Nachspiel

Nachspiel

Das Nachspiel ist ein kurzes, heiteres und teilweise derbes, possenhaftes Stück, das in der europäischen Theatertradition bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nach der Aufführung eines dramatischen Bühnenwerks folgte. Sie war eine so genannte Nachkomödie, zum Teil auch mit Pantomime oder Ballett. Inhaltlich bestand meist kein Zusammenhang zur Hauptaufführung.

Inhaltsverzeichnis

Varianten

In der Geschichte des Theaters haben sich viele unterschiedliche Formen des Nachspiels herausgebildet,

Geschichte

Das erste bezeugte Nachspiel des deutschsprachigen Theaters Vom Bauern Mopsus, der seine Frau verprügelt stammt aus dem Jahr 1581. Es steht in der Tradition der Fastnachtsspiele. Die Nachspiele waren beim Publikum außerordentlich beliebt und nicht nur attraktiver als die vorhergehende große Tragödie, sondern sogar beliebter als die Haupt- und Staatsaktion.

Johann Christoph Gottsched versuchte im Zuge seines Versuchs einer Theaterreform 1737 in Leipzig den Hanswurst als Hauptdarsteller von der Bühne zu verbannen – ironischerweise in einem dafür verfassten Nachspiel. Er konnte sich jedoch nicht durchsetzen und empfahl statt der improvisierten, oft aus dem Stegreif gespielten Burlesken dramaturgisch ausgearbeitete Einakter wie die Schäferspiele. Auch diese etablierten sich nicht; noch 1757 folgte nach einer Aufführung von Gotthold Ephraim Lessings bürgerlichem Trauerspiel Miss Sara Sampson (1755) in Lübeck die Ballettpantomime Der vom Arlekin betrogene Pantalon und Pierrot. Sogar in der großen Zeit der Hamburgischen Entreprise (1767–69) wurde nach bedeutenden Dramen wie Nathan der Weise ein komisches Nachspiel gegeben. Erst am Ausgang des 18. Jahrhunderts endete die Theaterpraxis der Nachspiele.

Nachspiel als Bestandteil von Dramen

Nicht mit dieser Tradition zu verwechseln sind Nachspiele, die mit dem Hauptstück in einem thematischen Zusammenhang stehen, wie beispielsweise die allegorischen Ausdeutungen der Jesuitendramen, und der dramatische Epilog, der einen Nachtrag oder Ausblick aus dem Stück bietet, unter anderem in Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden (1949) und Max Frischs Biedermann und die Brandstifter (1958), von Pavel Kohout in seinen Einaktern auch mit Vor- und Pausenspielen kombiniert. Diese Form des Nachspiels entstand erst im 19. Jahrhundert, zum Beispiel in Friedrich de la Motte Fouqués Die Belagerung von Byzanz oder Griechisches Feuer (2004 posthum veröffentlicht).

Literatur

  • David Genthin John: The German Nachspiel in the eighteenth century. Toronto 1991. ISBN 0-8020-2771-7
  • Christopher Maidment: Satura und Satyroi. Die englische Renaissance-Satire im Widerstreit zweier Etymologien. Studien zur Aufdeckung einer Gattungskontamination am Beispiel der elisabethanisch-jakobäischen satirischen Literatur. (Dissertation) München 1993
  • Susan Kattwinkel: Tony Pastor presents: afterpieces from the vaudeville stage. Westport (Connecticut) 1998. ISBN 0-313-30459-9

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  • Nachspiel — Nachspiel, 1) kleines, meist ein actiges Lustspiel, Operette od. Vaudeville, wenn solche, zur Ausfüllung des Theaterabends, nach einem größeren Stücke noch aufgeführt werden; 2) bei großen Stücken ein meist mit neuem Titel versehener Schlußact,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Nachspiel — Nachspiel, kleines, meist einaktiges Theaterstück, das bestimmt ist, nach dem Schluß größerer Stücke gegeben zu werden. In der Musik heißt N. (Postludium) ein Orgelstück, das nach Schluß des Gottesdienstes gespielt wird, während die Gemeinde die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nachspiel — Nachspiel, kleineres Drama, Operette, Vaudeville, das nach dem Schlusse eines größeren Stückes gespielt wird, manchmal mit diesem in einem inneren Zusammenhange stehend …   Herders Conversations-Lexikon

  • Nachspiel — er et tysk fremmedord for et efterspil …   Danske encyklopædi

  • Nachspiel — 1. ↑Epilog, 2. Postludium …   Das große Fremdwörterbuch

  • Nachspiel — Nach|spiel [ na:xʃpi:l], das; [e]s, e: unangenehme Folge, Nachwirkung einer Handlung, Angelegenheit: die Sache wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Syn.: ↑ Konsequenz. * * * Nach|spiel 〈n. 11〉 1. kurzes Theater od. Musikstück als… …   Universal-Lexikon

  • Nachspiel — 1. Epilog, Nachtrag, Schlussrede, Schlusswort. 2. Auswirkungen, böses Ende, Folgen, Nachwirkungen; (geh.): Nachwehen. * * * Nachspiel,das:1.〈AbschlusseinesTheaterstückes〉Epilog–2.〈späterauftretendeod.erkennbarwerdendeunangenehmeFolgen〉Nachwirkung♦… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Nachspiel — Na̲ch·spiel das; meist Sg; die (meist unangenehmen) Folgen einer Handlung oder eines Vorfalls ≈ Konsequenzen, Folgen <etwas hat ein gerichtliches Nachspiel>: Das wird noch ein Nachspiel haben! …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Nachspiel — das Nachspiel, e (Aufbaustufe) eine unangenehme Folge einer Handlung o. Ä. Synonyme: böses Ende, Nachwehen (geh.) Beispiel: Der Tod des Mannes im Supermarkt hatte ein gerichtliches Nachspiel …   Extremes Deutsch

  • nachspiel — nach|spiel sb., et, nachspiel, ene (sammenkomst efter fx et møde el. en teaterforestilling) …   Dansk ordbog

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