Oberleitungsrosette

Oberleitungsrosette
Oberleitungsrosette der Straßenbahn Hamburg

Eine Oberleitungsrosette – auch Wandrosette, Wandanker, Wandeisen oder in Österreich Mauerrosette genannt – ist eine spezielle Form der Fahrdrahtaufhängung bei Straßenbahnen und Oberleitungsbussen, seltener auch bei Eisenbahnen. Die meist aus Gusseisen hergestellten Rosetten dienen der Verankerung beziehungsweise Abspannung der Oberleitung an den Gebäuden der durchfahrenen Straßenzüge. Sie kommen immer dann zur Anwendung, wenn aus räumlichen Gründen (beispielsweise enge Straßen) oder ästhetischen Gründen keine Oberleitungsmasten aufgestellt werden können. Ferner spielen auch Kostengründe eine Rolle, Rosetten sind beim Bau deutlich günstiger als Masten.

Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts begann das Zeitalter der elektrischen Straßenbahn, als erste elektrifizierte Strecke gilt die 1881 eröffnete Elektrische Straßenbahn Lichterfelde–Kadettenanstalt. In rascher Folge wurden weitere Betriebe elektrifiziert, jedoch wurden die optischen Auswirkungen der Oberleitungen damals häufig noch als störend und unästhetisch empfunden. Um dies zu kompensieren wurden die Befestigungen in den Anfangsjahren der "Elektrischen" besonders kunstvoll ausgeführt. Dies gilt speziell für den Zeitraum rund um die Jahrhundertwende. Deswegen sind besonders kunstvoll ausgeführte Oberleitungsrosetten typischerweise häufig an im Jugendstil erbauten Gebäuden zu finden.

Bei der Formgebung der Aufhängungen bediente man sich dabei der Gestaltungselemente aus der Ornamentik beziehungsweise der Rosettenkunst in der Architektur. Diese Anleihen waren es schließlich auch, die den Oberleitungsrosetten zu ihrer Bezeichnung verhalfen. In späteren Jahren wurden die Oberleitungsrosetten jedoch zunehmend schlichter ausgeführt und im Laufe der Jahre von einfachen Wandhaken ohne jede Verzierung abgelöst (nicht zu verwechseln mit den ähnlich aussehenden Wandhaken zur Befestigung der Straßenbeleuchtung). Im Vergleich zu den einfachen Haken der Straßenbeleuchtung sind Oberleitungsrosetten deutlich massiver ausgeführt, sie müssen auch die durch den Federdruck des Stromabnehmers verursachten Schwingungen der Oberleitung aushalten können.

Seltener sind beziehungsweise waren Oberleitungsrosetten auch bei Eisenbahnen zu finden, in der Regel ist dies bei elektrisch betriebenen Kleinbahnen beziehungsweise Lokalbahnen der Fall (sofern diese auch durch bebaute Straßenzüge fahren oder fuhren). Beispiele für solche Fälle sind die Strausberger Eisenbahn, die frühere Schmalspurbahn Klingenthal–Sachsenberg-Georgenthal oder die ebenfalls stillgelegte Industriebahn Münster–Cannstatt. In Österreich kann man diese auch entlang der Strecke der eingestellten Localbahn Innsbruck–Hall in Tirol und der Stubaitalbahn finden.

Gegenwart

Häufig sind solche Rosetten heute die einzigen Relikte, die an längst eingestellte Straßenbahnstrecken oder gänzlich eingestellte Straßenbahnbetriebe erinnern. In Hamburg beispielsweise erhalten bis heute circa 600 dieser Relikte die Erinnerung an die ehemalige Straßenbahn aufrecht, obwohl deren letzte Linie schon 1978 eingestellt wurde. Dennoch kommen sie vereinzelt auch heute noch zur Anwendung. So ließen beispielsweise die Stuttgarter Straßenbahnen im Zuge der 2007 erfolgten Umstellung der Straßenbahnlinie 15 auf Stadtbahnbetrieb einige Wandrosetten nach historischen Vorbildern nachproduzieren, diese wurden in der Stuttgarter Alexanderstraße verwendet.

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