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Die Asen (altnord. Æsir „die Pfähle“, Sg. Áss, urgerm. *ansuz) sind das jüngere Göttergeschlecht in der nordischen Mythologie. Das ältere Geschlecht wird Wanen (altnord. Vanir, Sg. Vanr) genannt.
Nach der Jüngeren Edda wohnen zwölf Asen in Asgard (Sitz der Götter). Sie herrschen über die Welt und die Menschen, allerdings beschränkt durch das Schicksal, das nur die Nornen im vollen Umfang kennen. Ihnen werden Eigenschaften wie Stärke, Macht und Kraft zugeschrieben. Sie sind weitgehend vermenschlicht, haben also einen irdischen Alltag. Wie die Menschen sind sie sterblich. Nur durch die Äpfel der Idun halten sie sich jung, bis fast alle von ihnen zur Ragnarök getötet werden.
Das Geschlecht der Asen besteht aus kriegerischen Gottheiten, während es sich bei den Wanen eher um Fruchtbarkeitsgötter handelt.
Nach einer Theorie stellen die Wanen eine Erinnerung an die Götter der vor-indoeuropäischen Urbevölkerung dar, deren Kultur von den eindringenden Indogermanen in einer Art Synkretismus verändert wurde. Demnach entsprechen die Asen den Göttern der Indogermanen. Der Wanenkrieg, in dem die beiden Göttergeschlechter gegeneinander kämpfen und der mit einem Friedensschluss und dem Austausch von Geiseln endet (wodurch die uns bekannten Wanen zu den Asen gelangen), repräsentiert die Auseinandersetzung dieser Volksgruppen.
Da von den beiden altnordischen Götterfamilien nur die Asen auch im Süden belegt sind, ist die Zuordnung zu den Familien bei einigen Gottheiten nicht gesichert. Die Götternamen Tyr, Odin, Thor und Freyja sind deutlich in der englischen, aber auch teilweise in der deutschen Bezeichnung der Wochentage (Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Dienstag, Donnerstag, Freitag) erkennbar.
Aufzählung einiger Asen
nordgermanisch westgermanische
(althochdeutsche) Namensform
(*nicht überliefert)Bedeutung Óðinn Wodan, Wōden, Wuotan Göttervater, Gott der Schlacht, der Weisheit, der Ekstase, des Krieges, der Dichtkunst Þórr oder Thor Donar Gott des Donners, Gewitters und des Wetters, der Arbeit und des Kampfes. Fruchtbarkeitsgott und Schutzgott Sól Sunna Personifikation der Sonne Loki *Lohho, Vé Gott des Feuers, Gott der Lügen und Täuschung, Urheber des Bösen, sehr zwielichtige Gestalt, Intrigant Eir – Göttin der Heilkunde und Heilung. Die beste Ärztin Heimdall – Wächter der Brücke Bifröst Ullr *Wulder, *Wuller Gott des Winters und der Skiläufer, Gott des Ackers und der Weide, Gott der Eide, Jäger und Bogenschütze auf Skiern Saga – Göttin der Dichtkunst und Geschichte. Im südgermanischen bzw. (alt-)hochdeutschen Raum als Bezeichnung „Sage“ erhalten. Von althochdeutsch sâga (Fem. Sing.) Skaði - Göttin der Jagd, der Berge und des Winters Baldur Balder Gott der Gerechtigkeit des Lichtes, der Güte, der Reinheit, der Schönheit Forseti Fosite, *Forasizo Gott der Gerechtigkeit und des Rechts, „Vorsitzender“, Richter über Götter und Menschen Vör oder Var – Göttin der Ehe, Göttin der Treue, Verträge und Eide, Göttin der Liebe Lofn – Göttin der Eintracht Sif *Sippja, *Sive Göttin der Ernte Höðr – Gott der Dunkelheit, der blinde Gott Syn – Göttin der Gerechtigkeit und Wahrheit, Göttin der Rechtspflege Viðarr Vidar, Widar Gott der Natur und des Waldes, Gott der Rache und des Schweigens Iðunn – Göttin der Jugend und der Fruchtbarkeit Frigg Frija, Frea, *Frick Beschützerin der Ehe, Gemahlin Odins Hænir – Bruder von Odin, Berater der Wanen Bragi Brego Gott der Redekunst Magni – Gott der Kraft Hel *Hellia, *Hella Göttin der Unterwelt, im Süden nur im Namen der „Hölle“ (norw.: helvete) überliefert Móði – Gott des Mutes Vali – Rächer des Gottes Balder Snotra – Göttin der Klugheit, Göttin der Tugend und Sittsamkeit – Fol (Phol) Einzig im zweiten merseburger Zauberspruch bezeugt. Seine oft erwähnte Gleichsetzung mit Balder bleibt noch fraglich – Sinthgunt (sinhtgunt) Wie Phol, so wird auch diese Göttin, die als Schwester der Sunna gilt, einzig im zweiten merseburger Zauberspruch genannt. Ihre Bedeutung ist unbekannt, manche Vermutungen wollen darin das Gegenstück zur Sunna (Sonne) sehen, doch der Mond war im Germanischen von jeher männlich. Fulla Folla (uolla) Auch hier handelt es sich um eine Göttin, die sich nur im zweiten Merseburger Zauberspruch findet. Sie wird angegeben als Schwester der Friia, eine verwandtschaftliche Namensdeutung zu Phol ist unsicher, doch nicht auszuschließen. – Vihansa „heilige Asin“?, nur auf einem römerzeitlichen Weihestein überliefert Stammbaum der nordischen Gottheiten
Die folgende Übersicht zeigt die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den bekanntesten nordischen Gottheiten aus den Geschlechtern der Asen und Wanen:
Stammbaum der Asen und Wanen Buri Bölthorn Delling Nott Bör Bestla Fjörgyn ∞ ∞ Dagr 2. Jörd Vili Vé Odin 1. Frigg Ivaldi ∞ ∞ Thjazi Sif Thor Nanna Baldr Hödr Hermodr Bragi ∞ Idun ∞ ∞ Nerthus Njördr Skadi ∞ Ullr Thrud Forseti ∞ Gerda Freyr ∞ Freyja 4. Grid Odin 3. Rinda ∞ ∞ ∞ Fjölnir Vidar Vali Siehe auch
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