- Christuskirche (Hannover)
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Die Christuskirche in Hannover befindet sich im Stadtteil Nordstadt nordwestlich des Klagesmarktes. Sie wurde 1859–1864 von Conrad Wilhelm Hase als Residenzkirche Georgs V. erbaut. Der neugotische Backsteinbau ist der erste Kirchenneubau Hannovers nach 1747 und Musterkirche nach dem Eisenacher Regulativ, einer 1861 herausgegebenen Empfehlung zur Gestaltung von Kirchenbauten. Bis heute besteht über das Patronat von Ernst August Prinz von Hannover Kontakt zum ehemaligen hannoverschen Königshaus.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Auffälligstes architektonisches Merkmal ist der wegen der geringen Ausdehnung des Bauplatzes in das Mittelschiff versetzte Turm mit seiner über 70 m hohen, steinernen Pyramide. Weiteres Merkmal ist der vorspringende polygonale Kapellenkranz am Chor und die filigrane Gestaltung im Dachbereich mit einer Vielzahl von Fialen, Wasserspeiern und Ziergiebeln aus Sandstein des Deisters. Die imposante Westfassade ist in Anlehnung an den Freiburger und Straßburger Münster gestaltet. Zwischen den weit vorgezogenen Strebepfeilern liegt das Hauptportal mit Wimperg und Fensterrose.
Geschichte
Bau
Beim Bau der Kirche spielt der 21. September – der Geburtstag des damaligen Thronfolgers Ernst August – eine große Rolle. Die Grundsteinlegung 1859, das Richtfest 1861 und die Einweihung, die 1864 durch Konsistorialrat Gerhard Uhlhorn vorgenommen wurde, fanden sämtlich an diesem Jahrestag statt. Auch heute noch wird in der vorletzten Septemberwoche der jährliche Kirchengeburtstag gefeiert, meist in terminlicher Verbindung mit dem Tag des Offenen Denkmals.
Am 1. Mai 1884 wurde die Gemeinde der Apostelkirche als Tochtergemeinde der Christuskirche gegründet, da die Christuskirche für die damals 30.000 Gemeindemitglieder nicht mehr ausreichte.
Zerstörung und Wiederaufbau
Im Verlauf der Luftangriffe auf Hannover während des Zweiten Weltkriegs wurde die 1934 renovierte Kirche mehrmals schwer beschädigt. Der Innenraum mit dem hölzernen Kirchengestühl brannte 1943 vollständig aus. Ebenso Orgel, Orgelempore und der Glockenstuhl mit den drei mehr als 6 Tonnen schweren Stahlglocken, welche den Sturz aus über 20 m Höhe jedoch nahezu unbeschädigt überlebten.
Mit dem Wiederaufbau konnte wegen der wirtschaftlich schwierigen Nachkriegsjahre erst 1951 begonnen werden. Die erforderlichen Renovierungsmittel wurden aus Spenden von Gemeindegliedern, Mitteln der Landeskirche und Beiträgen aus dem neu gegründeten Kirchbauverein aufgebracht, so dass am Heiligabend 1953 erstmals wieder ein Gottesdienst stattfinden konnte. Den Abschluss der nach dem Kriege durchgeführten Renovierungsarbeiten bildete der Einbau der neuen Orgel durch Orgelbaumeister Hillebrand. Sie konnte am 4. Advent 1958 eingeweiht werden.
Vor allem aufgrund der schweren Kriegsschäden wird der kulturhistorisch wertvolle Bau seit Mitte der 1980er Jahre saniert. Den Anfang machte eine aufwendige Turmhelmsanierung über ein Außengerüst, welche 1988 abgeschlossen wurde. Es folgten mehrere Bauabschnitte zur Sanierung von Dach und Außenfassaden. Seit dem Abschluss der Arbeiten am polygonalen Kapellenkranz ist die Kirche wieder ohne Gerüst.
Expo 2000
Während der Expo 2000 machte die Diakonie die Christuskirche durch Veranstaltungen und Ausstellungen zur Diakoniekirche und brachte auf diese Weise soziale Themen in das Expo-Geschehen ein.
Zu Ehren ihres Erbauers wurde am 17. Juni 2007 der Kirchenvorplatz in Conrad-Wilhelm-Hase-Platz benannt.
2009: Garten.Eden.Kirche
Vom 12. April bis 4. Oktober 2009 hat die Künstlerin Anne Nissen gemeinsam mit Landschaftsarchitekten die Christuskirche mitsamt dem sie umgebenden Conrad-Wilhelm-Hase-Platz temporär in einen Paradiesgarten (Garten.Eden.Kirche) verwandelt.[1] Mehr als 50.000 Besucher besichtigten das Kunstprojekt,[2] zu dem ein 32-seitiger Katalog erschien.[3] Im Frühjahr 2010 wurden Spenden für die notwendige Innenrenovierung gesammelt.[4]
Literatur
- Stefanie Sonnenburg, Felicitas Kröger, Wolfgang Pietsch, Claudia Probst, Peter Troche, Rolf Wießell: 1859–2009. 150 Jahre Gemeindegründung Christuskirche Hannover. Akzent-Druck, Hannover 2009. (erhältlich bei der Nordstädter Kirchengemeinde, An der Lutherkirche 12, 30167 Hannover)
- Richard Greve: Die Christuskirche zu Hannover. Aufzeichnungen aus der 50jährigen Geschichte einer großstädtischen Gemeinde. Hannover 1909.
- Wilhelm Rothert: Der gothische Styl und der evangelische Kirchenbau, mit besonderer Beziehung auf die Christuskirche zu Hannover, zugleich Kirchenführer. Hannover 1873.
Weblinks
Commons: Christuskirche (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage mit Informationen zu Architektur, Interieur und Geschichte
- Kurztexte zur Turmhelmsanierung in den Jahren 1985 bis 1988
- Projektbeschreibung Garten.Eden.Kirche
Einzelnachweise
- ↑ Juliane Kaune: Ein kleines Stück vom Paradies, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. April 2009, Seite 17
- ↑ Juliane Kaune: Noch drei Tage bleibt das Paradies. "Garten-Eden-Kirche" endet, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 2. Oktober 2009, Seite 18
- ↑ Juliane Kaune: 35.000 Gäste in Paradieskirche. Katalog erschienen, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 14. August 2009, Seite 17
- ↑ Kristian Teetz: Christuskirche hofft auf Geldsegen, in Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. März 2010
52.3811111111119.7258333333333Koordinaten: 52° 22′ 52″ N, 9° 43′ 33″ OKategorien:- Kirchengebäude in Hannover
- Kirchengebäude der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
- Baudenkmal in Hannover
- Conrad Wilhelm Hase
- Neugotisches Kirchengebäude in Niedersachsen
- Backsteinbauwerk des Historismus
- Christuskirche
- Erbaut in den 1860er Jahren
- Nordstadt (Hannover)
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