- Nahrungsmittelpreiskrise 2007–2008
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Als Nahrungsmittelpreiskrise 2007–2008 wird die zeitlich begrenzte Preissteigerung von Nahrungsmitteln zwischen 2007 und 2008 bezeichnet. Die Preise der vier Hauptnahrungsmittel Reis, Mais, Weizen und Sojabohne verdreifachten sich etwa zwischen Herbst 2005 und Mitte 2008. Im Jahr 2007 wurde ein schneller Anstieg verzeichnet und die Preisspitzen wurden im Winter 2007 und Frühling 2008 erreicht. In Entwicklungsländern kam es teilweise zu Anstiegen der Verbraucherpreise von bis zu 40%. Im Laufe des Jahres 2008 sanken die Preise dann wieder.
Nach Schätzungen der FAO hungerten infolge der gestiegenen Preise 2007 weltweit mindestens 75 Millionen Menschen zusätzlich, darunter 41 Millionen in Asien und im pazifischen Raum und 24 Millionen im subsaharischen Afrika.[1] Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium schätzte den Effekt der höheren Preise 2007 auf 30 Millionen zusätzlich Hungernde in 70 analysierten Entwicklungsländern.[2] In über 60 Ländern kam es zu sozialen und politischen Unruhen, die teilweise auch gewalttägig verliefen.[3]
Ursachen
Aufgrund der komplexen Interaktionen verschiedener Einflüsse ist es nicht möglich, die direkten Ursachen des Preisanstiegs zu identifizieren. Dennoch lassen sich eine Reihe von Faktoren hervorheben, die gemeinsam zum Preisanstieg unmittelbar beitrugen:[4]
- global niedriges Verhältnis von Bestand zu Verbrauch
- Unsicherheiten Anfang 2008 über die bevorstehende Ernte
- Anstieg der Energiepreise
- Schwächung des US-Dollars
Eine Reihe weniger unmittelbarer Gründe spielte zudem eine Rolle. Die niedrigen Lagerbestände spiegeln eine Steigerung der Nachfrage gegenüber dem Angebot wider. Als Ursachen für dieses Phänomen sind zu nennen:[4]
- Bevölkerungswachstum und Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern und Staaten der Transformationsökonomie und Emerging Markets und die steigende Nachfrage nach tierischen Eiweißen
- niedrige Weizenernten 2006 und 2007
- starke Zunahme des Einsatzes von Getreide (insbesondere Mais in den Vereinigten Staaten) für die Produktion von Biokraftstoffen seit einigen Jahren
Aus manchen Kreisen kam zudem die Vermutung, dass Spekulation ein wichtiger kausaler Faktor gewesen sei. Mangelnde Datenqualität und statistische Tests machen es jedoch nicht möglich, diese Vermutung zu beweisen oder zu widerlegen. Wenngleich Spekulation theoretisch einen Einfluss auf Preise haben kann, suggeriert eine Durchsicht der potentiellen Mechanismen, dass Spekulation wahrscheinlich keinen signifikanten Beitrag zur Nahrungsmittelpreiskrise leistete.[4]
Exportbeschränkungen durch die Regierungen wichtiger Produktionsländer haben hingegen zweifellos zu einer Verschärfung der Krise geführt.[4] Bouet und Laborde (2010) schätzten den Anstieg des Weizenpreises aufgrund von Exportsteuern auf 20-40%.[5] Yu et al. (2011) schätzten, dass die Exportbeschränkungen von Exportländern und der Abbau von Importbeschränkungen in Importländern zusammen den Weltmarktpreis um 24% bei Reis, 14% bei Weizen und 9% bei Gerste erhöht hat.[6]
Literatur
- Headey, D. & Fan, S. (2008): Anatomy of a crisis: the causes and consequences of surging food price. Agricultural Economics, Vol. 39, Nr. s1, 375 - 391.
- von Braun, J. (2008): Food and financial crises. IFPRI: Washington, D.C.
- Timmer, C.P. (2010): Reflections on food crises past. Food Policy, Vol. 35, Nr. 1, 1-11.
- Blank, S., Roland-Holst, D., Sexton, R., Zilberman, D. (Hrsg., 2008): Special Issue: Causes and Consequences of the Food Price Crisis. ARE Update, Vol 12, Nr. 2. Giannini Foundation of Agricultural Economics, University of California.
- HMG 2010. The 2007/2008 Agricultural Price Spikes: Causes and Policy Implications. London: HM Government.
Einzelnachweise
- ↑ The State of Food Insecurity in the World 2008
- ↑ Food Security Assessment, 2007. ERS, USDA, 2008.
- ↑ von Braun, S. 6.
- ↑ a b c d Foresight. The Future of Food and Farming (2011). Final Project Report. The Government Office for Science, London. S. 107.
- ↑ Bouet, A., Laborde, D., 2010. Economics of Export Taxation in a Context of Food Crisis. Discussion Paper 00994. International Food Policy Research Institute.
- ↑ Tun-Hsiang “Edward” Yu, Simla Tokgoz, Eric Wailes, Eddie Chavez: A quantitative analysis of trade policy responses to higher world agricultural commodity prices. Food Policy 36: 545-561.
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