Nordwestbahnhof (Wien)

Nordwestbahnhof (Wien)
Der Nordwestbahnhof in Wien kurz nach seiner Vollendung 1870
Die markante Abfahrtseite mit Statuen der Städte der Nordwestbahn
Querschnitt, von Wilhelm Bäumer gezeichnet

Der Nordwestbahnhof in Wien war der Kopfbahnhof der Österreichischen Nordwestbahn.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude

Nach Plänen von Wilhelm Bäumer wurde durch Theodor Reuter auf einem Teil des Augartens im 20. Wiener Gemeindebezirk der Nordwestbahnhof erbaut. Erschwert wurden diese Arbeiten durch das sumpfige Gelände, das bis zu vier Meter hoch mit Erde angeschüttet werden musste. Das Erdreich wurde mit einer eigenen Feldbahn über den Donaukanal von Heiligenstadt her antransportiert.

Das Bahnhofsgebäude stand an der Ecke Nordwestbahnstraße/Taborstraße. An der Abfahrtsseite befanden sich allegorische Figuren, welche die wichtigsten mit der neuen Bahnlinie erreichbaren Städte darstellen sollten. Sie stammten von Franz Melnitzky.

Der Maler Hermann Burghart gestaltete den Wartesalon der 1. Klasse aus. Die Bildhauer Franz Schönthaler und Rudolf Winder waren im Hofsalon tätig.

Geschichte

Der von einer Wahlveranstaltung in Stockerau zurückkehrende sozialdemokratische Politiker Franz Schuhmeier wurde am 11. Februar 1913 von Paul Kunschak aus politischen Gründen in der Bahnhofshalle erschossen.

Aus Einsparungsgründen wurde wegen der gesunkenen Fahrgastzahlen am 1. Februar 1924 die Personenabfertigung im Nordwestbahnhof eingestellt und in den Nordbahnhof verlegt.

Die nutzlos gewordene Bahnhofshalle wurde für Ausstellungen, politische und sportliche Veranstaltungen genutzt. Sogar Schi fahren konnte man auf einer schneebedeckten schiefen Ebene. Nach der Eröffnung des „Schneepalasts“ wurde auf den Wiener Bürgermeister Karl Seitz ein Pistolenattentat verübt, das dieser und seine Begleiter aber unverletzt überstanden. Auch als Abstellhalle für nicht gebrauchte Lokomotiven musste die Halle herhalten.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich hielt am 26. März 1938 Hermann Göring hier eine Rede. Adolf Hitler und Joseph Goebbels folgten gemeinsam mit anderen NS-Spitzenpolitikern am 9. April 1938. Die Antisemitische Ausstellung „Der ewige Jude“ bildete den Auftakt für die Judenverfolgungen.

Während des Krieges nutzte die Deutsche Wehrmacht das Gebäude als Lager. Um den Nordbahnhof zu entlasten, forderte die Deutsche Reichsbahn am 12. Dezember 1942 den Bahnhof zurück und setzte ihn provisorisch wieder instand. Am 1. November 1943 konnte der Personenverkehr zwischen dem Nordwestbahnhof und Jedlersdorf wieder aufgenommen werden.

Durch Bombenangriffe wurde der Nordwestbahnhof schwer beschädigt. Trotzdem wurden nach dem Krieg hier auch die Züge der Nordbahn abgefertigt, denn die Nordbahn war durch die Sprengung der Nordbahnbrücke unterbrochen, und die Nordwestbahnbrücke (Nordbrücke) war bald nach dem Krieg wiederhergestellt worden.

1959 war die Nordbahnbrücke wiederhergestellt, und der neue Bahnhof Praterstern wurde provisorisch in Betrieb genommen. Das führte dazu, dass die Personenabfertigung auf dem Nordwestbahnhof mit 31. Mai 1959 endgültig eingestellt wurde.

Das Gelände des Nordwestbahnhofs wurde zu einem modernen Güter- und Containerterminal mit Krananlagen und Lagerhäusern ausgebaut. Am 29. September 1974 wurde die Elektrifizierung der Gleisanlagen auf dem Bahnhof und der Zufahrtsgleise in Betrieb genommen.

Konversion

2006 entschloss sich die ÖBB als Grundeigentümer die derzeitige Nutzung als Güterterminal schrittweise vom Standort Nordwestbahnhof weg zu verlagern. Dadurch soll eine abschnittsweise Umnutzung des Geländes sowie eine Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität für die Wohnbevölkerung in den angrenzenden Gebieten erreicht werden. Auf dem heutigen Bahnhofsgelände soll ein neuer Stadtteil entstehen. Die Barriere Nordwestbahnhof, die heute den 20. Bezirk in zwei Teile trennt, soll damit durchlässig werden. Für diese bedeutende innerstädtische Aufgabe wurde bis Mitte 2007 ein Städtebauliches Leitbild entwickelt. Auf dessen Grundlage fand im März 2008 ein Architekturwettbewerb statt, bei dem das Schweizer Büro ernst niklaus fausch Architekten den ersten Preis gewann.

Bildergalerie

Literatur

  • Wien Museum: Großer Bahnhof: Wien und die weite Welt. Czernin Verlag, Wien 2006. ISBN 3-7076-0212-5

Weblinks

48.23055616.38257Koordinaten: 48° 13′ 50″ N, 16° 22′ 57″ O


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