Norman Jesse Whitfield

Norman Jesse Whitfield

Norman Jesse Whitfield (* 12. Mai 1941 in Harlem/New York City; † 16. September 2008 in Los Angeles) war ein Soul/Rhythm-and-Blues-Produzent und Songwriter, der vor allem durch seine Arbeit für Berry Gordys Motown-Label in den 1960er und 1970er Jahren bekannt wurde.

Leben

Ende der 1950er Jahre ließ er sich in Detroit nieder und trat mit einigen lokal bekannten R&B-Bands auf. Ab 1959 bekam Whitfield einen Job als Produzent und Songwriter bei Thelma Records. Er arbeitete hier mit Interpreten wie den Distants (Vorläufer der Temptations) oder Richard Street zusammen. Einzige messbare Komposition aus jenem Jahr war Alone für Tommy Stone.

Ab 1961 hielt sich Whitfield oft in den noch jungen Motown-Studios auf, um mehr über die Aufnahme- und Produktionstechnik zu erfahren. Schließlich wurde er vom Label-Inhaber Berry Gordy Jr. beim Sublabel "Gordy Records" angestellt, wo er sich Demos unbekannter Künstler anhörte und mitentschied, wer hiervon für einen Plattenvertrag in Frage kommen könnte. Ende 1962 begann Whitfield dann vor allem Songs zu schreiben. Eine seiner frühen Kompositionen war I Couldn’t Cry If I Wanted To, geschrieben zusammen mit Eddie Holland und im November 1962 von Eddie Holland selbst gesungen. Von den Temptations stammt ein späteres cover (B-Seite von I know I'm losing you, November 1966, ebenfalls komponiert von Whitfield-Holland). Marvin Gaye übernahm für seine LP "That stubborn kinda' fellow" im Januar 1963 Wherever I lay my hat, das 20 Jahre später als cover von Paul Young im Juni 1983 wiederentdeckt wurde und die Nr. 1 der britischen Charts schaffte. Whitfields erste große Hitkomposition war indes Pride and joy wiederum für Marvin Gaye im Mai 1963, das als Cross-over einen 10. Platz der US-Popcharts erreichte. Nach ein paar LP-Füllern für die Temptations folgten im Oktober 1964 Needle in a Haystack für die Velvelettes und einen Monat später Too Many Fish in the Sea von den Marvelettes.

Ab 1966 wurde Whitfield dann zum Hauptproduzenten und -komponisten der Temptations berufen, nachdem sein Ain’t Too Proud to Beg im Mai 1966 ein größerer Hit (Nr. 13 Pop) geworden war als Get Ready (Nr. 29 Pop), letzteres geschrieben und produziert von Smokey Robinson, der bisher für die Temptations zuständig war. Der Hit kam auch auf die Temptations-LP "Gettin' ready" im Juni 1966, die auch die erste Version von I Heard It Through the Grapevine enthielt. Der Song über Gerüchte, der aus der neuen Zusammenarbeit von Whitfield und Barrett Strong stammte, wurde im Oktober 1967 von Gladys Knight & the Pips aufgegriffen, zur Nr. 2 der Charts transportiert und zum Millionseller, der im nächsten Jahr durch die Version Marvin Gayes noch übertroffen wurde: in seiner Version vom Oktober 1968 entstand eine transatlantische Nr. 1. Im April 1969 coverte Gaye dann Too busy thinking about my baby (US-Pop 4), das ebenfalls von der Temptations-LP "Gettin' ready" stammte.

Whitfield und Strong beschlossen daraufhin, weiter als Songwriter-Team zusammenzuarbeiten. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre, als sich die Temptations stark in Richtung Psychedelic Soul und Funky bewegten, schrieben Whitfield und Strong unter anderem die Hits Cloud Nine (Oktober 1968, erster "Grammy"), Runaway Child running wild (Januar 1969), I Can’t Get Next to You (US-Nr. 1, Juli 1969), Ball of Confusion (That’s What the World Is Today) (Mai 1970) und Papa Was a Rollin’ Stone (Oktober 1972) für die Band. Insbesondere mit letzterem Song hatten sich Whitfield-Strong vom konventionellen "Motown-Sound" wegbewegt. Einerseits wurden sozialkritische Inhalte wie entlaufene Kinder oder umhertreibende Väter (Songtitel) thematisiert, andererseits war der Sound gekennzeichnet durch orchestrale Intonierungen, versetzt mit kanonartigen Stimmüberlagerungen. Das galt auch für den im Juli 1970 aus der Kooperation Whitfield und Eddie Holland stammenden Anti-Kriegs-Hit War für Edwin Starr, der der größte Erfolg Whitfields überhaupt werden sollte. Das Original hiervon stammt von dem Temptations-Album "Psychedelic Shack" (März 1970). Im Februar 1973 lieferten dann Whitfield und Strong ihr musikalisches Meisterstück mit der LP Masterpiece für die Temptations ab. Waren überlange Songs bereits geübter Produktionsstandard beim Team, so erreichte die Orchestrierung mit kaskadenartgen Bläsersektionen eine kaum noch steigerungsfähige Ebene - an der Grenze zur Überorchestrierung.

1975 verließ Whitfield dann Motown, um sein eigenes Label Whitfield Records zu gründen. Er produzierte Künstler wie The Undisputed Truth, Taka Boom und Rose Royce. Royces Single Car Wash (Oktober 1976) erreichte wieder einen ersten Platz in den Pop-Charts. Der Song war eine Auskopplung aus dem Soundtrack des gleichnamigen Filmes. Whitfield wurde für seine Musik zu diesem Film auf dem Filmfestival Cannes 1977 ausgezeichnet. Das von Warner Brothers vertriebene Plattenlabel beendete 1982 seine Aktivitäten. Im folgenden Jahr kehrte Whitfield zu Motown zurück, konnte jedoch keine besonderen Erfolge mehr verzeichnen.

Statistik

Insgesamt sind bei der Broadcast Music Incorporated für Whitfield 363 Kompositionen urheberrechtlich registriert. Barrett Strong erhielt 237 Registrierungen, der Großteil der Schnittmenge entfällt dabei auf die Zusammenarbeit beider. Von 97 Singles aus der Kooperation von Whitfield-Strong (oder einem der Partner mit anderen Autoren) erreichten im Zeitraum 1963 bis 1971 insgesamt 11 die Top10 der Charts. Von den 27 Nummer-eins-Hits des Motown-Konzerns entfielen lediglich 4 auf das Team oder eines der Teammitglieder.

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