Mühle Grillenburg

Mühle Grillenburg

Die Wassermühle Grillenburg befand sich einst im gleichnamigen Ortsteil Grillenburg der Stadt Tharandt am Tharandter Wald im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Von der Mühle sind hinter dem heutigen Gasthof noch das Wohn-, Gast- und Backhaus Wiesenhaus und die Remise erhalten.

Ortsansicht mit Schlossbrücke, Spritzenhaus, Mühle und Gasthof um 1860
Mühle und Gasthof (unten) bzw. Mühlenruine mit Gasthof (oben) um 1900
Kellergewölbe der Backstube aus dem 16.Jh. im Wiesenhaus
Türstock von 1783 am Wiesenhaus
Gasthof heute als Waldhof zu Grillenburg mit Postkutsche

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Reste der alten Schenke werden 1730 in alten Forstakten als Schänkhübel genannt. Außerhalb der 1554-58 errichteten kurfürstlichen Jagdhausanlage wurde 1557 auch eine Schänke mit Stallungen für 82 Pferde errichtet. Sie ist auf der ältesten Darstellung des Jagdhauses Grillenburg um 1580 eingezeichnet und ging schon Ende des 17. Jahrhunderts wieder ein.

Geschichte

1704 erging die Baugenehmigung für eine Amtsmühle östlich der Stelle der alten Schänke, die verpachtet wurde, wobei die Pächter den 1713 aufgestockten Mühlenbau zunehmend verfallen ließen. Nach langen Verhandlungen erfolgte 1736 der erbliche Verkauf für 500 Gulden an Georg Naumann aus Colmnitz. Damit verbunden waren die Erlaubnis der Waldhutung (Waldweide) für 6 Kühe, die Genehmigung, den Schneidegang (Sägemühle) durch einen Ölgang (Ölmühle) zu ersetzen, das Recht der Ausspannung (Pferdewechsel), die freie Schank-, Mahl- und Back-Gerechtigkeit und das Recht des freien Holzsammelns im Wald.

Da die Amtsmühle nun nicht mehr dem kurfürstlichen Amt unterstand, wurde das nun private Mühlengrundstück mit Grenzsteinen markiert. Diese Grenzsteine trugen zur Mühle hin die Jahreszahl 1736 und nach außen die Kurschwerter, ähnlich den Forstgrenzsteinen, die 1735-40 um den Tharandter Wald gesetzt wurden. Einer dieser Rainsteine aus Sandstein vom Mühlengrundstück ist heute in der Ausstellung zur Jagdhausgeschichte im Jagdschloss Grillenburg ausgestellt.

Bereits 1737 verkaufte Georg Naumann die vererbte HochHerrschaftliche Mühle an seinen Schwiegersohn, den Hufschmied Christian Kernd(t) aus Pretzschendorf. Dieser bekam 1737 die Konzession für den Bau einer Schmiede im Mühlengrundstück. Einem späteren Besitzer, dem Erbmüller Johann Gottlob Ficke (sen.), gelang es am 1780 auch noch die Konzession zur Beherbergung, das Schlachten und den Fleischverkauf zu erlangen. In diesem Jahr entstand auch der Ort Grillenburg.

Der Erbmüller ließ 1783 das bis heute erhaltene, alte Wohn-, Back- und Gasthofsgebäude (Wiesenhaus) erneuern bzw. neu errichten und die Schmiede 1784 abreißen, ohne die Schmiedekonzession aufzugeben. Die Mühle übernahm später sein Sohn Johann Gottlob Ficke (jun.). 1818 war Christian Friedrich Heinsch Besitzer der Amtsmühle.

Die Gebäude des Fürstenhauses und der Fronfeste im Jagdhausgelände wurden 1828 abgerissen und das Material diente dem Mühlen- und Schenkbesitzer Traugott Lindner zum Neubau des heutigen Gasthofes. Der Kamin aus dem Kurfürstenzimmer im Eingangsbereich, die Fenstergewände und die alten Türgewände im Keller des Gasthauses aus Grillenburger Sandstein erinnern bis heute daran.

Inzwischen führte die 1826 angelegte Dresden-Freiberger-Chaussee durch Grillenburg (heute Ferienstraße Silberstraße) und löste den alten Fürsten- oder Herrenweg ab, der über Fördergersdorf und Spechtshausen führend, bis dahin die Hauptverbindung von Dresden nach Grillenburg war.

1855-65 und 1869-77 diente das Wiesenhaus (der alte Gasthof) u. a. der Sammelschule Grillenburg als Unterrichtsraum. Um die Jahrhundertwende soll die Mühle aufgrund eines Kurzschlusses im Gleichstromgenerator abgebrannt sein. Ihr Standort war zwischen dem noch erhaltenen Wiesenhaus bzw. dem gegenüberliegenden Wirtschaftsgebäude hinter dem Gasthof Grillenburg und dem Grunder Weg (heute: Standort neues Einfamilienhaus) an der heutigen Triebisch. Der damalige Besitzer war Paul Glanzberg.

Heutiger Zustand

Die letzten Erhaltungsmaßnahmen am Wiesenhaus, in dem sich bis heute noch die historische Backstube befindet, nahm 1969 Gasthofsbesitzer Heinz Stephan vor. Die Chemnitzer Verkehrsbetriebe ließen als Ferienheimbetreiber 1978-92 das noch bewohnte Wiesenhaus verfallen. Nach dem Ausbau des Gasthofes zum Waldhotel Zur Grille durch die Familie Dietmar Kumpfe wurde das alte Wirtschaftsgebäude (Remise) hinter dem Gasthof instand gesetzt und für Veranstaltungen der Erlebnisgastronomie genutzt, während das nicht mehr zum Objekt gehörende Wirtschaftsgebäude vor dem Gasthof für ein neues Reihenhaus 1996 verschwand.

Heute besteht das Ensemble mit Wiesenhaus, Wirtschaftsgebäude und Gasthof als Gasthaus & Pension Waldhof zu Grillenburg und wird seit Juli 2007 von Familie Philipp betrieben. Es dient sogar wieder als Ausspanne für die historische Grillenburger Postkutsche. Mit Tagesfahrten in der Region erinnert sie seit September 2004 ihre Fahrgäste eindrucksvoll daran, dass 1829/33-62 der Postkurs Dresden-Nürnberg mit Postkutschen und Postreitern auf der Dresden-Freiberger Chaussee durch den Tharandter Wald führte.

Literatur

  • Walter Bachmann: Grillenburg, Mitteilungen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz, Heft 5-8, Band XXV, Dresden 1936
  • André Kaiser: Die Amtsmühle zu Grillenburg, Rund um den Tharandter Wald, Dezember 1999

Weblinks

 Commons: Wassermühle Tharandt-Grillenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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