- Neidgesellschaft
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Der Begriff Neidgesellschaft ist ein politisches Schlagwort, das eine Gesellschaft bezeichnen soll, in der Neid und insbesondere „Sozialneid“ allgemein politisch und wirtschaftlich als Motivation geschürt würden. Der Begriff taucht oft in populistischen Argumentationen mit dem Ziel auf, mehr oder weniger berechtigte Forderungen nach mehr sozialer Gerechtigkeit abwertend als schlichte Neidäusserungen abzutun.
Der Schweizer Bundespräsident von 2004, Joseph Deiss, gebrauchte in seiner Rede zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August 2004 den damals in der Schweiz bereits gebräuchlichen Ausdruck „Neidgenossenschaft“ als Wortspiel zur Eidgenossenschaft.
Der französische Evolutionsbiologe und Psychiater François Lelord schrieb, das gerade in Demokratien der Neidfaktor sehr groß sei: „In der ständischen, alten Gesellschaft war der Bauer nicht neidisch auf den König oder auf den Adligen, das hat sich einfach verboten, das war gar nicht denkbar, dass er da hinkommen könnte. Aber in der Demokratie, wo wir alle gleiche Chancen angeblich haben, ist der Neid natürlich ein wichtiger Antrieb für viele Menschen. Eigentlich ist das das Wesen der Demokratie: jeder hat die gleiche Chance, es gibt einen offenen Wettbewerb um den Zugang zur Macht, aber auch auf Wohlstand und andere Dinge. Und deswegen sind wir so empfindlich, wenn da die Spielregeln zum Beispiel verletzt werden oder zu werden scheinen, dann reagieren wir sehr hart und sehr aggressiv manchmal.“ Neid fördere den Ehrgeiz, durch eigene Anstrengungen und eigenen Erfolg mit dem 'Beneideten' gleichzuziehen" [1]
Literatur
- Karl Markus Michel u.a. (Hrsg.): Die Neidgesellschaft, Rowohlt Berlin, 2001. Kursbuch, Heft 143, ISBN 3871341436
Einzelnachweise
- ↑ Missgunst statt Bewunderung Deutschlandradio Kultur vom 16. Januar 2010
Kategorie:- Gesellschaft (Schweiz)
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