert Personen - Motezuma, Herrscher von Mexiko (Bass)
- Mitrena, seine Frau (Sopran)
- Teutile, seine Tochter (Sopran)
- Fernando, General der spanischen Armee (Sopran-Kastrat; meist mit Sopran oder Countertenor besetzt)
- Ramiro, sein jüngerer Bruder (Mezzosopran; Hosenrolle)
- Asprano, General der Mexikaner (Sopran-Kastrat; s.o.)
Motezuma ist eine italienische Barockoper in drei Akten des Komponisten Antonio Vivaldi und des Librettisten Girolamo Alvise Giusti.
Inhaltsverzeichnis
Libretto
Giustis Libretto schildert die letzten Stunden des Titelhelden in der Gefangenschaft des spanischen Konquistadoren Hernán Cortés, hier Fernando genannt.
Der Titel des Librettos bezieht sich auf den Aztekenherrscher Moctezuma II., der im Spanischen, Italienischen, Deutschen und weiteren Sprachen als „Montezuma“ bekannt ist. Die Schreibung „Motezuma“ ist dem Nahua-Namen „Motecuhzoma Xocoyotzin“ entlehnt (vergleiche nebenstehende Illustration).
Handlung
1. Akt
Motezuma verbirgt sich in seinem Palast; seine Frau Mitrena und seine Tochter Teutile fordert er auf, sich gegebenenfalls selbst zu töten; schließlich wird er von den Spaniern in Ketten gelegt. Aber auch die heimliche Liebe zwischen Teutile und Ramiro, Fernandos Bruder, spielt eine Rolle. Der mexikanische Feldherr Asprano ist noch zuversichtlich.
2. Akt
Während sich die Protagonisten Wortgefechte liefern, gewinnen die Spanier die entscheidende Schlacht; Fernando jedoch sitzt in einem von Asprano belagerten Turm fest. Die Mexikaner befragen das Orakel: Ein Spanier sowie Teutile sollen geopfert werden.
3. Akt
Ramiro rettet Fernando über einen Geheimgang, bevor Asprano den Turm niederbrennen lässt; dann bringt er Teutile in Sicherheit. Nach zahlreichen weiteren Verwicklungen setzt der siegreiche Fernando die Hochzeit von Ramiro und Teutile fest. Motezuma und Mitrena erkennen, dass das Orakel das Sakrament der Ehe gemeint haben muss, nicht Menschenopfer.
Aufführungsgeschichte und Überlieferung
Die Uraufführung erfolgte am 14. November 1733 im Teatro Sant'Angelo in Venedig. Weitere Aufführungen lassen sich nicht nachweisen. Schon zu Lebzeiten Vivaldis galt die Oper als verschollen.
1832 vererbte Carl Friedrich Zelter eine Handschrift mit umfangreichen Motezuma-Fragmenten an die Sing-Akademie zu Berlin. Die Handschrift wurde 1943 mit dem Archiv der Sing-Akademie nach Schlesien ausgelagert, das Archiv später von der Roten Armee in die Sowjetunion verbracht, 1999 in Kiew (Ukraine) vom Bachforscher Christoph Wolff wieder gefunden und 2001 in das Eigentum der Sing-Akademie nach Berlin zurück verbracht. Ein Jahr später entdeckte der Musikwissenschaftler Steffen Voss die Fragmente; der zweite Akt liegt vollständig vor, die beiden anderen Akte sind nur teilweise überliefert. Elf der zweiundzwanzig Arien und Ensembles sind vollständig erhalten, vier immerhin in Fragmenten, sieben sind gänzlich verloren. Die überlieferten Teile der Partitur wurden und werden für Aufführungen verschiedentlich ergänzt, durch Parodie (e.g. Malgoire) und/oder Neukomposition (e.g. Curtis). Je nachdem, für welche Art Vervollständigung sich entschieden wird, liegt die Aufführungsdauer bei 2 1/2 bis 3 1/2 Stunden, wobei die längeren Versionen sich eher im vergleichbaren Rahmen mit den vollständig erhaltenen Opern Vivaldis bewegen. Die geschätzte Aufführungszeit für die erhaltene Originalmusik Vivaldis zu "Motezuma" beträgt ca. 1 1/2 Stunden.
Aufführungen nach der Wiederauffindung der Partitur
Eine konzertante Aufführung fand am 11. Juni 2005 in der Konzerthalle De Doelen in Rotterdam (Niederlande) statt (musikalische Leitung Federico Maria Sardelli).
Eine geplante Aufführung am 18. Juli 2005 im Barocktheater Barga (Italien) scheiterte an einem Rechtsstreit um Copyright und Aufführungsrecht. Die erste szenische Aufführung der nur wenig ergänzten Fragmente fand am 21. September 2005 im Rahmen des Altstadtherbst-Kulturfestivals in Düsseldorf statt (musikalische Leitung wiederum Federico Maria Sardelli). Eine von Thomas Leininger vervollständigte Fassung wurde am 8. Dezember 2006 im Rokokotheater Schwetzingen zum ersten Mal aufgeführt (musikalische Leitung Michael Form); diese Produktion wurde anschließend auch in verschiedenen Städten in Mexiko gezeigt und hatte am 10. Juni 2007 Premiere am Luzerner Theater.
→ Siehe auch: editio princeps: Der Fall „Motezuma“
Varia
1974 bezog sich der Schriftsteller Alejo Carpentier in seiner Novelle Concierto barroco (Barockkonzert) auf Vivaldis Oper. 1980/81 drehte der Regisseur José Montes-Baquer den Fernsehfilm Montezuma nach Carpentiers Novelle.
1992 spielte der Dirigent Jean-Claude Malgoire für das Label Astree einen eigenen Rekonstruktionsversuch ein, der im so genannten Pasticcio-Verfahren auf dem originalen Libretto und auf Musik aus anderen Vivaldi-Opern beruhte. Im selben Jahr und auf Malgoires Grundlage entstand die Fernsehoper Montezuma des Regisseurs Maté Rabinovski.
2006 erschien die erste Einspielung der Musik Vivaldis beim Label Deutsche Grammophon (vollständige Umsetzung des Librettos mit musikalischen Anleihen aus anderen Vivaldi-Opern durch Alessandro Ciccolini, musikalische Leitung Alan Curtis).
Literatur
- Steffen Voss: Die Partitur von Vivaldis Oper „Motezuma“ (1733). In: Studi Vivaldiani 4-2004, Florenz 2004, S. 53-73
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