Nidarosdom

Nidarosdom
Nidarosdom
Westportal
Adresse Trondheim, Bispegata 11
Konfession evangelisch-lutherisch
Gemeinde Pfarrgemeinde Trondheim
Aktuelle Nutzung Pfarrkirche
Gebäude
Baujahr(e) 1090 (erste Steinkirche)
ab 1869 eine grundlegende Erneuerung
Stil Neogotik und Romanik

Der Nidarosdom in Trondheim (alter Name der Stadt: Nidaros) gehört zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen, er gilt als Nationalheiligtum. Er war die Kathedrale der norwegischen Erzdiözese, die 1152 gegründet wurde. Weil hier der Schrein von Olaf dem Heiligen hinter dem Hochaltar stand, trug der Dom auch den Beinamen „Herz Norwegens“. Nach der Reformation wurde er zur Kathedrale der lutherischen Bischöfe von Trondheim. Im Mittelalter und von 1818 bis 1906 war der Nidarosdom die Krönungsstätte der norwegischen Könige. Hier wurden sieben Könige gekrönt und zehn begraben. Krönungen finden hier nicht mehr statt.

Südlich an den Nidarosdom schließt sich der Erzbischöfliche Palast an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nidarosdom 1857 aus nordöstlicher Richtung

Der Dom wurde auf der Grabstätte des Königs Olav Haraldsson errichtet, der 1030 in der Schlacht von Stiklestad fiel. Als er ein Jahr nach seinem Tod heilig gesprochen wurde, setzte ein Pilgerstrom zu seinem Grab ein. Kurz darauf wurde über der Grabstätte eine kleine Holzkapelle errichtet.

König Olav III. Kyrre ließ 1070 die Kapelle durch eine steinerne Kirche ersetzen, die 1090 fertiggestellt wurde. 1152 erfolgte eine umfassende Vergrößerung der Kirche. Sie wurde bis um das Jahr 1300 immer wieder umgebaut und erweitert.

Bei mehreren Bränden 1328, 1432 und 1531 wurde die Kirche schwer beschädigt. Nach dem Brand 1531 wurde aufgrund fehlender finanzieller Mittel nur noch die Apsis wieder aufgebaut. 1708 brannte die Kirche dann bis auf die Grundmauern nieder. Noch bevor der Wiederaufbau beendet war, schlug 1719 der Blitz ein, und der anschließende Brand verwüstete die Kirche erneut.

Der Nidarosdom war in den 1840er Jahren in einem sehr schlechten Zustand. Als entdeckt wurde, dass ein Pfeiler des Domes im Begriff war in sich zusammenzubrechen, suchte das Kirchenministerium (Kirkedepartementet) dringend nach einer Lösung, um den Verfall zu stoppen. Der damals 27-jährige Heinrich Ernst Schirmer wurde um 1841 beauftragt, Untersuchungen und Studien zur Restaurierung und Wiederherstellung des Nidarosdoms anzufertigen. Schirmers erste Wiederaufbau-Pläne wurden zunächst aus Kostengründen verworfen, aber durch sein starkes Engagement für das Projekt und den fortgesetzten Verfall des Bauwerkes gewann das Thema in den nächsten Jahrzehnten in Norwegen stark an Popularität. 1859 präsentierte Schirmer zusammen mit dem Historiker Peter Andreas Munch in Ausstellungen mehrere Schautafeln mit Plänen zum Wiederaufbau der Kathedrale, wo er auf große Aufmerksamkeit stieß. Das führte dann trotz pekuniärer Engpässe 1869 zum Beginn eines durch Schirmer geleiteten grundlegenden Wiederaufbau des Nidarosdomes. Allerdings trafen seine künstlerischen Pläne zur Restaurierung auf heftige Kritik von Befürwortern eines archäologischen Wiederaufbaues. Da fast alle historischen Vorlagen fehlten, beruhte die Rekonstruktion zum großen Teil auf Spekulationen. Bereits 1872 wurde er durch den Dombaumeister Christian Christie ersetzt, der den Bau bis zu seinem Tod 1906 leitete. Der Wiederaufbau nach Schirmers Konzept wurde, mit mehreren Pausen und Umplanungen, erst 2001 offiziell beendet.

Bauwerksbeschreibung

Der Dom im Winter, von der Elgeseter-Brücke aus gesehen.
Grundriss des Nidarosdoms

Der gesamte Baukörper besitzt die Abmessungen 102 Meter lang, 50 Meter breit (unter Einbeziehung des Querschiffes) und ist in der Gewölbespitze 21 Meter hoch. Er gliedert sich in das gotische Langschiff mit den Türmen (Bauzeit 1140–1180 und 1220–1240; 1328 repariert), in das romanische Querschiff mit Kapelle (Bauzeit 1140–1180), die Sakristei (ein nördlicher Anbau aus der Zeit 1170–118), das Oktogon (Bauzeit 1183–1210) und das Hauptschiff mit der Westfront (Bauzeit 1248–1320). Über dem Kathedralenbau erheben sich drei Türme, zwei Zwillingsartige über dem Westchor und einer mittig über der Vierung. Sechs Portale ermöglichen den Zugang zum Dom.

In der Unterkirche gibt es drei Kapellen, die normalerweise nicht für Besucher zugängig sind. Es sind dies die Marienkapelle, die Olafskapelle und die Michaelkapelle.

Fassaden

Das Material für die Schmuckfassaden ist Speckstein. Als Schauseite der Kathedrale gilt die Westfassade im Stil der Hochgotik nach englischen Vorbildern (wie der Westminster Abbey). Nach den starken Zerstörungen im 19. Jahrhundert waren von den ehemals etwa 40 schmückenden Statuen nur noch fünf erhalten. Die Neugestaltung ab 1929 erfolgte als Kassettenfassade mit einer Unzahl von neuen Statuen, die Personen und Geschichten aus dem Alten Testament künstlerisch darstellen.

Innenansicht - Hauptschiff
Glasrosette über dem Westportal

Innengestaltung und Ausstattung

Die Schiffe der Kirche werden von Kreuzrippengewölben gestützt. Das Oktogon an der Ostseite des Doms ist seit dem 12. Jahrhundert nahezu unverändert erhalten und gilt damit als authentischster Teil des Nidarosdoms. Es wird im Inneren von Schmuckarkaden ohne tragende Funktion gebildet und enthält Reliefs und steinerne Figuren in sehr naturalistischem Stil. In dieser Apsis (Außendurchmesser 18 Meter, Innendurchmesser 10 Meter) wurde der Schrein von König Olav Haraldsson, dem Heiligen Olaf, aufbewahrt.

Die Kirche verfügt über zwei Orgeln. Die ältere wurde 1741 von Joachim Wagner hergestellt und von seinem Freund Johann Peter Migendt eingebaut. Die Hauptorgel stammt von der Firma Steinmeyer und wurde 1930 anlässlich der 900-Jahrfeier der Schlacht von Stiklestad eingebaut. 1960 wurde sie in den Westteil der Kirche umgesetzt und dabei massiv verändert, u.a. wurden auch Pfeifen entfernt. Inzwischen werden Pläne diskutiert, eine Rekonstruktion dieses Kircheninstrumentes vornehmen zu lassen.

Im Inneren der Kirche befinden sich weiterhin eine Kanzel aus dem Jahr 1890, zwei Taufbecken – eins aus dem Jahr 1728 von Jon Jensen, das zweite aus dem Jahr 1905 von Gustav Vigeland sowie ein Altarbild.

Die Glasmalereien fertigten Gabriel Kielland (1908–1934) und Oddmund Kristiansen (1950–1985), inspiriert von den Darstellungen französischer Vorbilder wie der Kathedrale von Chartres. Sie stellen unter anderem die Sage von König Olav Haraldsson und Bibelszenen dar. Es war bei der Rekonstruktion umstritten, ob in die Giebel Farbfenster hineinkommen und wie überhaupt die Westfront gestaltet werden soll. Nach einem Kunstwettbewerb billigte das norwegische Parlament schließlich die Umsetzung der neuen Gestaltungspläne.

Nutzung

Der Nidarosdom ist eine aktive Pfarrkirche für die Trondheimer Kirchengemeinde. Seine Orgeln werden darüber hinaus auch für Konzerte genutzt. Für die Touristen aus aller Welt finden geführte Besichtigungen statt.

Siehe auch: Liste von Kathedralen und Domen, Prälatur Trondheim

Weblinks

 Commons: Nidaros Cathedral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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