Arma-Christi-Kreuz

Arma-Christi-Kreuz

Ein Arma-Christi-Kreuz, auch Waffen-Christi-Kreuz oder Passionskreuz, bezeichnet in der Kunstgeschichte bzw. christlichen Ikonografie eine spezielle Form des Andachtsbildes.

Inhaltsverzeichnis

Zum Begriff

Lateinisch arma bedeutet Waffen oder Wappen und steht für die Leidenswerkzeuge bei der Kreuzigung. Beim Arma-Christi-Kreuz handelt sich um ein Kreuz, bei dem statt des Korpus oder zusätzlich zu diesem Gegenstände abgebildet sind, die sich auf die Leidensgeschichte Christi beziehen, gemäß Darstellung in den Evangelien oder theologischer Reflexion. Um genügend Platz für diese Gegenstände zu haben, ist der Längsbalken oftmals sehr hoch ausgeführt, oder das Kreuz hat zwei Querbalken.

Geschichte

Bis zum 12./13. Jahrhundert dienen dargestellte Leidenswerkzeuge Christi als Triumph- und Majestätszeichen. Ab dem 14. Jahrhundert ist ein Bedeutungswandel hin zum Andachtsbild des Schmerzenmannes zu beobachten; die abgebildeten Gegenstände dienen nunmehr der "Passionsfrömmigkeit", dem meditativen Nacherleben der Passion Christi. Älteste Arma-Christi-Kreuzesdarstellungen sind mittelalterliche Freskendarstellungen. Arma-Christi-Kreuze als Plastiken kommen insbesondere seit der Gegenreformation / Barockzeitalter auf.

Elemente des Arma-Christi-Kreuzes

Die Elemente können variieren, es sind nicht immer alle der folgenden Elemente enthalten:

  • Durchbohrte Hände und Füße sowie ein durchbohrtes oder brennendes Herz stehen für die fünf Wunden Jesu am Kreuz.
  • Eine dritte Hand am oberen Längsbalken symbolisiert die bewahrende Hand von Gott dem Vater.
  • Der Ysopzweig mit einem Schwamm darauf spielt auf die Szene an, in der Jesus mit Essig getränkt wurde.
  • Die Dornenkrone steht für den Dornenkranz, der Jesus zum Spott aufgesetzt wurde.
  • Fesseln erinnern an Jesus als den Gefangenen.
  • Purpurrock
  • Leichenhemd
  • Zange
  • Hostie(n)
  • Drei Würfel
  • Hahn
  • Silberlinge des Judas
  • Kanne der Handwaschung des Pilatus
  • Schweißtuch der Veronika
  • Die Lanze erinnert daran, dass Jesu Herz mit einer Lanze durchbohrt wurde.
  • Ein Schädel steht als Symbol für das Begräbnis auf Golgatha.
  • Ein Bündel Ruten und eine dreischwänzige Peitsche werden häufig als Symbol für die Geißelung Jesu an den Querbalken gehängt.
  • Manchmal wird ein Kelch eingefügt als Symbol für den "Kelch des Leidens" bzw. als Symbol des Blutes des Opfertodes Jesu.
  • Oft werden zusätzlich drei lange Nägel dargestellt.
  • Eine Säule erinnert an die Geißelung, weil Jesus in der Ikonografie dabei oft an eine Säule gebunden dargestellt wird.
  • Eine Leiter symbolisiert die Abnahme des toten Jesus vom Kreuz.

Vorkommen

Arma-Christi-Kreuze finden sich an Außenwänden von Kirchen und als Flurdenkmäler hauptsächlich in den katholischen Gebieten des süddeutschen Raumes, in Österreich, in Südtirol, in der Innerschweiz und in Frankreich . Es gibt sie auch als Hausaltäre.

  • Im Bayerischen Wald gibt es eine ganze Reihe von Arma-Christi-Kreuzen in Kapellen und an Hauswänden. Sie entstanden seit der Barockzeit und zeigen den Gekreuzigten umgeben von bis zu 40 verschiedenen Passionswerkzeugen und -symbolen. Einer der bedeutendsten Schöpfer dieser Werke war der 1880 im Alter von 83 Jahren verstorbene, in Wegscheid beerdigte Herrgottschnitzer Joseph Weidinger.
  • Im oberbayerischen Landkreis Eichstätt gibt es mehrere Arma-Christi-Kreuze insbesondere an Außenwänden von Kirchen, z. B. in Morsbach und in Haunstetten. Ein Arma-Christi-Kreuz als häusliches Andachtsbild ist im Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt zu sehen.
  • In der Osteifel und im unteren Siegtal waren Mitte des 19. Jahrhunderts so genannte Auswandererkreuze charakteristisch, die den Korpus Christi und die Marterwerkzeuge in Reliefs darstellten.
  • Im Schwarzwald finden sich vor allem Darstellungen mit einer prominenten Longinus-Figur neben der Kreuzigungsszene. Solche Kreuze werden als Longinuskreuze bezeichnet.
  • Diese spezielle Kreuzesdarstellung kommt auch als Siegel oder Wappen einiger katholischer Ordensgemeinschaften vor.
  • Im Süden Frankreichs, Roussillon, in der Kathedrale des Klosters Ste-Eulalie-et-Ste-Julie d’Elne

Beispiele

Literatur

  • Rudolf Berliner: Arma Christi. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Band 6 (1955), S. 35ff.
  • Hannelore Sachs und andere: Christliche Ikonographie in Stichworten. München und Berlin: Koehler und Amelang, 7. Auflage 1998, S. 243-245
  • Robert Suckale: Arma christi. Überlegungen zur Zeichenhaftigkeit mittelalterlicher Andachtsbilder. In: Städel-Jahrbuch, Neue Folge, Band 6 (1977), S. 177-208
  • G. Marchal: De la "Passion du Christ" à la "Croix suisse". In: Itinera 9 (1989), S. 108-131
  • Friedbert Andernach und Martin Ruch: Arma Christi- und Longinuskreuze im Erzbistum Freiburg. Blauer Reiter unterm Kreuz. Editions du Signe, Strasbourg, 2001, ISBN 2-7468-0423-9, 50 Seiten (Rezension)
  • Dieter Kapff und Reinhard Wolf: Kulturgeschichte am Wegesrand. Kleindenkmale in Baden-Württemberg. Stuttgart: Verlag Staatsanzeiger Baden-Württemberg, 2008. 196 Seiten, ISBN 978-3-929981-72-8

Weblinks

Einzelnachweise

  • Theologische Realenzyklopädie TRE, Studienausgabe, Teil II. de Gruyter, Berlin 2000, S. 747f.

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