Nellie Walker

Nellie Walker
Nella Larsen im Jahr 1928

Nella Larsen (* 13. April 1891 in Chicago; † 30. März 1964; geb. Nella Walker; Pseudonyme: Nellie Walker, Nellye Larson, Nellie Larsen) war eine afroamerikanische Schriftstellerin, die der literarischen Bewegung der Harlem Renaissance angehörte. Obwohl ihr Gesamtwerk eher schmal ausfiel – es umfasst zwei Romane und einige Kurzgeschichten – zählt sie heute zu den bedeutendsten amerikanischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk ist noch nicht ins Deutsche übersetzt und daher in Deutschland noch weitgehend unbekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nella Walker wird als Kind der Dänin Marie Hanson und Peter Walker geboren, der aus Saint Croix auf den Westindischen Inseln stammt. Ihr Vater stirbt zwei Jahre nach ihrer Geburt, und ihre Mutter heiratet Peter Larson, einen Weißen, so dass Nella als Schwarze in einem typischen weißen Mittelstandshaushalt in Chicago, zusammen mit einer Halbschwester aufwächst. Ihre gegen den Widerstand der Eltern durchgesetzte Immatrikulation an der Fisk University, einer angesehene Schule für Afroamerikaner, entfremdet sie für immer ihrer Familie.

Nach der Fortführung ihrer Studien an der Universität von Kopenhagen von 1910 bis 1912 macht sie 1912 eine Ausbildung zur Krankenschwester am New Yorker Lincoln Hospital. Nach Ihrem Abschluss 1915 zieht sie nach Tuskegee (Alabama), wo sie zur Oberschwester aufsteigt und an der Schwesternschule unterrichtet. Die pädagogischen Thesen Booker T. Washingtons, für die sie sich kurzzeitig interessiert, können sie allerdings nicht überzeugen.

1916 kehrt sie nach New York zurück. Am 3. Mai 1919 heiratet sie Elmer Samuel Imes, einen prominenten afroamerikanischen Arzt. Ein Jahr nach der Hochzeit beginnt sie zu schreiben, und publiziert zum ersten Mal im Jahr 1920, einen Artikel über Kinderspiele in Dänemark, in dem Kindermagazin The Brownies' Book. Im Jahr 1922 wendet sie sich aus gesundheitlichen Gründen einem neuen Arbeitsfeld zu und wird Bibliothekarin. In dieser Zeit fällt eine intensive Auseinandersetzung mit der Literatur; besonders beeinflussen sie James Joyce, John Galsworthy, Walter White, und Carl van Vechten.

1926 gewinnt sie Bekannte in literarischen Kreisen, besonders bei den Autoren der Harlem Renaissance, besonders James Weldon Johnson, Jessie Fauset, Jean Toomer und Langston Hughes. Walter White and Van Vechten können sie dem einflussreichen Verleger Alfred A. Knopf empfehlen.

Sie gibt ihre Arbeit auf, um sich fortan ganz dem Schreiben zu widmen. 1928 erscheint ihr erster, überwiegend autobiografisch geprägter Roman Quicksand, der gute Kritiken, jedoch wenig finanziellen Gewinn einfährt. Der Roman gewinnt einen Preis der Harmon Foundation. 1929 erscheint ihr zweiter Roman, Passing.

1930, veröffentlicht Larsen ihre Kurzgeschichte Sanctuary [1], die ihr den Vorwurf des Plagiats einbringt. Obwohl sich die Anschuldigungen später als unbegründet herausstellen sollen, genügten sie doch, ihren Rückzug aus dem Literaturbetrieb zu begründen - eine von der Guggenheim-Stiftung finanzierte Reise durch Europa, die Material für einen neuen Roman liefern sollte (als erste Auszeichnung der Stiftung für eine afroamerikanische Frau überhaupt) bleibt daher ohne Konsequenz. Hinzu kommt das Auseinanderfallen ihrer Ehe, die 1933 geschieden wird - angeblich ist eine Affäre ihres Manns mit einer weißen Frau der Grund. Larsen beginnt, wieder als Krankenschwester zu arbeiten, und schreibt fortan überhaupt nicht mehr, was ihr seitens ihrer enttäuschten ehemaligen Schriftstellerkollegen auch als politischer Opportunismus ausgelegt wird.

Larsen versuchte in ihren letzten Jahren mehrmals, ihre Familie zu besuchen, von der sie jedoch nicht anerkannt wurde. Bei ihrem Tode leugneten ihre Verwandten, sie jemals gekannt zu haben. Sie stirbt am 30. März 1964.

Werk

Larsens Romanschaffen hat vor allen Dingen das Problem der Rassentrennung in den Vereinigten Staaten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Inhalt. Quicksand, ihr erster Roman, erzählt die Geschichte von Helga Crane, die stark nach dem Vorbild der Autorin gestaltet ist. Der Roman beschreibt die Bemühungen der Tochter einer dänischen Mutter und eines schwarzen Vaters, einen Platz im Leben zu finden, und ihre Auseinandersetzungen mit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung.

Passing ist die Geschichte zweier Frauen, die als 'Mischlinge' gelten müssen, obwohl beide gerade hellhäutig genug sind, um nicht als Schwarze aufzufallen (engl. passing). Während die eine ihre 'weiße' Identität vollkommen verinnerlicht und auch einen wohlhabenden 'Weißen' heiratet, dem sie ihre Abstammung verheimlicht, zieht die andere nach Harlem, gestaltet ihre Identität als Schwarze, heiratet einen schwarzen Arzt und nimmt enthusiastisch an der Bürgerrechtsbewegung teil. Der zweite Teil des Romans behandelt das Wiedersehen der beiden Jugendfreundinnen, und die Bewunderung, die jede der beiden dem Lebensstil der jeweils anderen zollt. Dennoch endet der Roman tragisch: Clare, die als 'Weiße' lebt, wird gegenüber ihrem Mann 'enttarnt', und begeht dem Anschein nach Selbstmord.

Larsens Roman hat das soziologische und literaturtheoretische Konzept des "passing", das Nichterkanntwerden als Teil einer Minderheit, wesentlich mitgeprägt, und hat an amerikanischen Hochschulen daher inzwischen kanonischen Status erlangt. Das Konzept wird auch in neueren amerikanischen Romanen wieder verhandelt, so etwa Philip Roths Roman Der menschliche Makel (2000).

Literatur

Werkverzeichnis

Bücher

  • Quicksand. New York und London (Knopf) 1928.
  • Passing. New York und London (Knopf) 1929.
  • Charles R. Larson (Hg.): Collected Writings of Nella Larsen. O. O. 1992.

Werke im Netz

Weiterführende Literatur

  • Joanne M. Peters: Nella Larsen 1891-1964. Contemporary Authors Band 125. Detroit (Gale Research, Inc.) 1989.
  • Thadious M. Davis: Nella Larsen, Novelist of the Harlem Renaissance: A Woman's Life Unveiled. Louisiana State Univ. Press, 1994
  • Jacquelyn Y. MacLendon: The politics of color in the fiction of Jessie Fauset and Nella Larsen. Charlottesville (Univ. Press of Virginia) 1995.
  • s. v. Nella Larsen in der Encyclopedia of African-American Culture & History, Band 3. New York (Simon and Schuster) 1996.

Weblinks


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