- Neustädter Kirche (Hannover)
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Die evangelisch-lutherische Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis im hannoverschen Stadtteil Calenberger Neustadt ist das älteste niedersächsische Beispiel für das protestantische Raumideal einer Saalkirche beziehungsweise Predigtkirche.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kirche steht vermutlich in der Nachfolge der von den Grafen von Lauenrode für die Burg Lauenrode gestifteten, 1241 erstmals erwähnten St.-Gallus-Kapelle (ecclesia Galli). Nach der Zerstörung der Burg im Lüneburger Erbfolgekrieg erfolgte vor 1388 durch Cord van Alten ein Neubau innerhalb der Stadtmauer von Hannover auf dem Rosmarinhof als Marienkapelle (beatissime Marie virginis). Diese erhob Bischof Otto von Minden um 1396 zur Kollegiat- und Pfarrkirche der Calenberger Neustadt (mit Lauenrode und dem Brühl).
Nach der von den Bürgern ungewollten Residenznahme Hannovers durch Herzog Georg 1636 im Dreißigjährigen Krieg und der notwendigen Stadterweiterung westlich der Leine für den ebenfalls zugezogenen Hofstaat, seine Beamten, Bedienten und Handwerker, wurde die Kapelle für die evangelischen Gemeinden der Calenberger Neustadt wie auch der Schlosskirche 1665 zur Pfarrkirche erhoben. Anlass war die Re-Katholisierung der Schlosskirche im Leineschloss 1665-79 durch Herzog Johann Friedrich, den Begründer des Großen Gartens.
Im Gegenzug wurde, nach dem Abriss der Kapelle und der Zuschüttung des Judenteiches, 1666-70 die lutherische Predigtkirche Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis im barocken Stil am heutigen Standort erbaut, wahrscheinlich nach Plänen des venezianischen Architekten Hieronimo Sartorio. Die Finanzierung erfolgte mit Unterstützung des Landesherrn durch die Landstände der Calenberger Landschaft und zu großen Teilen durch den frühkapitalistischen Kaufmann und Ratsherrn Johann Duve.
Da der ursprüngliche Turm in Fachwerkbauweise einsturzgefährdet war, erfolgte 1691-1700 über dem Westportal der Neubau eines weithin sichtbaren Turms mit quadratischem Unterbau, achteckigem Obergeschoss und einer kupfergedeckten Turmhaube mit Laterne und Kegelspitze.
Als die Schlosskirche unter Herzog Ernst August, dem späteren Kurfürsten von Hannover (1679-96), wieder lutherisch wurde, blieb die Neustädter Kirche Hofkirche für die nicht zum unmittelbaren Umfeld des Landesherrn gehörenden protestantischen Hofbeamten. Diese Funktion verlor sie erst mit dem Bau des als neue Residenz vorgesehenen Welfenschlosses sowie einer dazu passenden Residenzkirche: 1859 übernahm König Georg V. das Patronat über die Christuskirche und verzichtete auf sein Königliches Patronat an der Neustädter Kirche zugunsten des Magistrats der Stadt Hannover.
Bei den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche bis auf die Außenmauern zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1956/58[1] in zunächst schlichteren Formen unter der Leitung von Wilhelm Ziegeler. Die Renovierung des Innenraums 1992-94 näherte sich dann wieder der ursprünglichen Konzeption.
Ausstattung heute
Statt einer Wiederherstellung der Barockeinrichtung wurden erhaltene Teile der ursprünglichen Ausstattung, Christus-, Engel-, Heiligen- und allegorische Figuren, Porträts und Grabmäler – mit modernen Elementen kombiniert und neu angeordnet.
Architektur
Die Neustädter Kirche zeigt die Merkmale eines strengen, noch deutlich an antiken Vorbildern orientierten Frühbarockstils. Sie ist eine lange und geräumige Hallenkirche, die nach Osten mit einem nur wenig schmaleren Altarraum abschließt.
Ausstattung
Glocken
Die beiden Glocken aus Gussstahl wurden 1923 vom Bochumer Verein gegossen und erklingen in den Schlagtönen c1 und e1.[2]
Orgel
→ Hauptartikel: Orgeln der Neustädter Kirche (Hannover)
Grabmäler
Außerhalb der Kirche sind seit 1902 an den Wänden Epithaphen und zahlreiche Grabplatten von Hofbeamten, Hofpredigern und Generalsuperintenden sowie deren Angehörigen angebracht, die ursprünglich den gesamten Fußboden innerhalb der Kirche bedeckten. Die bedeutendsten Gräber (im Inneren) sind
- Grablege von Gottfried Wilhelm Leibniz
- Grabstätte des Generals Carl August von Alten (im Turm der Kirche seit Überführung der Gebeine aus dem Mausoleum in Wilkenburg 1958)
Siehe auch
Literatur
- Wolfgang Puschmann: Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, in: Hannovers Kirchen. 140 Kirchen in Stadt und Umland. Hrsg. von Wolfgang Puschmann. Hermannsburg: Ludwig-Harms-Haus 2005, S. 12–15. ISBN 3-937301-35-6.
Weblinks
Commons: Neustädter Kirche (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Geschichte und Ausstattung der Neustädter Kirche
- Homepage der Kirche
- Interaktives 360°Panoramafoto der Neustädter Kirche und des Umfelds
Einzelnachweise
- ↑ Stadtlexikon Hannover...,S. 468
- ↑ Videoaufnahme des Geläuts (YouTube, Stand: 17. März 2010 um 10:15 Uhr).
52.3711111111119.7286111111111Koordinaten: 52° 22′ 16″ N, 9° 43′ 43″ OKategorien:- Johanneskirche (evangelisch)
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