Nesselröden

Nesselröden
Nesselröden
Wappen von Nesselröden
Koordinaten: 51° 30′ N, 10° 11′ O51.49472222222210.183611111111190Koordinaten: 51° 29′ 41″ N, 10° 11′ 1″ O
Höhe: 190 m ü. NN
Fläche: 13,21 km²
Einwohner: 2.090 (1. Juni 2010)
Eingemeindung: 1973
Eingemeindet nach: Duderstadt
Postleitzahl: 37115
Vorwahl: 05527
Nesselröden (Niedersachsen)
Nesselröden
Nesselröden
Lage von Nesselröden in Niedersachsen

Nesselröden ist ein Ortsteil der Stadt Duderstadt im Landkreis Göttingen in Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das Dorf liegt an der Landesstraße 569 zwischen Etzenborn und Westerode, gut fünf Kilometer südwestlich von Duderstadt im Untereichsfeld.

Geschichte

Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes ist in einer Urkunde des Mainzer Urkundenbuchs aus den Jahren 1189–1190 als Nescilrit überliefert.[1] Eine manchmal auf Nesselröden bezogene Erwähnung als Noscilrit aus dem Jahr 1183[2] wird von anderen Autoren auf Nesselröden bei Herleshausen bezogen.[1][3] Im weiteren Verlauf der schriftlichen Erwähnungen wird der Ortsname sehr unterschiedlich überliefert: 1221 Netelrede, 1236 Nitilrethe, 1297 Nezelridin, 1327 Neterede, 1421 Netelnroda. Seit dem 19. Jahrhundert taucht der Name in der heutigen Form auf.[1] Vermutungen lassen darauf schließen, dass um 1227 in Nesselröden eine Pfarrei, beziehungsweise ein Kirchenbau existiert haben könnte, da in Urkunden ein Kleriker Namens Johannes de Netelrede genannt wird. Ab dem Jahr 1334 zählte der Ort, zusammen mit Duderstadt bis zum Übergang an Preußen 1802, zu dem Besitz des Erzstiftes Mainz. Zum Territorium der Stadt Duderstadt kam Nesselröden als Ratsdorf bereits am Ende des 14. Jahrhunderts und verblieb in dieser Abhängigkeit bis 1866. Ähnlich wie die anderen Ratsdörfer war auch Nesselröden zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Urkundlich bezeugt sind in den Jahren 1314 die Obermühle, welche 1928 abbrannte und 1327 die Untermühle, die 1961 stillgelegt wurde. Südwestlich des Dorfes wurde 1392 die Nesselröder Warte errichtet. Sie sicherte an der Westgrenze des Kurmainzer Eichsfeldes, am "Duderstädter Knick", das Einflussgebiet von Kurmainz ab. Die Warte, abgerissen vor 1800, war bis in das Jahr 1564 ständig besetzt. Heute erinnert nur noch ein 35 bis 40 m breites, dreifaches Wall-Graben-System an die früheren Befestigungsanlagen. Zwischen 1574 und 1607 unterstand der Ort dem Protestantismus, kehrte anschließend zum Katholizismus zurück. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort von Zerstörungen stark betroffen. Das Warthaus sowie 60 von insgesamt 80 Herdstellen wurden vernichtet, die Kirche bis auf den Turm niedergebrannt. Im Anschluss an den Krieg erbaute man 1670 eine Schule und ein Gemeindearmenhaus, welches bis in das Jahr 1863 unterhalten wurde. Im 18. und 19. Jahrhundert ereilten dem Ort Hungersnöte, Choleraepidemien und wiederholte Überflutungen durch die Nathe. Das sogenannte Hagelkreuz erinnert an das große Unwetter aus dem Jahr 1718 und stellt heute noch das Ziel einer alljährlichen Prozession dar.

Kirchliches Leben

Das überwiegend katholische Dorf besitzt eine katholische Pfarrei mit dem Patrozinium St. Georg (Tag des hl. Georg - 23. April). Die aktuelle Kirche wurde im Jahr 1856 errichtet und geweiht. Traditionsgemäß wird einmal im Jahr aufgrund eines Versprechens nach einem Hagelunwetter im 18. Jahrhundert eine Bittprozession zum sogenannten Hagelkreuz durchgeführt. Am 10. Oktober 2010 wurde Andreas Braun aus Nesselröden zum Priester geweiht, am 31. Oktober 2010 feierte er in der Pfarrkirche St. Georg seine Primiz.

Wappen

Das Gemeindewappen ist ein so genanntes Hagelkreuz (doppelbalkiges Kreuz), wie sie in kurmainzer Zeit vielfach im Eichsfeld errichtet wurden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kath. Pfarrkirche St. Georg

Frühe Überlieferungen zeugen von einem Kirchenbau, der in Form eines kleinen, strohgedeckten Gotteshauses erbaut, und von Herzog Christian von Braunschweig, im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges 1623 zerstört wurde. Im Jahre 1710 fand ein Neubau statt, von dem der Turm der barocken Kirche, sowie ein 1853 errichtetes neuromanisches Kirchenschiff, die heutige St. Georgskirche von Nesselröden zieren. Das Hauptportal ist aus Buntsandstein, im Stil und Material dem Langhaus entsprechend, hat man die ältere hellverputzte Turmfassade den Portal vorgeblendet. Der Innenraum der Kirche präsentiert sich als ein flachgedeckter Raum mit polygonalem Chorschluss und wird durch verschiedene Rundbogenfenster erleuchtet, die lediglich noch im Chorbereich Farbverglasungen besitzen, die aus der Entstehungszeit der Kirche um 1853 entstammen. Der zweistöckige Hauptaltar stammt aus dem Jahr 1760, besitzt zwei seitliche Durchgänge, die zur dahinterliegenden Sakristei führen und wurde von dem Bildhauer Johann Bernhard Kopp, der sich auch für die Madonna im Lindenzaun in Duderstadt verantwortlich zeichnet, hergestellt. Der Kruzifixus in der Mittelachse des Altars ist dagegen älteren Datums und wurde 1666 Andreas Gerog Kersten, einem ebenfalls bedeutenden Vertreter Duderstädter Barockbildschnitzerei, realisiert. Der Altar, welcher zu diesem Kreuz gehörte, wurde nach Böseckendorf verkauft. Über den Seitendurchgängen sind in jüngerer Vergangenheit zwei Evangelisten aufgestellt worden. Den ältesten Gegenstand in der Kirche bildet eine rheinische Pietà aus dem Jahr 1430, sie befand sich in früheren Zeiten in einer inzwischen abgerissenen Klus. Die Neufassung der Statue, ebenso der bronzene Ambo, der 1981 errichtete Zelebrationsaltar und der Strahlenkranz stammen von einem hannoverschen Bildhauer.

Literatur

  • Hans-Wilhelm Wiesemüller: Chronik von Nesselröden. Band 1: 1227-1977. Duderstadt 1977
  • Egon Kreißl: Chronik von Nesselröden. Band 2. 1987
  • Josef Engelke: Festschrift: Kirchweihe vor 150 Jahren. 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen. In: Jürgen Udolph (Hrsg.): Niedersächsisches Ortsnamensbuch (NOB). Teil IV, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003, ISBN 3-89534-494-X, S. 289–293.
  2. E. Kreißl: Die Geschichte von Nesselröden. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  3. F. Suck: Ein etymologisches Ortsnamen-Lexikon für Kurhessen und Waldeck. Folge 1 ff., Kassel 1989 ff.

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