- Pavel Kohout
-
Pavel Kohout (* 20. Juli 1928 in Prag) ist ein tschechisch-österreichischer Schriftsteller und Politiker.
Kohout stammte aus einer politisch engagierten Familie; sein Vater war Ende Mai 1942 am Attentat auf Reinhard Heydrich beteiligt.
Nach Erreichen der Hochschulreife begann Kohout an der Universität seiner Heimatstadt Philosophie zu studieren. 1945 trat er in die Kommunistische Partei (KSČ) ein und wurde ins Zentralkomitee des tschechoslowakischen Jugendverbandes berufen.
Nach Beendigung seines Studiums wurde Kohout Journalist und begann 1948 als Redakteur auf der Internationalen Rundfunkausstellung in Prag. Im darauffolgendem Jahr berief man ihn zum Assistenten des tschechischen Kulturattachés nach Moskau. Ende 1950 kehrte er nach Prag zurück und fungierte bis Frühjahr 1952 als Chefredakteur der satirischen Zeitschrift „Dikobraz“ (deutsch: Das Stachelschwein). Anschließend diente er bis 1955 in der Armee, wo er u.a. als Redakteur die wöchentlich erscheinende Zeitschrift „Československý voják“ (deutsch: Der tschechoslowakische Soldat) betreute.
Im Anschluss daran bekam Kohout eine Anstellung beim staatlichen Fernsehen. 1956 nahm ihn der „Svaz československých spisovatelů“ (deutsch: Verband tschechoslowakischer Schriftsteller) auf, dessen Mitglied er bis 1967 blieb. Ab 1952 wirkte er auch als Regisseur und leitete ab 1952 das Ensemble des zwischenzeitlich zum „Divadlo Julia Fučíka“ (deutsch: Julius Fučík-Theater) unbenannten Vrchlického divadlo [1] in nordbömischen Louny (deutsch: Laun).
Als Mitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) war er einer der Wortführer des Prager Frühlings. Nach dessen Scheitern wurde er 1969 aus der KSČ ausgeschlossen. Er war Mitverfasser und Unterzeichner der Charta 77. 1978 übernahm er einen Beratervertrag am Wiener Burgtheater. Daraufhin erfolgte die Ausweisung aus seiner Prager Wohnung. Er wurde 1979 mit seiner Frau Jelena ausgebürgert und ist seit 1980 österreichischer Staatsbürger. Ab 1989 konnte er wieder in der Tschechoslowakei publizieren. Pavel Kohout lebt in Prag und Wien und hält in ganz Österreich Vorträge und Vorlesungen.
Inhaltsverzeichnis
Ehrungen
- 1969 Franz-Theodor-Csokor-Preis
- 1977 Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur
- 1997 Das Glas der Vernunft (Kasseler Bürgerpreis)
- 1999 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
- 2002 Bundesverdienstkreuz der BRD
- 2004 Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
Werke (Auswahl)
- Theaterstücke
- Patt oder Spiel der Könige. Eine pausenlose Partie. Berlin 1987 (im Auftrag des Schlossparktheaters, Berlin)
- So eine Liebe. Spiel in 2 Teilen. Bärenreiter, Kassel 1973 (Kohouts Fernsehspielbearbeitung wurde 1968 vom Saarländischen Rundfunk produziert und im ARD-Programm ausgestrahlt)
- August August, August. Eine Zirkusvorstellung. Neufassung. Reich-Verlag, Luzern 1983, ISBN 3-7243-0092-1
- Das Leben im stillen Haus. Drei Einakter; „Pech unterm Dach“, „Krieg im dritten Stock“ und „Brand im Souterrain“. Hoffmann & Campe, Hamburg 1981, ISBN 3-455-03950-2.
- Zyanid um fünf. Ein Stück in einem Akt. 2. Fassung. Pegasus-Verlag, Berlin 1996.
- Armer Mörder. Nach Motiven der Erzählung „Vernunft“ von Leonid Andrejew. Bärenreiter, Kassel 1977. (Weltpremiere in Düsseldorf 1973, auch am Broadway in New York City)
- Reise um die Erde in 80 Tagen. Nach dem Roman von Jules Verne,. Bucher, Luzern 1969 (Dramatisierung im Auftrag des Stanislav Kostka Neumann-Theaters in Prag; endgültige Fassung mit dem Ensemble, dort auch uraufgeführt).
- Josef Schwejk oder „sie haben uns also den Ferdinand erschlagen“ und andere Zitate aus den Abenteuern des braven Soldaten Schwejk. Bärenreiter, Kassel 1967 (zuerst 1963 in Prag und 1967 mit Valter Taub in der Titelrolle am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg)
- Evol. Einakter. Bärenreiter-Verlag, Kassel-Wilhelmshöhe 1972. [2] [Anm. 1]
- Romane
- Die Henkerin. Roman („Katyňe“). Goldmann, München 1993, ISBN 3-442-09405-4.
- Aus dem Tagebuch eines Konterrevolutionärs("Deník kontrarevolucionáře"). Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-09862-9.
- Die Einfälle der heiligen Klara. Roman („Nápady svaté Kláry“). Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-09655-3.
- Wo der Hund begraben liegt. Roman („Kde je zakopán pes“). Goldmann, München 1997, ISBN 3-442-72095-8.
- Tanz- und Liebesstunde. deutsche Romanze („Hodina tance a lásky“). Goldmann, München 1991, ISBN 3-442-41016-9.
- Ende der großen Ferien. Roman („Konec velkých prázdnin“). Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-41497-0.
- Ich schneie. Roman („Sněžím“). Goldmann, München 1992, ISBN 3-442-42589-1.
- Sternstunde der Mörder. Roman („Hvězdná hodina vrahů“). Goldmann, München 1997, ISBN 3-442-72175-X.
- Meine Frau und ihr Mann. Eine Beichte („Ten žena a ta muž“). Knaus, München 1998, ISBN 3-8135-0079-9.
- Die lange Welle hinterm Kiel. Roman („Ta dlouhá vlna za kýlem“). Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-72965-3.
- Die Schlinge. Roman("Smyčka"). Osburg Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-940731-26-5.
- Sonstiges
- Briefe über die Grenze. Versuch eines Ost-West-Dialogs. Verlag Wegener, Hamburg 1968 (zusammen mit Günter Grass)
Literatur
- Veronika Ambros: Pavel Kohout und die Metamorphosen des sozialistischen Realismus. Lang, New York 1993, ISBN 0-8204-2015-8 (zugl. Dissertation FU Berlin 1989).
- Pavel Kosatík: Fenomén Kohout, Biografie, Paseka, Praha 2001, ISBN 80-7185-372-0 (tschechisch).
- Alfred Mensak, Siegfried Lenz (Hrsg.): Über Phantasie. Gespräche mit Heinrich Böll, Günter Grass, Walter Kempowski, Pavel Kohout. Hoffmann & Campe, Hamburg 1982, ISBN 3-455-04710-6.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.divadlolouny.cz/historie.htm
- ↑ Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund,
Permalink Deutsche Nationalbibliothek.
Anmerkungen
- ↑ Die deutschsprachige Version des Stücks wurde bereits im Oktober 1970 an der Probebühne des Grazer Schauspielhauses bzw. im Jänner 1971 an dem zum Theater in der Josefstadt gehörenden Kleinen Theater im Konzerthaus aufgeführt. – Siehe: Fritz Walden: Liebe und Zorn, verkehrt erklärt. In: Arbeiter-Zeitung, 30. Oktober 1970, S. 12 bzw. Hans Heinz Hahnl: Schwache Stücke, schlecht gespielt. In: Arbeiter-Zeitung, 31. Jänner 1971, S. 4.
Weblinks
Kategorien:- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Tschechisch)
- Drama
- Roman, Epik
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Ausprägung unbekannt)
- Träger des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur
- Träger der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
- Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst
- Unterzeichner der Charta 77
- KSČ-Mitglied
- Tscheche
- Geboren 1928
- Mann
- Tschechoslowake
Wikimedia Foundation.