Norman Dyhrenfurth

Norman Dyhrenfurth

Norman Günter Dyhrenfurth (* 7. Mai 1918 in Breslau) ist ein US-amerikanischer Bergsteiger, Expeditionsleiter, Kameramann und Regisseur. Sein größtes Verdienst ist die Leitung der amerikanischen Mount-Everest-Expedition 1963.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Norman Günter Dyhrenfurth ist der Sohn des Geologen und Himalaya-Expeditionsleiters Günter Dyhrenfurth und der Bergsteigerin Hettie Dyhrenfurth, die nach der Besteigung des Sia Kangri 20 Jahre lang den Höhenrekord für Frauen gehalten hatte. Sein Vater hatte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten seine Professur in Breslau niedergelegt und sich mit seiner Familie in der Schweiz niedergelassen.

Hettie Dyhrenfurth wanderte 1937 in die USA aus, wohin ihr der damals 19-jährige Norman folgte. Norman, der mit seinem Vater vor seiner Abreise in die USA noch den Mont Blanc und andere Alpengipfel bestiegen hatte, arbeitete in Amerika als Schilehrer, Bergführer und Kameramann. Schon sein Vater Günter Oskar Dyhrenfurth hatte seine Himalaya-Expeditionen durch Filme finanziert und das Interesse seines Sohnes am Filmen geweckt.

Im Zweiten Weltkrieg nahm Norman Dyhrenfurth auf Seiten der amerikanischen Truppen am Kampf um die Aleuten teil. Nach dem Krieg wurde er Leiter einer Filmproduktionsgesellschaft und erhielt die Berufung als Lektor an die University of California in Los Angeles, wo er schließlich Leiter der UCLA Film School wurde. In dieser Position kam er mit vielen berühmten Regisseuren wie Alfred Hitchcock und Fred Zinnemann in Kontakt. Später drehte er Bergfilme wie Am Rande des Abgrunds (Five Days One Summer) mit Sean Connery unter der Regie von Fred Zinnemann und Im Auftrag des Drachen (The Eiger Sanction) mit Clint Eastwood.

Heute lebt Norman Dyhrenfurth in Salzburg.

Himalaya-Expeditionen

Über die Vermittlung seines Vaters wurde Norman Dyhrenfurth Mitglied der zweiten Schweizer Mount-Everest-Expedition 1952. Im letzten Moment schloss er sich der Expedition als Kameramann an. Er erreichte die Expedition erst, als sie bereits auf dem Khumbu-Gletscher ein Lager errichtet hatte. Er konnte sich nur langsam akklimatisieren und litt unter Erkältung. Dennoch konnte er eindrucksvolle Panoramaaufnahmen zum Expeditionsfilm beisteuern. Die Schweizer konnten den Gipfel nicht erreichen, legten jedoch mit ihrer Expedition die Grundlage für die Erstbesteigung durch Sir Edmund Hillary im folgenden Jahr. Nach der Rückkehr in die USA legte Norman Dyhrenfurth die Leitung der UCLA Film School nieder, um sich nur noch dem Himalaya zu widmen.

Im Jahre 1955 leitete er eine Internationale Himalaya-Expedition zum Lhotse. 1958 war er stellvertretender Leiter einer wissenschaftlichen Gruppe auf Suche nach dem „Yeti“. 1960 ging er als Kameramann mit einem Schweizer Bergsteigerteam zum Dhaulagiri.

Für das Jahr 1963 überzeugte er die National Geographic Society, die American Mount Everest Expedition zu finanzieren. Er bekam den Auftrag, diese Expedition zu leiten. Zahlreiche Wissenschaftler schlossen sich der Expedition an, darunter ein Soziologe und ein Psychologe, die im Auftrag der NASA die Reaktion und die Zusammenarbeit der Gruppe unter Stressbedingungen untersuchten. Für die NASA waren die Ergebnisse in der Vorbereitung des Apollo-Programms zur ersten Mondlandung wichtig.

Bei dieser Expedition gelang James Whittaker als erstem Amerikaner die Bezwingung des Gipfels über die schon von Edmund Hillary gewählte Route über den Südostgrat, zusammen mit dem Sherpa Nawang Gombu. Drei Wochen später bewerkstelligten zwei weitere Seilschaften die Besteigung des Mount Everest über verschiedene Routen. Tom Hornbein und Willi Unsoeld folgten dem Westgrat, mussten dann aber in die Nordwand ausweichen und stiegen in der seither „Hornbein-Couloir“ genannten Schlucht zum Gipfel. Sie führten dann die erste Überschreitung des Mount Everest durch und folgten dem auf der Standardsüdroute angestiegenen Team beim Abstieg. Diese Überschreitung war zugleich die erste Überschreitung eines Achttausenders überhaupt.

Norman Dyhrenfurth und die Mitglieder seiner Mannschaft erhielten nach ihrer Rückkehr bei einem Empfang im Weißen Haus von Präsident John F. Kennedy die selten verliehene Hubbard-Medaille der National Geographic Society.

1971 organisierte Norman Dyhrenfurth eine weitere Expedition zum Mount Everest. Wie sein Vater, der im Namen des Völkerbundes Bergsteiger in den Himalaya geführt hatte, wollte er eine internationale Bergsteigergruppe ohne Nationalitätenstreit auf dem Everest versammeln. Gleichzeitig sollten die Alpinisten den Berg über die Südwestflanke und den Westgrat bezwingen. Dreißig Bergsteiger aus dreizehn verschiedenen Nationen nahmen daran teil, darunter Chris Bonington, Don Whillans, Dougal Haston, Naomi Uemura und der französische Sportminister Pierre Mazeaud. Aber die Expedition stand unter keinem guten Stern. „Wie Primadonnen“ – so bezeichnete Chris Bonington später die Kollegen – reisten die prominenten Bergsteiger an. Der Sportminister weigerte sich, sich am Tragen des Gepäcks zu beteiligen und handelte sich dafür ein „Fuck off, Mazeaud“ vom Briten James Roberts ein. Nach dem Tod des Inders Harsh Bahuguna, dessen Rettung im Schneesturm misslang, reisten die ersten Teilnehmer wieder ab. Konflikte und widrige Bedingungen veranlassten Norman Dyhrenfurth, die Expedition vorzeitig abzubrechen.

Literatur

  • Andreas Nickel, Himalaya. Norman Dyhrenfurth: Expeditionen und Filme 1952–1971. AS Verlag, Zürich, 2007 ISBN 3-90911-141-6
  • Peter Steele, Als Arzt am Everest. Internationale Himalaya-Expedition geleitet von Norman G. Dyhrenfurth und James O. M. Roberts, Nymphenburger Verlagshandlung GmbH München 1974 - ISBN 3-485-01758-2

Filme

  • Andreas Nickel und Jürgen Czwienk: Zum dritten Pol. Dokumentarfilm über die Familie Dyhrenfurth, Deutschland, 2007

Weblinks


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