- Streitkräfte Boliviens
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Die Streitkräfte Boliviens (Fuerzas Armadas, kurz FF.AA.) sind unterteilt in das Heer (Ejército Boliviano), die Marine (Fuerza Naval Boliviana) und die Luftstreitkräfte (Fuerza Aérea Boliviana).
Ebenfalls militärisch organisiert ist die Nationalpolizei (Policía Nacional de Bolivia).
Inhaltsverzeichnis
Wehrpflicht
Es gibt eine grundsätzliche Wehrpflicht, falls es jedoch genug Freiwillige gibt, wird auf Einberufungen verzichtet. Die Freiwilligen müssen mindestens 18 Jahre alt sein; bei Einberufungen erlaubt das Gesetz aber, die Altersgrenze bis auf 14 abzusenken. Laut Schätzungen sind 40 % der Streitkräfte unter 18 Jahren alt, die Hälfte davon sogar unter 16 (Quelle: CIA World Factbook).
Die Dauer des Wehrdienstes beträgt 12 Monate. Die Gesamtstärke der Streitkräfte schwankt zwischen 31.500 bis 35.000 Mann, davon etwa 20.000 Wehrdienstleistende.
Militärausgaben
Die Militärausgaben betrugen 2003 vergleichsweise niedrige 123 Mio US-$ (Quelle: CIA World Factbook), damit jedoch immerhin 1,6 % des Bruttoinlandsprodukts. Zur Anschaffung neuer Ausrüstung sind die bolivianischen Streitkräfte daher weitgehend auf US-Militärhilfe angewiesen.
Heer
Das bolivianische Heer (Ejército Boliviano, kurz FF.EE.) ist mit rund 25.000 Mann die bei weitem stärkste Teilstreitkraft innerhalb des bolivianischen Militärs. Mit rund 50 leichten Kampfpanzern, 76 Artillerie- und 50 Flugabwehrgeschützen ist sie aber vergleichsweise schwach für einen Krieg gegen einen äußeren Feind ausgerüstet (Quelle: www.globaldefence.net). Die Armee Chiles - zu dem die Beziehungen immer noch gespannt sind - zum Beispiel hat nicht nur ein 24x größeres Budget, sondern ist auch mit Hunderten von moderneren schweren und leichten Panzerfahrzeugen, unter anderem 250 Leopard -Panzern, wesentlich stärker ausgestattet.
Seit dem Salpeterkrieg hat sich das Heer dann auch mehr und mehr auf die "Innere Sicherheit" konzentriert.
Marine
Obwohl Bolivien seit dem Verlust seines Pazifikzugangs im Salpeterkrieg vor mehr als 120 Jahren ein Binnenstaat ist, unterhält das Land weiterhin eine 1.800 Mann (ohne Marineinfanterie) starke Marine (Fuerza Naval Boliviana, auch "Armada" genannt, abgekürzt FNB), deren Aufgabe sich allerdings auf die Sicherung von Binnen-Grenzgewässern (Titicacasee sowie größere Flüsse im Amazonasbecken) beschränkt. Die formelle Aufrechterhaltung einer militärisch an sich unnötigen eigenständigen "Marine" ist politischer Ausdruck für das Streben und die Hoffnung auf die Wiedergewinnung eines Zugangs zum Pazifik, angestrebt wird ein Korridor zwischen Chile und Peru. Die Kommandostruktur umfasst sechs Marinebezirke, jeder mit einer Flottille ausgestattet. Ein Bezirk umfasst den Titicaca-See, die übrigen liegen an den großen Flüssen.
Das größte Schiff ist der Hochsee-Frachter "Libertador Bolívar" ("Befreier Bolívar"), der von der Marine bemannt wird, um zu gewährleisten, dass die Marine über seemännisch ausgebildete Mitglieder verfügt, falls das Land über einen Korridor wieder Zugang zum Meer erhalten sollte und die Marine wieder von einem bolivianischen Hafen an der Pazifikküste operieren kann. Das Schiff wird als normales Handelsfrachtschiff eingesetzt, dessen Einnahmen dem Marineministerium zufließen. Es ist ein Geschenk Venezuelas und hat seinen Heimathafen in Argentinien. Die restliche Marine besteht aus etwa 60 Patrouillenbooten und Patrouillenbarkassen sowie aus einem der Marine gehörenden Patrouillenflugzeug vom Typ Cessna U 206.
Zur Marineinfanterie zählen weitere etwa 1.700 Mann. Die Haupteinheit ist das Marineinfanterie-Bataillon "Almirante Grau" ("Admiral Grau") mit einer detachierten Kompanie in jedem Marinebezirk.
Luftstreitkräfte
Die bolivianische Luftwaffe (Fuerza Aérea Boliviana, kurz FAB) umfasst rund 3.000 Mann. Die Ausstattung ist größtenteils veraltet; dazu gehören u.a. von Canadair in Lizenz gebaute Lockheed T-33A/N Kampfflieger aus den 70ern des letzten Jahrhunderts (je nach Quelle zwischen 12 und 18; teilweise vor kurzem in Kanada modernisiert) und vermutlich noch 11 Trainingsflugzeuge des schweizerischen Typs Pilatus PC-7, die auch zur Bekämpfung des Drogenanbaus eingesetzt werden. Dazu kommen etwa zwei Dutzend Transportflugzeuge und rund 50 Transporthubschrauber unterschiedlicher Typen. Die bolivianische Luftwaffe betreibt unter dem Namen Transporte Aéreo Militar (TAM) einen landesweiten öffentlichen Linienflugverkehr auch in abgelegene Landesteile, - nicht zu verwechseln mit der kommerziellen Fluggesellschaft TAM Airlines aus Paraguay, die ebenfalls Ziele in Bolivien anfliegt oder deren noch bekannteren brasilianischen Muttergesellschaft TAM.
Politische Rolle
Die Streitkräfte Boliviens haben durch zahlreiche Putsche eine große Rolle in der Geschichte Boliviens gespielt.
1964 putschte René Barrientos Ortuño gegen den gewählten Präsidenten Víctor Paz Estenssoro, die Militärdiktatur Hugo Banzer Suárez dauerte von 1971 bis 1978. Erst 1982 kehrte das Land zur Demokratie zurück.
Tierschutz
Im März 2009 kündigte der bolivianische Verteidigungsminister an, die militärischen Trainings- und Tötungsübungen an zahlreichen Hunden durch eine Resolution zu verbieten. Dies ist historisch bedeutend, da es die erste gesetzliche Verfügung zum Tierschutz in Bolivien überhaupt bedeutete und im selben Jahr zu weiteren Tierschutzgesetzen führte.[1][2]
Literatur
- Jutta Deide: Ideologie und Legitimation einer abhängigen Militärdiktatur : das Beispiel der Regierung Banzer in Bolivien (1971 - 1978) ; ein ideologiekritischer und militärsoziologischer Beitrag zur politischen Soziologie peripherer Gesellschaften in Lateinamerika, Frankfurt/Main : Haag und Herchen, 1981
Weblinks
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