Nibelungenfestspiele Worms

Nibelungenfestspiele Worms
Krol, Eisermann, Puls (2004)

Die Nibelungenfestspiele Worms sind ein Theaterfestival, das seit seiner Wiederbegründung 2002 alljährlich im August im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz stattfindet. Aufführungsort ist eine Freiluftbühne direkt vor dem Wormser Dom.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Während des Dritten Reichs 1937 begründet, stand auf dem Spielplan der bis 1939 veranstalteten Nibelungenfestspiele ausschließlich Hebbels dreiteiliges Drama „Die Nibelungen“ von 1861. Ein Wiederaufnahmeversuch der Festspiele im Jahr 1956 blieb ohne dauerhaften Erfolg.

Im Jahre 2002 gab es die erste Neuinszenierung der Nibelungenfestspiele, um Worms wieder als Festspielstadt zu etablieren. Theater- und Filmgrößen wie unter anderen Dieter Wedel, Mario Adorf und Maria Schrader, wurden engagiert, um bundesweit Aufsehen zu erregen. In der Fassung von Moritz Rinke fanden am Südportal des Wormser Domes dann die ersten Festspiele statt. Im Sommer 2010 wurde aus finanziellen Gründen in einem kleineren Rahmen eine improvisierte Version der Festspiele "Teufel, Gott und Kaiser - Improvisationen über eine Zeit, in der das Nibelungenlied entstand" auf dem Platz der Partnerschaft gespielt und das Ambiente in der Nähe des Kaiserdomes einbezogen. Im Jahre 2011, wenn die Nibelungenfestspiele ihr 10-jähriges Jubiläum feiern, wird es wieder eine große Aufführung vor dem Wormser Kaiserdom unter freiem Himmel geben. [1] Dabei entfernt sich der Intendant und Regisseur erstmals von dem ursprünglichen Stoff der Nibelungen. Inszeniert wird Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß.

Inszenierungen

Die Rinke-Inszenierung

Puls, Krol, Lindow (2004)

Die beiden ersten Aufführungen 2002 und 2003 wurden von Dieter Wedel nach der Fassung von Moritz Rinke aufgeführt. Rinke wurde von der Stadt Worms beauftragt, das Hebbel-Stück zu dramatisieren, und schuf eine Neuinterpretation, ohne wirklich neu zu interpretieren. Die Begründung Rinkes und seiner Auftraggeber lautet: Er vermeide Patriotismus und schwäche verhängnisvolles Ehrgefühl ab, um so den bitteren Beigeschmack des von den Nationalsozialisten missbrauchten germanischen Mythos zu vermeiden. Das „nationalsozialistische Vorurteil gegenüber der Nibelungensage“ abzulegen, war eines seiner Ziele.

Anstoß erregte unter anderem die Schlussszene, in der Hildebrand sagt:

„Noch niemals standen Männer
Zusammen wie die Nibelungen hier
Und was sie auch verbrochen haben mögen
Sie habens gut gemacht durch diesen Mut
Und diese Treue, die sie doppelt ehrt.“

Kritisiert wurde, dass Rinke die blinde Gefolgschaftstreue und übertriebenes Ehrgefühl, wie man sie vom Original und von anderen Fassungen her kannte, einfach wegließ, somit die unvermeidbaren Konsequenzen nicht klar als solche erkennen lässt und dass das Stück sich in dieser Form von der Intentionen des Dichters unterscheidet.

Dieter Wedel arbeitete 2002 eng mit Rinke zusammen. Die Fassung wurde insgesamt von über 50.000 Freispielgästen gesehen. Am 17. August, dem Tag der Theaterpremiere, übertrug 3sat mit einer ca. 30-minütigen Verzögerung in voller Länge die Live-on-tape-Aufzeichnung. Eine bearbeitete Fernsehfassung war am 29. September 2002 im ZDF zu sehen.[2]

Die Hebbel-Inszenierung

Regisseurin Karin Beier und Intendant Dieter Wedel (2004)

In den Jahren 2004 und 2005 wurde die Inszenierung von Friedrich Hebbel aus dem Jahre 1861 aufgeführt. Hebbel brachte die 2379 vierzeiligen Aventiuren auf 5456 Zeilen Dialog. Durch die Dramaform wurde der Stoff gerafft. Einige Szenen und Details sind daher nur gekürzt vorhanden. Unter der Regie von Karin Beier wurden nun die Rollen der beiden Königinnen Brunhild und Kriemhild hervorgehoben. Sie wurden als Opfer der von Männern dominierten Politik dargestellt.

Neue Rinke-Inszenierung

Von 2006 bis 2008 wurde eine neue Fassung der Nibelungensage, wiederum geschrieben von Moritz Rinke, gezeigt. Jedoch wurde jetzt das Stück in zwei Teilen aufgeführt. Im Jahr 2006 wurden „Siegfrieds Frauen“ dargestellt. Das Stück endete mit Siegfrieds Tod. Im darauf folgenden Jahr 2007 konnten die Zuschauer „Die letzten Tage von Burgund“ erleben. 2008 folgte eine Zusammenschau beider Teile im täglichen Wechsel. Erneut führte in allen Jahren Dieter Wedel Regie.

John von Düffels Komödie

2009 wurde erstmals eine komödiantische Bearbeitung des Nibelungenstoffs gegeben, „Das Leben des Siegfried“ von John von Düffel. Regie führte Gil Mehmert. Zum zweiten Mal nach 2002 übertrug 3sat die Premiere im Fernsehen mit einer ca. 30-minütigen Verzögerung im Live-on-tape-Verfahren.[3]

Besetzungen

2002: Die Nibelungen

Regie: Dieter Wedel
Fassung: Moritz Rinke
Siegfried: Götz Schubert
Hagen: Mario Adorf
Kriemhild: Maria Schrader
Brunhild: Judith Rosmair
Giselher: André Eisermann
Gunter: Wolfgang Pregler
Gernot: Josef Ostendorf
Etzel und Burgwächter: Hans Diehl
Ute: Susanne Tremper
Dietrich v. Bern: Uwe Friedrichsen
Hunold: Siegfried Kernen
Ort: Südportal des Doms

2003: Die Nibelungen

Regie: Dieter Wedel
Fassung: Moritz Rinke
Intendant: Dieter Wedel
Siegfried: Götz Schubert
Hagen: Manfred Zapatka
Kriemhild: Maria Schrader
Brunhild: Wiebke Puls
Etzel und Burgwächter: Hans Diehl
Giselher: André Eisermann
Gernot: Josef Ostendorf
Ortwin v. Metz: Joachim Nimtz
Ute: Susanne Tremper
Sindold: Christoph Grunert
Hunold: Siegfried Kernen
Sprecher Prolog: Mario Adorf
Ort: Südportal des Doms

2004: Die Nibelungen – Ein deutsches Trauerspiel

Itzhak Fintzi als König Etzel (2004)
Schrader Eisermann Lindow (2004)
Regie: Karin Beier
Fassung: Friedrich Hebbel
Intendant: Dieter Wedel
Siegfried: Martin Lindow
Hagen: Manfred Zapatka
König Etzel: Itzhak Fintzi
Rüdiger: Michael Wittenborn
Kriemhild: Maria Schrader
Brunhild: Wiebke Puls
Giselher: André Eisermann
Gunther: Joachim Król
Ort: Nordportal des Doms

2005: Die Nibelungen – Ein deutsches Trauerspiel

Regie: Karin Beier
Fassung: Friedrich Hebbel
Intendant: Dieter Wedel
Siegfried: Götz Schubert
Hagen: Manfred Zapatka
Kriemhild: Maria Schrader
Brunhild: Wiebke Puls
Giselher: André Eisermann
Gunther: Joachim Król
Gernot: Sebastian Hufschmidt
Ort: Nordportal des Doms

2006: Die Nibelungen – Siegfrieds Frauen

Regie: Dieter Wedel
Fassung: Moritz Rinke
Intendant: Dieter Wedel
Siegfried: Robert Dölle
Hagen: Wolfgang Pregler
Kriemhild: Jasmin Tabatabai
Brunhild: Annika Pages
Giselher: Christian Nickel
Gunther: Roland Renner
Gernot: Robert Joseph Bartl
Isolde: Sonja Kirchberger
Burgwächter/Erzähler André Eisermann
Ort: Südportal des Doms

2007: Die Nibelungen – Die letzten Tage von Burgund

Regie: Dieter Wedel
Fassung: Moritz Rinke
Intendant: Dieter Wedel
Kriemhild: Jasmin Tabatabai
Brünhild: Annika Pages
Hagen: Dieter Mann
Giselher: André Eisermann
Gunther: Roland Renner
Gernot: Sven Walser
Sindold: Tilo Keiner
Ortwin von Metz: Frank Röth
Hans, der Bote: Andreas Bisowski
Rüdiger: Ilja Richter
Dietlinde, Rüdigers Tochter: Dominique Voland
Dietrich von Bern: Jörg Pleva
König Etzel: Dieter Laser
Sylva: Anouschka Renzi
Magd: Laina Schwarz
Der Junge Hauptmann: Mark Hinkel
Ort: Nordportal des Doms

2008: Die neuen Nibelungen – „Siegfrieds Frauen“ und „Die letzten Tage von Burgund“

Regie: Dieter Wedel
Fassung: Moritz Rinke
Siegfried: Robert Dölle
Kriemhild: Annett Renneberg
Brünhild: Meret Becker
Ute: Susanne Tremper
Hagen: Uwe Bohm
Volker v. Alzey: Walter Plathe
Giselher: André Eisermann
Gunther: Roland Renner
Gernot: Sven Walser
Sindold: Tilo Keiner
Hans, der Bote: Andreas Bisowski
Rüdiger: Ilja Richter
Dietlinde, Rüdigers Tochter: Dominique Voland
Dietrich von Bern: Jörg Pleva
König Etzel: Dieter Laser
Sylva: Anouschka Renzi
Magd: Laina Schwarz
Der Junge Hauptmann: Mark Hinkel
Ort: Nordportal des Doms

2009: Das Leben des Siegfried

Intendant: Dieter Wedel
Regie: Gil Mehmert
Fassung: John von Düffel
Hagen: Christoph Maria Herbst
Siegfried: André Eisermann
Seefred: Mathias Schlung
Kriemhild: Susanne Bormann
Brünhild: Nina Petri
Frigga: Inga Busch
Gunther: Gustav Peter Wöhler
Tuborg: Gennadi Vengerov
Ort: Westportal des Doms

2010: "Teufel, Gott und Kaiser" - Improvisationen über eine Zeit, in der das Nibelungenlied entstand

Gesamtleitung: Dieter Wedel
Schauspieler: Meret Becker, Roland Renner, Peter Striebeck, Heinz Hoenig, Dirk Bach, Steffi Plattner, Tilo Keiner, Dominique Voland, Anouschka Renzi, Alexandra Kamp, Joern Hinkel
Ort: Westchor des Doms - Platz der Partnerschaft

2011: Uraufführung "Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß"

Regie: Dieter Wedel
Autor: Joshua Sobol
Intendant: Dieter Wedel
Joseph Süß Oppenheimer: Rufus Beck
Isaak Landauer: Peter Striebeck
Herzog Karl Alexander: Jürgen Tarrach
Herzogin Marie-Auguste: Teresa Weißbach
Remchingen, Erster Minister: Manfred Zapatka
Sybille Remchingen, seine Tochter: Natascha Paulick
Speckenschwardt, General: Walter Plathe
Von Creg, Gutsherr: Philipp Otto
Sturm, Mitglied der Landstände: André Eisermann
Burkhart, Bürgermeister von Stuttgart: Tilo Keiner
Luzie Fischer, eine Schankmagd: Felicitas Woll
Graziella, Schauspielerin- und Tänzerin: Nadine Schori
Gräfin Wilhelmine von Grävenitz: Heike Kloss
Frau von Götz: Anouschka Renzi
Dorothea von Götz: Dominique Voland
August von Götz: Sebastian Achilles
Demler, ein Pächter: Johannes Brandrup
Babette, Tochter von Demler: Valentina Jimenez Torres
Hofprediger: Joern Hinkel
Lakai: Peter Wagner
Ort: Westportal des Doms
Zeitraum: 25. Juni bis 10. Juli 2011

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Nibelungenfestspiele Worms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 3sat.online: Keine Nibelungenfestspiele 2010. Aufgerufen am 29. Oktober 2009.
  2. Die Nibelungen: Das Theater-Event des Jahres 2002 in voller Länge auf 3sat.de
  3. ZDF-Theaterkanal und 3sat übertragen Nibelungen-Festspiele in Worms Wormser Zeitung vom 22. Juli 2009

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