Muskelriss

Muskelriss
Klassifikation nach ICD-10
T14.6 Verletzung von Muskeln und Sehnen an einer nicht näher bezeichneten Körperregion
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
Doppelter Muskefaserriss am Oberschenkel

Der Muskelfaserriss ist eine Sportverletzung, bei der es nach einer stärkeren Belastung zum Zerreißen von Muskelgewebe kommt. Im Gegensatz zur Muskelzerrung lässt sich eine Strukturveränderung mit Zerstörung von Muskelzellen und eine Einblutung erkennen.

Die Muskelzerrung, der Muskelfaserriss und der Muskelriss beruhen auf demselben Mechanismus und unterscheiden sich nur durch das Ausmaß der Muskelschädigung.

Der Muskelfaserriss ist nicht selten und tritt in einigen Sportarten gehäuft auf: American Football, Fußball, Handball, Kurzstreckensprint, Squash, Tennis, Frisbee usw. Am häufigsten sind Waden- und Oberschenkelmuskulatur betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Verletzungsmechanismus

Beim Muskelfaserriss kommt es zum Einreißen der retikulären Fasern, die mit dem Costamer der Basalmembran der Muskulatur verbunden sind. Es kommt zu lokalen Entzündungserscheinungen in der Muskulatur. Gleichzeitig kommt es zur lokalen Tonusminderung im verletzen Gebiet. Letztendlich kann ein Muskelfaserriss nur mit Hilfe einer mikroskopischen Untersuchung diagnostiziert werden.

Ein kompletter Muskelabriss führt zu einer starken Blutung in das Gewebe mit einem teilweisen Totalausfall der Muskelkontraktion. Die Muskelenden ziehen sich in Richtung der jeweiligen Sehne zurück. Diagnostik ist hier mit Muskelfunktionstests, Ultraschall und Kernspin relativ eindeutig, wobei die Bilder oft durch große Einblutungen schwer zu interpretieren sind.

Diagnose

Die Diagnose kann meist schon durch die typische Vorgeschichte vermutet werden. Meist wird von einer stärkeren Anstrengung und einem plötzlich einschießenden Schmerz berichtet. Nach dem Ereignis bleibt die Funktion des betroffenen Muskels über längere Zeit schmerzhaft eingeschränkt.

Bei der Abtastung des Muskels findet sich im Bereich der Muskelverletzung ein umschriebener Schmerz. Liegt der Riss oberflächlich, kann man einen umschriebenen oder abgesackten Bluterguss erkennen.

Umschriebener Bluterguss

Beim Riss großer Muskeln zeigen sich manchmal deutliche Einbuchtungen oder auch zusammengezogene Muskelanteile in der betroffenen Region. Genauer kann man den Muskelfaserriss mittels Sonografie oder Kernspin eingrenzen.

Einige Krankheiten und Verletzungen zeigen ein ähnliches Erscheinungsbild, erfordern jedoch eine andere Behandlung. Beispiele für Verletzungen sind ein Sehnenriss, eine rupturierte Baker-Zyste, eine Muskelprellung, oder selten ein Ermüdungsbruch. Beispiele für Krankheiten mit Symptomen, die einem Muskelfaserriss ähnlich sehen, sind einige Formen der Myositis, Thrombophlebitis, oder Thrombosen.

Bei einer Zerrung sollte man jegliche Bewegungen vermeiden, hierzu zählen schnelle Drehungen des Beines oder einfache Muskelbelastungen, denn sonst kann es noch zu einem Muskelfaserriss führen. Deshalb sollte man eine Zerrung nie unterschätzen.

Therapie

Als Sofortmaßnahme wird mit der Bewegung aufgehört und PECH (nach Böhmer) angewendet. PECH steht für Pause, Eis, Compression und Hochlagern.

Die wichtigsten Maßnahmen in der Folge sind die Schonung des Muskels und, falls nötig, die Schmerztherapie. Eine komplette Ruhigstellung ist meist nicht notwendig (Ausnahme nach einer operativen Rekonstruktion). An der Wade hat sich eine Hochlagerung des Beines bewährt, da die Schwellung in der Umgebung des Einrisses dann weniger auftritt und weniger Schmerzen bereitet. Physikalische Maßnahmen wie Kühlung und sanfte Massagen sind hilfreich. Die Wirksamkeit anderer Maßnahmen wie Reizstrom, Wärmebehandlung und die äußere Anwendung von Salben ist umstritten. Insgesamt ist die Spontanheilungsrate beim Muskelfaserriss hoch. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass die vom Arzt empfohlenen Pausen oft missachtet werden.

Ein chirurgischer Eingriff (findet nur bei Muskelsehnenrupturen/Muskelriss größeren Ausmaßes mit Funktionseinschränkung statt) ist besonders bei Sportlern notwendig, da sich der Muskel nicht selbst rekonstruieren kann. Es kommt zu Deformationen und Funktionsstörungen. Nach einer OP erfolgt eine 6-wöchige Ruhigstellung des betroffenen Muskels, um ein erneutes Zerreißen zu verhindern.

Als Folge des Muskelfaserrisses kommt es zu lokalen Vernarbungen in der Muskulatur, die meist subjektiv kaum bemerkt werden.

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