Müzeyyen Senar

Müzeyyen Senar

Müzeyyen Senar (* 1919 bei Bursa) ist eine Sängerin der türkischen Kunstmusik (Türk sanat müziği).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Müzeyyens war das dritte Kind einer Bauernfamilie in der Nähe von Bursa. Zehra, die Mutter soll selbst eine wunderschöne Stimme gehabt haben, mit der sie ihren Kindern oft vorsang. Es dauerte nicht lange, bis auch Müzzeyen die meisten türkischen Volkslieder beherrschte und bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten singen durfte. Im Alter von fünf Jahren entwickelte sie nach der Rückkehr von einer Hochzeitsfeier eine Sprachstörung und begann, heftig zu stottern, was beim Singen nicht auftrat und sie dazu veranlasste, sich in den Gesang zu flüchten.[1]

Als sie 12 Jahre alt war, verließ sie heimlich die Wohnung ihres Vaters und zog zu ihrer Mutter nach Istanbul, wo sie im Stadtteil Üsküdar aufwuchs.[1] 1931 wurde sie am Üsküdar Musiki Cemiyeti, Istanbuls renommiertestem Konservatorium aufgenommen, gefolgt von Unterricht an der damaligen Orientalischen Musikschule von İstanbul, wo sie Mustafa Nâfiz Irmak, Osman Nihat Akın, Selahattin Pınar, Yesari Asım Arsoy und andere Künstler der klassischen türkischen Musik kennenlernte.

1933, im Alter von 14 Jahren, wurde sie für das türkische Radio entdeckt. Noch im selben Jahr hatte sie ihre Bühnenpremiere und nahm eine Schallplatte auf. Zahllose Auftritte im Radio und in Konzerthallen folgten.

Ihr künstlerischer Erfolg verschaffte ihr Zutritt zu höheren gesellschaftlichen Kreisen, wo sie nun zu den bekannten und erfolgreichen Sängerinnen wie Safiye Ayla, Selma Hanım, Lale Belkıs, Nimet Hanım, Hikmet Rıza oder Feriha Hanım gezählt wurde. 1936 durfte sie dem türkischen Staatspräsidenten Mustafa Kemal Atatürk im Dolmabahçe-Palast vorsingen. Sie ließ sich im noblen, damals „französisches Viertel“ genannten Beyoğlu nieder.

Seit den 1970er Jahren wurde die türkische Salonmusik von der Popmusik verdrängt. 1983 gab Müzeyyen ihr letztes Konzert und war vom Publikum beinahe vergessen, obwohl 1998 das Album Bir Ömre Bedel entstand, auf dem Müzeyyen Senar im Duett mit Sezen Aksu, Ajda Pekkan, Tarkan, Nilüfer, Levent Yüksel, Sebnem Ferah, Kubat, ihrer Tochter und anderen singt.

2005 war sie eine der Protagonisten in Fatih Akıns Dokumentarfilm über die türkische Musikszene „Crossing the Bridge - The Sound of Istanbul“. 2006 stellte Sezen Aksu sie als ihre „musikalische Mutter“ vor und ermöglichte ihr ein Konzert im Istanbuler Büyük Londra Hotel, bei dem auch Musiker ihrer Ära und ihres Alters das Orchester bildeten.

Sie war Vorbild und Lehrerin vieler Künstler, wie Zeki Müren, Bülent Ersoy, Sezen Aksu, Behiye Aksoy, Gönül Yazar und anderer.

Sie hat eine Tochter, Feraye, die ebenfalls Sängerin ist.

Kurioses

Senar sang die türkischen Lieder, die bei der Synchronisation von arabischen (vor allem ägyptischen) Filmen die arabischen Filmlieder ersetzten. Die meisten dieser Lieder wurden von Sadettin Kaynak für die Synchronisation in der Länge des zu ersetzenden arabischen Liedes komponiert. Heute sind alle diese Filme verschollen.[1]

Literatur

  • Radi Dikici Cumhuriyet’in Divası Müzeyyen Senar: Türk Musikisinin 75 Yıllık Hikayesi (Die Diva der Republik Müzeyyen Senar: Die 75-jährige Geschichte der türkischen Musik), Istanbul 2005, ISBN 9751410479 (Biografie in türkisch)

Einzelnachweise

  1. a b c Sabah - Interview von Atilla Dorsay

Weblinks


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