- Arndt-Gymnasium Dahlem
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Arndt-Gymnasium Dahlem Schulform Gymnasium Gründung 1908 Ort Berlin Land Berlin Staat Deutschland Koordinaten 52° 27′ 32,4″ N, 13° 16′ 48,5″ O52.45901258491413.280136031256Koordinaten: 52° 27′ 32,4″ N, 13° 16′ 48,5″ O Schüler ca. 700 Lehrer 65 Leitung Frau Dr. Stäbe-Wegemund Website http://www.agd.cidsnet.de Das Arndt-Gymnasium Dahlem (AGD), benannt nach dem Schriftsteller Ernst Moritz Arndt (1769-1860), wurde 1908 als Landschulheim, vor allem für den preußischen Adel, gegründet. Es ist heute eine "Schule besonderer pädagogischer Prägung" in humanistischer und reformpädagogischer Tradition mit starker musischer, aber auch naturwissenschaftlich-mathematischer Ausrichtung sowie Englisch als erster Fremdsprache. Ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung, eigenmotiviertes und soziales Lernen sind Leitprinzipien. Das AGD beschreibt seine besondere Charakteristik wie folgt: "Das humanistisch orientierte Arndt-Gymnasium Dahlem hat ein ästhetisch-musisches Profil."
Geschichte
Das Arndt-Gymnasium Dahlem wurde 1908 als privates, elitäres Landschulheim, vor allem für den preußischen Adel, im Geiste der Reformpädagogik im damals noch „weit draußen“ liegenden Dahlem gegründet. Die Bauten des Schulgebäudes selbst sowie der angrenzenden Landschulheime, die heute anderen Zwecken dienen, zeigen einen relativ strengen, klassizistisch und frühmodern „begradigten“ Jugendstil.
Weimarer Zeit und Nationalsozialismus überstand die Schule zumeist neutral, geschützt von der Machtposition seiner Klientel, die sich mehrheitlich aus dem konservativen, aber nicht militant nationalsozialistischen Adel und dem Großbürgertum speiste. Während der Novemberrevolution und der frühen Weimarer Zeit standen Kollegium und Schülerschaft entsprechend stramm auf Seiten der deutschnationalen Reaktion.[1]. Nicht nur meldeten sich einige der Schüler zu den Verbänden der Freikorps, es wurden auch jene, die als Freikorps-Angehörige zu Tode kamen, auf der Tafel der Schule für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aufgeführt. Dort sind bis heute neben den Toten der Kriegsjahre 1915-1918 auch solche der Jahre 1919 und 1921 genannt. Im Zweiten Weltkrieg trafen das Schulgebäude Bombenschäden, die nach dem Kriege zunächst notdürftig repariert wurden. Später wurde der bauliche Originalzustand wieder hergestellt und in stilistischem Widerspruch durch zwei Neubauten ergänzt.
Die Nachkriegszeit brachte die Schließung des zunächst noch weiter betriebenen Landschulheims mit sich. Die Schule wurde zur öffentlichen Einrichtung des Landes Berlin, das in den frühen 1970er Jahren auch hier die Reformierte Oberstufe einführte.
Entsprechend dem Berliner Schulgesetz erlangte das AGD den Status einer „Schule besonderer pädagogischer Prägung“ aufgrund eines derzeit noch laufenden Schulversuchs, der die unten beschriebene „Werkstatt ästhetische Bildung“ zum Gegenstand hat. Im Schuljahr 2006/07 kam der „grundständige Zug“ hinzu, das heißt die (begrenzte) Möglichkeit, bereits ab der 5. Klasse auf das Gymnasium überzuwechseln.
Vom 5. bis 11. Oktober 2008 feierte das Arndt-Gymnasium Dahlem sein 100-jähriges Bestehen in einer Festwoche.
Pädagogische Ausrichtung und Leistung
Wie das programmatische Profil besagt, versteht sich das AGD als ein Gymnasium in humanistischer Tradition. Dies bedeutet, dass junge Menschen klassisches Bildungsgut nahe gebracht wird, aber auch, dass der „ganzheitliche Mensch“ herangebildet werden soll, der „uomo universale“ im Sinne der humanistischen Renaissance, also nicht nur der geistig-musische, auch der technisch-pragmatische und der sportliche Mensch. So ist zu verstehen, dass erste Fremdsprache das nützliche Englisch ist, der Latein, Griechisch und Französisch folgen, und dass neben der musischen Bildung auch die naturwissenschaftlich-mathematische und die gesellschaftswissenschaftliche Erziehung, sowie nicht zuletzt die körperliche, vor allem auch draußen in der Natur, gleichermaßen gepflegt werden.
Das Heranwachsen des ganzheitlichen Menschen sowie einer kreativen Persönlichkeit mit jeweils besonderen Begabungen versucht das AGD durch verschiedene fächerübergreifende, projekt-orientierte Unterrichtsangebote systematisch zu fördern (40 Leistungskurskombinationen sind wählbar).
Gegründet im Geiste der Reformpädagogik, ist der Schule noch heute die Unterstützung eigenverantwortlichen, selbstmotivierten und gemeinschaftlichen Lernens ein besonderes Anliegen. „Lernen, wie man lernt!“ - als Vorbereitung für ein heute unabdingbares lebenslanges Lernen - bleibt verbindliches Motto.
Sprachenfolge
Erste Fremdsprache ist Englisch. Zweite Fremdsprache ist Latein (ab Klasse 7), im grundständigen Zug ab Klasse 5. Die Schüler dieses Zugs lernen ab Klasse 8 Altgriechisch als 3. Fremdsprache.
Französisch kann als Wahlpflichtfach ab Klasse 8 gewählt werden; in Klasse 10 wird ein Zusatzkurs geboten. Schüleraustausch mit Schulen in Großbritannien, den USA, Frankreich, der Schweiz und Schweden intensiviert die praktischen Sprachkompetenzen.
Projektfach Englisch - Latein
Resultat der besonderen Bemühungen des AGD, motivationssteigernd zu unterrichten, ist das Projektfach Englisch - Latein. Hier lernen Fünftklässler Englisch und Latein kombiniert mit entsprechenden Synergie-Effekten: die Attraktivität des 'lebendigen' Englisch überträgt sich auf das 'tote' Latein, die lateinische Grammatik-Schulung wird auch für Englisch fruchtbar. Gemeinsam entwickelt man ein Theaterstück und trägt dieses dann - bilingual vor.
Naturwissenschaften - Mathematik - Informatik - Computer
Zusätzlich zu den üblichen Angeboten ist der Projektunterricht "Natur und Technik" besonders hervorzuheben. Hier werden anhand bestimmter, fächerübergreifender Themen bzw. Projekte die verschiedenen naturwissenschaftlich-mathematischen Stoffe zusammengeführt und praxisnah sowie kreativitätsfördernd in Teams aus Schülern und Lehrern unterrichtet. Projekt-Titel lauteten zum Beispiel: Wetterbeobachtung, Vergleich mit Wetterkarten; Windenergie – Standorte von Windkraftanlagen, Bauformen; Untersuchung von Baustoffen, Baustoffchemie; Herstellung und Untersuchung von Kosmetika; Wir erfinden neu: den Heißluftballon, das Flugzeug.
Besonders kultiviert wird der Informatik-Unterricht sowie der Umgang mit Computern. Programmieren wird theoretisch und praktisch unterrichtet, wobei in Arbeitsgruppen auch Schüler zu Dozenten werden; So ist zum Beispiel die Website der Schule unter maßgeblicher Beteiligung von Schülern programmiert. Selbstverständlich geworden ist die Nutzung des Internets für Recherchen sowie des Computers für beamer-unterstützte Präsentationen.
Gesellschafts- und Geisteswissenschaften
Geschichte und Politikwissenschaft gehören zu einer Bildung. Ethik ist Pflichtfach, Religion kann gewählt werden, Philosophie hat den Status des Abiturfachs.
Gedenkstättenfahrten
Die Gedenkstättenfahrten widmen sich besonders der jüngeren deutschen Geschichte. Aufgesucht werden Orte der NS-Diktatur und des Holokaust. Dabei lernen die Schüler aber auch Nachbarländer, vor allem die osteuropäischen, kennen.
Anbindung an die Wirtschaft
Eine moderne humanistisch-reformpädagogische Bildung vernachlässigt nicht den pragmatischen Gegenwartsbezug zum handwerklichen Tun und zum realen Wirtschaftsleben. Daher sind in Klasse 10 Betriebspraktika eingerichtet.
Ästhetisch-musische Bildung
Die ästhetisch-musische Bildung nimmt am AGD eine Schlüsselstellung ein. Sie umfasst die folgenden Fächer und integriert diese dem Spezialangebot „Werkstatt Ästhetische Bildung“.
Bildende Kunst
Neben klassischem Kunstunterricht wird besonderes Augenmerk auf die Arbeit mit Computern als Entwurfs- und Visualisierungswerkzeug gelegt; In CAD-Workshops werden - auch mit Hochbegabten - Erfindungen entwickelt und Gebäude entworfen so zum Beispiel eine Mensa für die Schule.
Musik und Darstellendes Spiel
Dem Musik-Unterricht gilt am AGD besondere Aufmerksamkeit. Es gibt mehrstufige Schulorchester, Klassenorchester und -Ensembles, Big-Bands und Chöre. Regelmäßig finden Musikaufführungen statt.
Grundlage der musikalischen Ausbildung ist die Klassik. Die Schule verfügt über eine Aula mit Orgel. Die Jazz-Orchester des AGD haben Preise gewonnen, kooperieren mit Jazz-Musikern wie Till Brönner, und treten auch außerhalb der Schule auf. Rock-Musik wird in Arbeitsgruppen geübt und ist in die Schulaufführungen integriert.
„Darstellendes Spiel“, sprich Theaterunterricht, kann als Abiturfach gewählt werden.
Werkstatt Ästhetische Bildung
Aus dem „Darstellenden Spiel“ entwickelte sich die „Werkstatt Ästhetische Bildung“, in der die verschiedenen Sparten der musischen Bildung in Theater- und Tanztheater-Projekten gebündelt werden. Schauspiel, Musik, Bildende Kunst und Deutsch-Unterricht kommen hier also zusammen, und bilden ein Forum für team-orientiertes Lernen, in dem der Schüler seine Fähigkeiten der gestischen und sprachlichen (Selbst-)Präsentation trainiert.
Sport
Am AGD wird neben üblichem Sportunterricht Training in Rugby, Tennis und Skifahren angeboten.
Ein großer Sportplatz mit weichem Kunststoffbelag grenzt an Schule und Pausenhof an. Nur eine Sporthalle steht derzeit zur Verfügung, da die Zweite als Lehrerzimmer genutzt wird, bis das Raumproblem der Schule gelöst ist; ferner das Haus der Ruderer am Kleinen Wannsee. Teil des Pausenhofes ist ein Basketball-Platz.
Rudern
Eine herausragende Stellung nimmt das Rudern auf den Gewässern rings um Berlin ein, auch das mehrtägige Wanderrudern gehört zur Schultradition. Die Schule verfügt als Mitglied im Schülerruderverband Wannsee mit über dessen Bootshausanlage am Kleinen Wannsee.
Schüler
Circa 700 Schüler werden am AGD unterrichtet. Sie verteilen sich etwa gleich auf beide Geschlechter. In der Sekundarstufe I (Klasse 5-10) gibt es circa 15 Klassen. Die Klassenfrequenz beträgt circa 29. In der Sekundarstufe II (Klasse 11-13, bald -12) gibt es in Jahrgang 11 9 Basiskurse und 12 Profilkurse. Bei den Jahrgängen 12 und 13 sind 55 Grundkurse und 25 Leistungskurse im Programm, wobei 44 LK-Kombinationen wählbar sind. Zur Pflege internationaler Kontakte hat das AGD zur Zeit 15 Gastschüler.
Lehrer
Die 65 Lehrer sind etwa gleich auf beide Geschlechter verteilt. Fünf Studienreferendare und ein Schulhelfer sind im Einsatz. Schulleiterin ist Dr. Ute Stäbe-Wegemund, stellvertretender Schulleiter ist Tilmann Kötterheinrich-Wedekind, der selbst Schüler des Arndt-Gymnasiums war.
Besondere Angebote
Das AGD bereichert sein normales Programm durch mehrere besondere Angebote.
Hochbegabten-Förderung
Das AGD nimmt am Berliner Programm zur Förderung von Hochbegabten teil. Dabei engagiert sich besonders der Fachbereich Kunst, der „junge Erfinder“, insbesondere durch CAD-Training, unterstützt. Auch die Naturwissenschaftler bieten Kurse, speziell für mathematisch Hochbegabte.
Internationale Kontakte
Teil der Nachkriegstradition sind internationale Kontakte, die in Form von Reisen und Gegenbesuchen mit Großbritannien, den USA, Frankreich, der französisch-sprachigen Schweiz und dem englisch-sprachigen Schweden unterhalten werden.
Mediations-AG
Seit dem Erfurt-Massaker wird eine „Mediations AG“ betrieben, in der Schüler und Lehrer in Sachen Konfliktmanagement professionell ausgebildet werden und ihre Kenntnis schulintern anwenden.
Technische Ausstattung
Schulräume
Das AGD verfügt über 80 Räume, wovon 67 Unterrichtsräume und 22 Fachräume für (Physik, Chemie, Biologie, Erdkunde, Kunst, Musik) sind. Hinzu kommt die Schulbibliothek und ein großer, begrünter Pausenhof, der an den Sportplatz grenzt.
Computer-Räume
Vier voll ausgestattete Computerräume finden sich am AGD, die teilweise in einer eigenen Villa liegen (das frühere Direktorenhaus), in der vor allem der Informatik-Unterricht stattfindet.
Lage und Verkehrsanbindung
Das AGD liegt im Villen-Vorort Dahlem, in dem sich unweit auch die Freie Universität Berlin befindet. Verkehrstechnisch ist die Schule durch den U-Bahnhof Dahlem-Dorf und Bus-Linien auf der Königin-Luise-Straße und der Clay-Allee angebunden.
Vor dem Gymnasium befand sich ab 1905 der westliche Endpunkt der Straßenbahn der Gemeinde Steglitz. Nachdem diese 1920 in der Berliner Straßenbahn aufging, wurde sie bis 1959 von der Linie 40 bedient und anschließend eingestellt.
Finanzierung
Das AGD wird hauptsächlich vom öffentlichen Träger finanziert. Auch die „Alten Arndter“ tragen durch ihre Spenden bei.
Altschüler
Das AGD wird von dem Verein „Freunde des Arndt-Gymnasiums e.V. Alte Arndter“ unterstützt. Er gibt die Zeitschrift der Schule heraus: die „Dahlemer Blätter“. Jährlich treffen sich die nostalgischen Ehemaligen am „Dahlemer Tag“.
Ehemalige
- Michael Braun, Abitur 1974, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses
- Carl-Ernst Büchting, Abitur 1934, Agrarwissenschaftler und Unternehmer
- Ina Czyborra (* 1966), Landtagsabgeordnete
- Annette Dasch, Abitur 1995, Sopranistin
- Jens Jessen, Feuilletonchef der Wochenzeitung Die Zeit
- Lukas Krieger, Abitur 2007, ehemaliger Bundesvorsitzender der Schüler Union
- Luise von Neumann-Cosel, Abitur 2005, Sprecherin von X-tausendmal quer
- Karl-Georg Pulver, Abitur 1947, Anästhesiologe
- Christian Schwarz-Schilling, Abitur 1950, ehemaliger Bundesminister für Post und Telekommunikation
- Dennis Wiese, Abitur 2002, ZDF Fanexperte bei der Fußball WM 2010
Einzelnachweise
- ↑ Jugenderinnerungen von Karl Rode, Pennäler in Großer Zeit, Dahlemer Blätter 1976,1 (gekürzte Online-Fassung)
Weblinks
Commons: Arndt-Gymnasium Dahlem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
- www.agd.cidsnet.de: Website des AGD
Kategorien:- Berlin-Dahlem
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