Carl von Alten

Carl von Alten
Bronzestatue in Hannover vor dem Eingang des Niedersächsischen Landesarchivs gegenüber dem Waterlooplatz

Sir Carl August von Alten, später Graf von Alten, (* 20. Oktober 1764 in Burgwedel bei Hannover; † 20. April 1840 in Bozen) war ein hannoversch-britischer General und Staatsmann.

Carl von Alten war der einzige hannoversche Offizier, der in den Koalitionskriegen gegen Napoleon sowohl die King’s German Legion (Königlich Deutsche Legion) als auch einen britischen Verband führte.

Durch die Verteidigung des Gutshofes „La Haye Sainte“ hatte von Alten wesentlichen Anteil am Sieg der Alliierten bei Waterloo - und damit auch an der tatsächlichen Umsetzung der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Erhebung des Kurfürstentums Braunschweig Lüneburg zum Königreich Hannover.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl von Alten kam als Zwölfjähriger in ein Erziehungsinstitut für Pagen, das spätere Georgianum in der Calenberger Neustadt. Seine militärische Laufbahn begann er 1781 als Fähnrich in der Fußgarde der hannoverschen Armee und wurde 1785 Leutnant, trat 1803 in England in die King’s German Legion ein, kämpfte bei Hannover (1805), bei Kopenhagen (1807) und auf Rügen, in Schweden und auf der Pyrenäenhalbinsel. 1812 übertrug ihm Wellington nach General Craufurds Tod das Kommando über die englische leichte Division.

Vor der Schlacht bei Waterloo, an der er als Kommandeur der 3. Division teilnahm, verteidigten seine Soldaten am 18. Juni 1815 den Meierhof „La Haye Sainte“ direkt vor der Hauptlinie der Engländer mit dem Herzog von Wellington gegen die Hauptmacht der Armee Napoleons. Durch das Halten dieses Hofes hatte Wellington Zeit zu warten „bis es Nacht wird oder die Preußen kamen.“ Die eigentlich verlorene Schlacht drehte sich dann, als tatsächlich die Preußen kamen.

Carl von Alten wurde in der Schlacht schwer verwundet. Für seine Verdienste wurde er zum General ernannt und durch königliche Order vom 21. Juli 1815 in den Grafenstand erhoben. Als die hannoversche Armee wiederhergestellt wurde, wurde er ihr Feldmarschall. Seit 1832 Kriegsminister, übernahm er 1833 auch das Außenministerium, wurde Generalinspekteur der Armee und Präsident des Kriegsgerichts.

Lebensspuren

Torhäuser am Übergang der Von-Alten-Allee in den Ost-Eingang des Von-Alten-Gartens

Carl von Alten entstammt dem ab 1182 nachweisbaren niedersächsischen Adelsgeschlecht derer von Alten mit Stammsitz in Ahlten bei Lehrte. Ein weiteres Anwesen (1816-1961) am östlichen Anstieg zum Lindener Berg, der Von-Alten-Garten, wurde nach Verkauf an die Stadt Hannover zum öffentlichen Park umgestaltet.

Nach 1817 vollendete der königlich hannoversche Stadtplaner und klassizistische Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves das „Friederikenschlößchen“[1] als neues Palais für den zum Grafen erhobenen von Alten, dem Leineschloss gegenüber und am Rande eines größeren, ehemaligen Parade- und Exerzierplatzes: Dieser wurde nach Laves hippodromförmigen Umgestaltungen 1825 und Enthüllung der Waterloosäule (1832) in Waterlooplatz umbenannt (1834).

Um 1842: Kopie einer Lithografie des Familien-Mausoleums nach einer Projektzeichnung von Laves, ausgeführt durch Hase, demontiert seit den 1950er Jahren teils durch Diebstahl

Nach von Altens Tod entwarf Laves 1842 für die Familie ein Mausoleum in Wilkenburg (Naturschutzgebiet Sundern). Fertiggemauert wurde es von Hannovers zweitem bedeutendem Architekten, Conrad Wilhelm Hase: Das Bauwerk, dessen Backsteine durch Hase zum Teil eigenhändig modelliert und signiert wurden und von Hase als erster Anfang der „Hannoverschen Backstein Architektur“ bezeichnet wurde [2], zerfiel im Lauf der Zeit zur Ruine.[3]

Statue des Grafen, der zu seinem ehemaligen Palais Friederikenschlößchen blickt. Stahlstich um 1858 von Johann Poppel nach einer Zeichnung von Wilhelm Kretschmer

Der hannoversche Bildhauer Heinrich Kümmel schuf 1849 das Bronzestandbild des Grafen vor dem barocken Königlichen Archiv (heute:Niedersächsisches Landesarchiv) am Waterlooplatz. Die Statue blickte zum Friederikenschlößchen als dem Palais des Grafen. Über das ehemalige Schloss wird vor dem Hintergrund einer zweiten Stadtzerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg diskutiert. Das Schloss überstand zwar die Luftangriffe auf Hannover, fiel aber 1966 der Abrissbirne zum Opfer - für eine geplante, allerdings nie gebaute Staatskanzlei [4]. Anstelle des von Laves vollendeten Palais im historischen Gesamtkomplex findet sich hier heute eine Rasenfläche [5] (neben dem Waterloo-Biergarten).

Mitglieder der Familie von Alten wohnen noch heute in und um Hannover.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Im Volksmund. König Ernst August kaufte für Königin Friederike das "Palais am Friedrikengarten" nach Graf von Altens Tod 1841 vor allem wegen der Parkanlage
  2. Günther Kokkelink: Die Neugotik Conrad Wilhelm Hases, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 22 von 1968, Seite 58ff
  3. 1945, nur zwei Tage nach Kriegsende in Arnum, wurde das Mausoleum aufgebrochen durch drei polnische, ehemalige Zwangsarbeiter. Die noch geborgenen Gebeine wurden 1958 in den Turm der Hof- und Stadtkirche von Hannover's Calenberger Neustadt überführt unweit des ehemaligen Palais des Grafen.
  4. Nach einem Architektenwettbewerb 1960, in den das Palais einbezogen wurde, erfolgte der von Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht forcierte Abbruch 1966 gegen heftige Proteste von Architekten des BDA um Friedrich Lindau. Einige Bauteile wurden geborgen, es gibt Vorschläge für einen Wiederaufbau.
  5. Die Fläche ist Thema öffentlicher Umgestaltungsdiskussionen und Architektenwettbewerbe für große Teile von Hannovers Innenstadt unter dem Titel „Hannover City 2020 +Weblink dazu

Weblinks

 Commons: Carl von Alten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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