Naturschutzgebiet Jellen

Naturschutzgebiet Jellen
53.63527777777812.191666666667
Naturschutzgebiet Jellen (Mecklenburg-Vorpommern)
Naturschutzgebiet Jellen
Naturschutzgebiet Jellen
Blick vom Ort Jellen in Richtung des Naturschutzgebiets

Das Naturschutzgebiet Jellen ist ein Naturschutzgebiet in Mecklenburg-Vorpommern fünf Kilometer südwestlich der Stadt Krakow am See bzw. 3 Kilometer nordöstlich des Dorfes Jellen. Die Unterschutzstellung erfolgte 1957 als Naturwaldzelle mit einer Erweiterung im Jahr 1961. Aktuell wird eine Fläche von 24 Hektar abgedeckt mit dem Ziel, die Entwicklung eines 200-jährigen Altkiefernwaldes mit eingestreuten Wacholdergruppen zu schützen. Das Naturschutzgebiet liegt im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide.

Der Gebietszustand ist befriedigend. Es entstehen durch Windwürfe lichte Stellen, wodurch nachfolgend Laubbaumarten einwandern können. Jedoch kommt es durch die hohe Dichte an Schalenwild kaum zu einer tragfähigen Naturverjüngung, so dass die Bestände stellenweise Hutewaldcharakter aufweisen.

Der Kiefernwald stockt auf nährstoffarmen Sanderflächen mit Rohhumus, die im Pommerschen Stadium der letzten Eiszeit entstanden.

Inhaltsverzeichnis

Nutzungsgeschichte

Eine von Slawen angelegte Siedlung ist als Ort Jellen seit 1369 urkundlich belegt.[1]. Zwar hatte das Kloster schon 1227 Anspruch auf das Land um Jellen, doch mag der kümmerliche Sandboden eine Ausdehnung als Klostergebiet vorerst verhindert zu haben.[2] Jellen ging erst 1455 endgültig an das Kloster Dobbertin über und es folgte eine spontane Ausbreitung der Kiefer. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde Jellen 1633 von einem großen Kriegsruin heimgesucht und lag 1640 völlig wüst.

Erst nach 1700 wurde in Jellen ein selbstständiger Hof mit Verwalter als Meyerey, auch Schäferei genannt, eingerichtet. Auf der Wiebekingschen Karte von 1786 liegt das Gebiet noch unbewaldet, wird allerdings nicht mehr als Acker geführt. Acht Jahre später zeigt sich in der Schmettauschen Karte von 1794 bereits eine Kiefernbestockung auf denen der heutige Baumbestand gründet. Der schlechte, sandige Ackerboden wurde durch das Klosteramt zur Aufforstung freigegeben. Die Feldmark um Jellen wurde nun vom Forsthof Schwinz, das zum Dobbertiner Klosterforstamt gehörte, verwaltet.

Die Gebiete wurden in diesen Zeiten auch als Waldweide für Rinder genutzt. Unter den alten Kiefern konnte sich der gegen Verbiss durch Haustiere geschützte Gemeine Wacholder gut entwickeln, wie Reste des heutigen Wacholderbestandes bezeugen.

Zu DDR-Zeiten wurden die Kiefern zur Harz-Gewinnung genutzt, ein sechs Hektar umfassender Teil der Fläche kahl geschlagen und mit Kiefern aufgeforstet.

Pflanzen- und Tierwelt

Den Boden bedecken Drahtschmiele, Rot-Schwingel und Harz-Labkraut. An Brutvögeln sind im Gebiet Baumfalke, Schwarzspecht, Hohltaube (Columba oenas), Neuntöter, Wendehals, Seeadler, Kolkrabe und zahlreiche Meisenarten nachgewiesen. Weiterhin können Fledermausarten, wie der Große Abendsegler (Nyctalus noctula), die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathussii) und das Braune Langohr beobachtet werden. Sie nutzen den Höhlenreichtum der alten Kiefern zur Brut bzw. als Quartier zur Aufzucht der Jungen.[3]

Literatur

  • Volker Beiche/Walter Kintzel: In Naturschutzarbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Geschützte Bäume im Landkreis Parchim. Güstrow 2009, Heft 1, S.28.
  • Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Naturschutzgebiet Jellen 40. In: Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern. Demmler-Verlag, Schwerin 2003, S. 532 f.
  • Ralf Koch: Sicherung von Naturdenkmalen im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Entwicklung einer Konzeption, Woosten 2010. (unveröffentlichte Masterarbeit) 153 S.
  • Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB), Band I, Schwerin 1863 und Band V. Schwerin 1869.

Quellen

  • Landeshauptarchiv Schwerin
    • LHAS 5.12-4/2 Mecklenburgisches Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten

Karten

  • Topographisch oekonomisch und militaerische Charte des Herzogthums Mecklenburg-Schwerin 1758 Klosteramt Dobbertin mit der Sandpropstei vom Grafen Schmettau.
  • Wirtschaftskarte Forstamt Dobbertin 1927/1928.
  • Offizielle Rad- und Wanderkarte Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide 2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB) 13100
  2. MUB 343
  3. Ralf Koch: Sicherung von Naturdenkmalen im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Entwicklung einer Konzeption, Woosten 2010. (unveröffentlichte Masterarbeit) 153 S.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jellen — 53.62373212.148066 Koordinaten: 53° 37′ N, 12° 9′ O …   Deutsch Wikipedia

  • Flächennaturdenkmal Wacholderbestand Abt. 4184 Forstrevier Jellen — 53.6312.169444444444 Koordinaten: 53° 37′ 48″ N, 12° 10′ 10″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Ober Jellen — Horní Jelení …   Deutsch Wikipedia

  • Kläden (Dobbertin) — 53.6450512.055 Koordinaten: 53° 39′ N, 12° 3′ O …   Deutsch Wikipedia

  • Dobbertin — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Dobbiner Plage — Der ehemalige Dobbiner See auf der Wiebekingschen Karte von 1786 Die Dobbiner Plage ist der bis ins 19. Jahrhundert trockengelegte Dobbiner See, slawisch auch Wostrowitz genannt, auf dem Gemeindegebiet von Dobbertin im Landkreis Ludwigslust… …   Deutsch Wikipedia

  • Horní Jelení — Horní Jelení …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern — Diese sortierbare Liste enthält alle Naturschutzgebiete in Mecklenburg Vorpommern (Stand: 9. Februar 2009). Namen und Schlüsselnummern entsprechen den amtlichen Bezeichnungen. NSG Nr. Name des Naturschutzgebietes Landkreis / Kreisfreie Stadt… …   Deutsch Wikipedia

  • Ober Jeleni — Horní Jelení …   Deutsch Wikipedia

  • Ober Jeleny — Horní Jelení …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”