- Neutor (Salzburg)
-
Das Sigmundstor, im Volksmund ausschließlich Neutor genannt, ist ein Tunnel, der im 18. Jahrhundert in der Stadt Salzburg in Österreich errichtet worden ist. Es verbindet die Altstadt mit dem Stadtteil Riedenburg und hat eine Länge von 131 Metern. Das Sigmundstor ist der vermutlich älteste Straßentunnel Österreichs und war früher gleichzeitig eines der Stadttore der historischen Altstadt.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
1675 trat der Salzburger Hofbaukommissär Michael Springrueber an Hofkriegsrat Guidobald Franz Freiherr von Hegi heran und fragte, ob es nicht möglich wäre, zur besseren fortifikatorischen Sicherung der Kernbereiche der Stadt Salzburg und der Festung Hohensalzburg den Hofstallsteinbruch so auszubauen, dass der Mönchsberg in zwei Hälften geschnitten wird, die dann nur mittels einer abwerfbaren Holzbrücke miteinander verbunden bleiben sollten. Nach dem möglichen Fall der Festungswehranlagen im Raum der Monika- und Augustinerpforte wäre der gesamte Mönchsberg ansonsten bis zu den Vorwerken der Festung in die Hände des Feindes gelangt und die Altstadt zur Gänze von oben in Beschuss geraten. 1676 trat Hegi nun mit dem gleichen Anliegen an Fürsterzbischof Max Gandolf von Kuenburg heran, und ersuchte zu prüfen, ob der Mönchsberg an dessen schmalsten Stelle nicht durchschnitten werden könnte. Er erwähnte in seinen Ausführungen erstmals auch den hohen Nutzen für eine Stadterweiterung. Die Talniederung der Riedenburg als altstadtnaher Siedlungsraum könnte durch den Durchstich leicht nutzbar gemacht und der neue Stadtteil zudem vergleichsweise einfach militärisch gesichert werden.
Von 1676 bis 1687 (Tod Max Gandolfs) wurde der Steinbruch beim Hofstall betrieben und in 35 m Breite der Berg abgegraben. Danach wurden die weiteren Arbeiten wegen Unwirtschaftlichkeit wieder aufgegeben. Noch heute sind diese Arbeiten zu erkennen, der begonnene Durchstich bildet nächst dem Festspielhaus und über dem heutigen Sigmundstor eine in den Berg geschlagene Aussichtsterrasse.
Baugeschichte
1759 brachte der damalige Baukommissar Elias Edler von Geyer den Gedanken des Mönchsbergdurchstiches erneut an den nunmehrigen Fürsterzbischof Sigismund Graf Schrattenbach heran. Der Plan wurde anfangs wieder für durchführbar erachtet, doch entschied man sich aus Kostengründen zunächst für einen als Provisorium errichteten Stollen, der später die Basis für eine Zweiteilung des Mönchsberges bieten sollte, ein Plan von dem die Verantwortlichen aber dann immer mehr abrückten.
Am 14. Mai 1764 begann man von beiden Seiten mit dem Stollenbau, am 2. September 1765 wurde die Scheidewand durchbrochen. Die Bauleitung hatte Ingenieur-Major Elias von Geyer über. Die Baukosten des Stollenbauwerkes selbst betrugen 5.565 Gulden und 50 Kreuzer und waren damit um etwa ein Drittel billiger als vor Baubeginn angenommen, [1], die Gesamtkosten betrugen 19.820 Gulden, wovon alleine auf die Portale 11.538 Gulden entfielen.
Das Sigmundstor als Kunstwerk
Die beiderseitigen Fassaden wurden architektonisch durch Wolfgang Hagenauer gestaltet, die Bildhauerarbeiten stammen von Johann Baptist Hagenauer.
Das Ostportal
Am Eingang des Sigmundstores wurde altstadtseitig über dem Relief-Brustbild des Landesfürsten eine Inschrift angebracht, die auch heute an den Bauherren Sigismund Graf Schrattenbach erinnert: „Te saxa loquuntur“ („Von Dir reden die Steine“). Vor dem heutigen Ostportal war ursprünglich ein weiterer Torbogen in Verlängerung der heutigen Fresken der Pferdeschwemme angebracht. Der Platz rund um die Pferdeschwemme hatte dadurch ein streng symmetrisches und harmonisches Bild. Das dahinter liegende Prunktor verliert heute durch die Entfernung des Vor-Tores den ursprünglichen barocken Überraschungseffekt.
Das Westportal
Das Portal im Westen (gegen den Stadtteil Riedenburg) zeigt als Krönung des Tunnelportals eine Statue des Burgunderkönigs, Märtyrers und Heiligen Sigismund (†524) über Kriegstrophäen und dem Wappen Schrattenbachs.
Die dortige Inschrift lautet: „D(eo) O(ptimo) M(aximo) - D(ivino) Sigismundo M(artyri) publico bono, commodo decori. SIgIsMVnDI ArChIepIsCopI SaLzVrgensIs P(rincepis) S(acri) R(omani imperii) comitib(us) de Schrattenbach aeternae memoriae W(olfgangus) Hagenauer archit(ectus)“ („Gott, dem Größten und Höchsten - Den heiligen Märtyrer Sigismund gestaltete dem Staat gefällig für Sigismund, Erzbischof von Salzburg und Fürst des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) aus dem Geschlecht von Schrattenbach, der Architekt Wolfgang Hagenauer“). Die Großbuchstaben ergeben dabei als römische Ziffern addiert (V=U) die Jahreszahl 1767.
Die Plinthe der Statue lautet „Joan(nnae) Hagenauer inv(enit) exc(ussit) et eff(ecit)“ („Johann (Baptist) Hagenauer hat (die Statue) erfunden, (aus dem Stein) herausgebrochen und vollendet“).
Die vorgesehene Ruinenbastei
Der Bauplan sah vor, in der Riedenburg ein zugehöriges militärisches Vorwerk in künstlerisch verbrämter Form eines Ruinenparks zu verwirklichen. Diese Ruinen sollten bildhaft die damals wieder neu ins Bewusstsein der Bevölkerung gelangte römische Stadt Juvavum in ihren Ruinen und das hohe Alter der Stadt Salzburg symbolisieren. Der Park selbst kam aber außer zwei Ruinen-Obelisken durch den Tod Sigismunds 1772 nicht mehr zu Ausführung, die beiden Brüder Hagenauer wurden vom neuen, sparsameren Erzbischof Colloredo entlassen.
Der einstige militärische Zwinger vor dem Westtor
Bis etwa 1860 war das Sigmundstor von einem Zwinger fortifikatorisch geschützt, in den ein Wachhaus und ein Mauthaus integriert war und der mit einem Steckentor (d.h. mit Palisaden) geschlossen werden konnte.
Heutige Bedeutung
Heute ist das schmale Sigmundstor mit zwei Fahrspuren die wichtigste Verkehrsverbindung von den westwärts gelegenen Stadtteilen in die Altstadt und vor allem zu Festspielzeiten regelmäßig überlastet. Links und rechts des Haupttunnels befinden sich zwei kleine Stollen für Fußgänger und Radfahrer, von denen aus man über den Herbert von Karajan-Platz zur Marstall-Pferdeschwemme und zum Festspielhaus bzw. unterirdisch zur Altstadtgarage im Mönchsberg gelangt.
Der ursprüngliche Name des Tores konnte sich in der Bevölkerung zuerst nicht durchsetzen. Erst nach 1990 wurde der Begriff Sigmundstor wiederbelebt, da der angrenzende Platz, welcher nach Sigismundus Christoph von Schrattenbach benannt war, nach dem Tod Herbert von Karajans auf dessen Namen getauft wurde. In der Bevölkerung Salzburgs hält sich allerdings bis heute hartnäckig der Name Neutor.
Literatur und Quellen
Adolf Hahnl: Das Neutor, Schriftenreihe des Stadtvereins Salzburg, Verlag der Schriftenreihe Kulturgut der Heimat, Heft 6, Salzburg 1977
Wikimedia Foundation.