Dieter Wedel

Dieter Wedel
Dieter Wedel 2004

Dieter Wedel; eigentlich Dieter von Wedel (* 12. November 1942 in Frankfurt am Main, Hessen) ist ein deutscher Regisseur und Drehbuchautor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dieter Wedel wurde als Sohn des Ingenieurs Karl Wedel und der Pianistin Ada Wedel in Frankfurt geboren. Aufgewachsen in Bad Nauheim und Schüler der Ernst-Ludwig-Schule Bad Nauheim, studierte er Theaterwissenschaft, Publizistik und Geschichte an der Freien Universität Berlin. Während seines Studiums leitete er die dortige Studentenbühne. Daneben war er als Lektor und Theaterkritiker tätig. Später inszenierte er im Amerika-Haus (Berlin) und am Hebbeltheater. 1965 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. über „Expressionismus an Frankfurter Bühnen“.

Wedel lebt in einer polyamoren Beziehung mit der Filmproduzentin und Lehrerin Uschi Wolters in Hamburg und der Schauspielerin Dominique Voland auf Mallorca.[1][2] Er hat sechs Kinder, unter anderem je einen Sohn mit Dominique Voland und mit der Schauspielerin Hannelore Elsner.

Wedels tatsächliches Geburtsjahr war lange unklar und wurde – auch von ihm selbst – häufig mit 1939 angegeben. Im Februar 2010 bestätigte Wedel gegenüber der Nachrichtenagentur DPA, dass er sich 1968 drei Jahre älter gemacht habe, um seine erste Regiearbeit ("Gedenktag" über den Aufstand vom 17. Juni 1953) zu bekommen.[3]

Karriere

Wedel begann seine berufliche Laufbahn als Autor und Hörspielregisseur bei Radio Bremen 1966. 1967 wurde er bei Dieter Meichsner in Hamburg Hausregisseur des NDR. Sein erster großer Film war Gedenktag von 1970 über den Aufstand vom 17. Juni 1953.

1972 hatte Wedel seinen ersten großen Erfolg mit dem Dreiteiler Einmal im Leben – Geschichte eines Eigenheims. Zahllose deutsche Häuslebauer erkannten sich in der fiktiven Familie Semmeling wieder, die nahezu alle Probleme eines Hausbaus durchlebten. 1976 wurde das Konzept in Alle Jahre wieder – Die Familie Semmeling erneut aufgegriffen, diesmal wurde der Urlaub der fiktiven deutschen Durchschnittsfamilie kritisch porträtiert. 2001 versuchte Wedel, unter Verzicht auf den humoristisch satirischen Ansatz, an die erfolgreichen Semmeling-Filme der 1970er Jahre mit dem Mehrteiler Die Affäre Semmeling über die deutsche Finanzbürokratie anzuknüpfen; in einer mittlerweile völlig veränderten Fernsehlandschaft konnten die Einschaltquoten der 70er Jahre aber nicht mehr erreicht werden.

1978 machte Wedel sich selbständig und drehte als Regisseur und Produzent zahlreiche sozialkritische Fernsehspiele.

In den Jahren 1980 bis 1985 inszenierte er am Hamburger Thalia-Theater unter anderem Macbeth von William Shakespeare und Die Frau des Bäckers von Marcel Pagnol.

Als Fernsehregisseur machte sich Wedel einen Namen mit aufwendigen Mehrteilern wie Wilder Westen inclusive (1988), Der große Bellheim (1992), Der Schattenmann (1995), Der König von St. Pauli (1998), Die Affäre Semmeling (2002) sowie Papa und Mama (2006) und zuletzt Gier (2010). Wie Regisseur Alfred Hitchcock tritt auch Dieter Wedel in seinen Produktionen für wenige Sekunden selbst auf (z.B. deutlich in Erscheinung in Der große Bellheim, Der König von St. Pauli und Der Schattenmann).

Seit 2002 leitet Wedel die Nibelungenfestspiele in Worms, zunächst als Regisseur, danach auch als Intendant in Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Karin Beier oder Gil Mehmert. In Worms inszenierte er auf den 10. Nibelungenfestspielen im Oktober 2011 Das Leben des Joseph Süss Oppenheimer genannt Jud Süss; in Dresden hatte er im Sommer 2011 John von Düffels Die Mätresse des Königs im Rahmen der ersten Zwingerfestspiele inszeniert.

Wedel ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

Auszeichnungen

Wedel wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 1993 die Goldene Kamera, der Adolf-Grimme-Preis, 1985 der Goldene Gong, 1996 die Goldene Romy und 2002 der Bambi. 2007 erhielt er die Alzeyer Georg-Scheu-Plakette.

Kritik

So konsequent wie der Erfolg ziehen sich durch Wedels Werk jedoch auch Plagiatsvorwürfe, da Wedels Dialoge, aber auch ganze Szenenabläufe Filmkenner immer wieder an bekannte Vorbilder erinnern. Teile seines Scheidungsdramas Papa und Mama entdeckte die Süddeutsche Zeitung in Jenseits von Afrika, es fanden sich aber auch schon in früheren Wedel-Produktionen komplette Szenen von Oliver Stone, Woody Allen, Francis Ford Coppola und vielen mehr (was Harald Schmidt zu einer Persiflage „Hollywood klaut bei Wedel“ nutzte). Am heftigsten war diese Kritik bei Der Schattenmann und Die Affäre Semmeling, wo es sogar zu einem Prozess kam. Wedel räumte diese Vorwürfe hier später ein, fand die Aufregung darum jedoch übertrieben.

Wedel fiel in den letzten Jahren mehrfach dadurch auf, dass er jeweils kurz nach aktuell bekanntgewordenen politischen Affären erklären ließ, er wolle diese verfilmen. 2007 bekundete er dies auch zur Affäre um Gesundheitsminister Horst Seehofer.[4] Wedel wollte aber auch schon die Ereignisse um Jürgen Möllemann, Leo Kirch, Andreas Türck, Edmund Stoiber und die VW-Affäre verfilmen. Kurz vor Bekanntgabe des Der Untergang-Filmprojekts von Bernd Eichinger hatte Wedel bekannt gegeben, er plane ein Doku-Drama über die letzten Tage Adolf Hitlers im Führerbunker.[5]

Filmografie

Autobiografie

  • 2009 Vom schönen Schein und wirklichen Leben Koautorin ist Claudia Thesenfitz, Lübbe-Verlag, Köln 2010 ISBN 978-3-7857-2314-2

Weblinks

 Commons: Dieter Wedel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Passauer Neue Presse: [1] (Link nicht mehr abrufbar)
  2. stern.de: [2] (Link nicht mehr abrufbar) vom 11. September 2003
  3. Dieter Wedel machte sich drei Jahre älter; auf focus.de vom 28. Februar 2010, abgerufen am 10. März 2011
  4. DWDL.de: [3]. vom 7. August 2007
  5. Christoph Schultheis in Stefan Niggemeiers Blog: [4]. vom 8. August 2007 mit weiteren Quellen.

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