Naval Strike Missile

Naval Strike Missile
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NSM PICT0001.JPG
Technische Daten
Name: Naval Strike Missile (NSM)
Typ: Seezielflugkörper
Hersteller: Kongsberg
Durchmesser: 0,5 m
Flügelspannweite: Flügel entfaltet: 1,36 m
Flügel gefaltet: 0,7 m
Gewicht Start: 407 kg
Flug: 345 kg
Länge: 3,96 m
Antrieb: Start: Feststoffraketenbooster
Flug: TRI 40 Turbojet
Geschwindigkeit: Hoher Unterschallbereich
Reichweite: 185 km
Lenkung : GPS und INS
Endphasenlenkung: Bilddarstellender Infrarotsucher
Sprengkopf: 125 kg Hochexplosive Druck- und Splitterladung

Die Naval Strike Missile, kurz NSM oder auch als Nytt sjømålsmissil bezeichnet, ist ein norwegischer Seezielflugkörper mit Tarnkappeneigenschaften. Die Waffe ist speziell auch für küstennahe Operationen in den norwegischen Fjorden und Einsatz von kleinen Einheiten wie Schnellbooten und Hubschraubern ausgelegt.

Der Vertrag über die Entwicklung wurde 1996 unterzeichnet,[1] derjenige über die Serienproduktion für die Norwegische Marine wurde im Juni 2007 unterzeichnet.[2]

Inhaltsverzeichnis

Konzeption

Die NSM wird vom norwegischen Unternehmen Kongsberg Defence & Aerospace, das sich in norwegischem Staatsbesitz befindet, in Zusammenarbeit mit MBDA, einem Gemeinschaftsunternehmen der EADS, BAE Systems und Finmeccanica, entwickelt.

Am Anfang der Entwicklung stand die Idee, den inzwischen in die Jahre gekommenen, ebenfalls von Kongsberg entwickelten, Seezielflugkörper AGM-119 Penguin zu ersetzen. Die Penguin wurde nach zwei besonderen Vorgaben konstruiert, wodurch sie sich deutlich von den weit verbreiteten Exocet und AGM-84 Harpoon Flugkörpern unterschied:

  • Die Waffe musste von kleinen Einheiten einsetzbar sein. Die Penguin ist deshalb nur etwa zwei Drittel so schwer wie die besagten Antischiffswaffen.
  • Die sonst üblichen Radarsucher könnten in den engen Fjorden nicht eingesetzt werden, da die Felsen und das daraus folgende Radarecho ein zu großes Fehlerpotenzial darstellen würden. Deshalb wurde ein Infrarotsucher verbaut.

Zwar war die norwegische Marine die einzige, welche die Penguin auf größeren Einheiten (Oslo-Klasse) einsetzte, für kleine Startplattformen wie Hubschrauber wurde die Waffe jedoch zum Exporterfolg und konnte unter anderem an die US Navy verkauft werden.

Diese speziellen Anforderungen und letztlich auch Exportvorteile sollten für die NSM beibehalten werden. Alle anderen Parameter sollten jedoch über Bord geworfen werden, um einer kompletten Neukonstruktion unter Berücksichtigung aller technischen Fortschritte Platz zu machen. Insbesondere wurde Wert auf einen vollkommen neuen Antrieb mit einer erheblich höheren Reichweite, eine komplett neue Elektronik, welche gegen jegliche Störmaßnahmen immun sein sollte, sowie eine erhöhte Sprengwirkung bei gleichem Gewicht gelegt.

Technik

Der Lenkflugkörper hat bei einem Gewicht von 407 kg, respektive 345 kg ohne Booster, eine Länge von 3,96 m und eine Spannweite von 1,36 m. Vor dem Start sind die Flügel gefaltet, wodurch sich die Spannweite auf 70 cm reduziert.

Der Flugkörper soll eine besonders hohe Überlebensfähigkeit aufweisen. Zu diesem Zweck wurde die Radarsignatur auf ein Minimum reduziert, womit er sich von anderen westlichen Seezielflugkörpern, die nur verbesserte Versionen von jahrzehntealten Designs sind, klar abhebt. Erreicht wird diese Verringerung der Radarsignatur hauptsächlich durch die Verwendung von Verbundwerkstoffen an Stelle von metallischen Werkstoffen sowie durch eine optimierte Formgebung. Zudem ist die NSM als Sea Skimmer ausgelegt, das heißt der Flugkörper fliegt nur wenige Meter über der Meeresoberfläche. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit des Aufklärens des Flugkörpers verringert, weil Radarsysteme aufgrund der Erdkrümmung die Schicht direkt über der Erdoberfläche nur in einem relativ kleinen Umkreis abtasten können. Durch diese beiden Maßnahmen - Stealth und Sea Skimming - wird die Entdeckung und somit die Chancen den Flugkörper abzufangen, soweit als möglich reduziert. Die Lenkung der Waffe erfolgt in dieser Phase durch ein kombiniertes Navigationssystem bestehend aus GPS und INS.

In der Schlussphase ist das Ziel nicht mehr primär eine frühzeitige Entdeckung zu vermeiden, sondern allfälligen harten (z. B. Phalanx CIWS) und weichen (z. B. Flares) Abwehrmaßnahmen auszuweichen. Um Beschuss durch Nahbereichsverteidigungssysteme zu entgehen, fliegt der Flugkörper in der Endphase vorprogrammierte Ausweichmanöver, welche aus Kurven in allen drei Dimensionen bestehen und laut Hersteller irrational und somit nicht vorhersehbar seien. Die Lenkung erfolgt in dieser Phase durch einen bilddarstellenden Infrarotsuchkopf. Dieser ist mit einer Datenbank von Infrarotsignaturen von möglichen Zielen gekoppelt. Findet der Flugkörper keine mit den programmierten Zielen übereinstimmende Infrarotsignatur, zerstört er sich selbst. Durch dieses Verfahren kann auch eine Täuschung durch Flares ausgeschlossen werden: Während frühere infrarotgelenkte Flugkörper wie die Penguin automatisch auf den jeweils stärksten Wärmeemittenten zielten, soll das neue System die gesamte Infrarotsignatur erkennen können und so den kleinen Flare vom größeren Schiff unterscheiden können. Für die Zukunft ist außerdem ein Datenlink geplant, welcher es ermöglichen soll, die Zielprogrammierung im Flug zu verändern.

Die Zieleinwirkung wird durch die Explosion einer etwa 125 kg schweren Druck/Splitter-Sprengladung erzielt, welche vom Flugkörper direkt über der Wasserlinie in das Ziel befördert wird, um einen möglichst großen und schnellen Wassereinbruch zu erzielen. Obwohl die Gefechtsladung etwa gleich schwer ist wie diejenige der Penguin, soll aufgrund einer neu entwickelten Anordnung die doppelte Zerstörungswirkung erzielt werden können.

Als Antrieb dient ein Feststoffraketenbooster, welche den Flugkörper aus seinem Startkanister befördert und beschleunigt. Anschließend übernimmt ein "Microturbo"-Turbojet-Triebwerk, das eine Reichweite von etwa 185 km ermöglichen soll. Im Vergleich dazu kann die gleich schwere Vorgängerin Penguin über maximal 40 km eingesetzt werden und die um mehr als 50 Prozent schwerere Exocet erreicht maximal 180 km.

Auch wenn die NSM nicht dafür konstruiert wurde Landziele zu bekämpfen, ist dies grundsätzlich möglich. Die Kombination aus GPS/INS und einem programmierbaren bilddarstellenden Infrarotsuchkopf kann Landziele genau so bekämpfen - vorausgesetzt sie strahlen Wärme ab. So konnte in einem Test ein LKW zerstört werden. Für den Einsatz von F-35 Lightning II, dem voraussichtlich nächsten Kampfjet der norwegischen Luftstreitkräfte, ist eine Variante namens Joint Strike Missile geplant. Diese speziell für den Einsatz aus der Luft konstruierte Variante soll eine größere Reichweite aufweisen und von Anfang an auch zur Bekämpfung von Landzielen geeignet sein.[3] Die Entwicklung wird von den norwegischen und den australischen Luftstreitkräften gemeinsam finanziert. Für dieses Projekt arbeitet Kongsberg zudem mit dem Rüstungskonzern Lockheed Martin zusammen, welcher auch Hersteller der F-35 ist.[4] Im Marinebereich ist außerdem eine Variante angedacht, welche von U-Booten eingesetzt werden kann.

Das Testprogramm der NSM wurde auf dem US Navy Raketenschießplatz Point Mugu [5] sowie in Frankreich[1] durchgeführt. Das Testprogramm erlitt einen empfindlichen Rückschlag, als eine Rakete nicht startete und sicherheitshalber gesprengt werden musste.[6]

Anwendungen

Die Norwegische Marine verwendet die NSM auf ihren Schnellbooten der Skjold-Klasse sowie den Fregatten der Fridtjof-Nansen-Klasse als Seezielflugkörper. Außerdem soll die Waffe auf den Hubschraubern der Marine eingeführt werden und die norwegischen Luftstreitkräfte werden die Variante Joint Strike Missile zusammen mit den F-35 Kampfjets beschaffen. Nicht beschafft werden soll hingegen die landgestützte Küstenverteidigungsversion, da ein LKW-System für die stark zerklüftete Küste Norwegens als zu wenig mobil erachtet wird. Weitere Gründe dürften die zunehmende Orientierung hin zu internationalen Einsätzen sowie Budgetbeschränkungen sein.

Als erster Exporterfolg konnte ein Auftrag der Polnischen Streitkräfte für die Küstenverteidigungsvariante verbucht werden.[7] Außerdem plant die RAAF die Beschaffung des Joint Strike Missile für ihre F-35 Lightning II.

Außerdem werden der NSM noch weitere Exportchancen eingeräumt. Die meisten Marinen verwenden Bordhubschrauber der 10-Tonnen-Klasse, die nicht in der Lage sind, die schweren Seezielflugkörper der Exocet- oder Harpoon-Klasse zu tragen und die aktuell in dieser Aufgabe verwendeten Waffen, wie die AGM-119 Penguin und Sea Skua sind Designs aus den 1960er- und 1970er-Jahren und damit überaltert. So plant beispielsweise die Deutsche Marine ihre Sea Skuas ab 2012 zu ersetzen, wobei der Nachfolger noch nicht ausgewählt wurde.

Einzelnachweise

  1. a b Successful NSM test vom 29. Juni 2005, auf www.kongsberg.com. Abgerufen am 5. November 2009. (Englisch)
  2. http://www.kongsberg.com/en/KOG/News/2007/June/0629ContractSerialProductionNavalStrikeMissile.aspx
  3. http://www.kongsberg.com/en/KOG/News/2009/April/0427_JSM.aspx
  4. http://www.kongsberg.com/en/KOG/News/2009/June/0906JSMAndLockheedMartin.aspx
  5. http://www.defpro.com/news/details/5241/
  6. http://www.kongsberg.com/en/KDS/News/2008/April/0430ClarificationUnsuccessfulTestfiring.aspx
  7. http://www.defpro.com/news/details/4622/

Weblinks

 Commons: Naval Strike Missile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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