Movimiento Nacionalista Revolucionario

Movimiento Nacionalista Revolucionario

Das Movimiento Nacionalista Revolucionario (MNR) ist eine politische Partei in Bolivien, vielleicht die wichtigste in diesem Land im Verlauf des 20. Jahrhunderts.

Die MNR entstand ursprünglich als linksgerichtete reformistische Partei, hat sich im Verlauf ihrer Geschichte aber erheblich nach rechts bewegt und vertritt heute eine neoliberale Wirtschaftspolitik.

Die MNR wurde 1941 von Víctor Paz Estenssoro und Hernán Siles Zuazo gegründet und übte frühzeitig eine große Anziehungskraft auf die bolivianische Intelligencia aus. Zu ihren bedeutendsten Anhängern gehörten (außer Paz Estenssoro and Siles Zuazo) Politiker wie Juan Lechín Oquendo, Walter Guevara, Lidia Gueiler Tejada, Augusto Céspedes, Guillermo Bedregal und Gonzalo Sánchez de Lozada. Die MNR kam zum ersten Mal 1943 an die politische Macht in Zusammenhang mit dem reformistischen Militärregime von Gualberto Villarroel López.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die MNR 1952 an die Spitze der bürgerlichen Revolution und regierte das Land bis zu einem Militärputsch im Jahr 1964. Paz Estenssoro (Präsident 1952-56 und 1960-64) und Siles Zuazo (Präsident 1956-60) führten das allgemeine Wahlrecht ein, nationalisierten die Zinnminen und leiteten ein umfangreiches Programm von Agrarreformen ein.

Siles und Paz überwarfen sich Anfang der 1960er jedoch aufgrund des politischen Ehrgeizes von Paz Estenssoro. Wichtige Persönlichkeiten wie Walter Guevara Arze hatten die Partei bereits in den späten 1950ern verlassen bzw. wurden – wie Juan Lechín 1964 − aus der Partei ausgeschlossen. Siles formte daraufhin die Movimiento Nacionalista Revolucionario de Izquierda (MNRI) und Lechín die Partido Revolucionario de la Izquierda Nacional (PRIN).

Die Jahre im Exil vertieften die innerparteilichen Streitereien. Die MNR blieb weiter fest in der Hand von Paz Estenssoro, der im Jahr 1971 dem Diktator Hugo Banzer Suárez zur Macht verhalf. Dieser politische Schachzug kostete die Partei in der Folgezeit bei den Wählern wichtiges politisches Ansehen. Während die MNR unter Paz politisch weiter nach rechts driftete, gelang es nur Siles Zuazo, das Ansehen und den Respekt für die Anliegen der 1952-er Revolution aufrechtzuerhalten, jetzt in der Partei Union Democratica Popular (UDP) und in der Allianz mit der Movimiento de Izquierda Revolucionaria (MIR).

Paz Estenssoro führte seine MNR in die Wahlen von 1978, 1979 und 1980, wo er jeweils mit dem dritten, zweiten und zweiten Platz abschnitt. 1985 wurde er noch einmal zum Präsidenten ernannt und regierte eine Amtszeit lang, bis er sich 1989 aus der aktiven Politik zurückzog. In seiner letzten Amtszeit leitete er Maßnahmen zur Bekämpfung der Hyperinflation ein, beschnitt die Rechte der mächtigen Gewerkschaften, und musste 30.000 Mineros aufgrund des weltweiten Verfalls der Zinnpreise entlassen. Diese schmerzhafte Anpassungspolitik des alten Paz und seines umtriebigen Planungsministers Gonzalo Sanchez de Lozada wurde bekannt als "Neue Wirtschaftspolitik" und leitete die neoliberale Politik der Folgejahre ein.

Unter Gonzalo Sánchez de Lozada gewann die MNR die Wahlen von 1993 und setzte diese Neue Wirtschaftspolitik fort. Bei den Wahlen 1997 schnitt die Partei mit ihrem Kandidaten Juan Carlos Durán nur als zweitbeste Kraft ab und verlor die Präsidentschaft an den früheren Diktator Hugo Banzer.

Bei den Wahlen 2002 gewann die MNR in einer Allianz mit dem Movimiento Bolivia Libre (MBL) 26,9 % der Wählerstimmen, 36 von 130 Abgeordnetensitzen und 11 von 27 Senatssitzen. Ihr Präsidentschaftskandidat Sánchez de Lozada erreichte mit 22,5 % den höchsten Stimmenanteil und wurde daraufhin vom Parlament zum Präsidenten ernannt. Die MNR regierte ab 2002 in einer Koalition mit der Movimiento de Izquierda Revolucionaria (MIR). Im Jahr 2003 musste Sánchez de Lozada nach Vorwürfen von Korruption und Mismanagement zurücktreten.

In den Wahlen von Dezember 2005 erreichte sie landesweit nur noch 6,5 % der Stimmen. Dieser Ergebnis wird unter anderem auch dem unbefriedigenden Auftreten des MNR-Kandidaten angelastet, Michiaki Nagatani Morishita. Hochburgen der MNR blieben die Departamentos Beni (30,1 %), Tarija (14,0 %) und Santa Cruz (11,6 %).

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