- Operation Libelle
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Die Operation Libelle war der Name einer Operation der Bundeswehr im März 1997 in Albanien, bei der deutsche und andere ausländische Bürger aus Tirana ausgeflogen wurden. In der gleichen Woche evakuierten auch US-amerikanische und italienische Einheiten ihre Bürger aus Albanien.
Inhaltsverzeichnis
Lage in Albanien am 13. März 1997
Wegen der sich von Süden über das Land ausbreitenden Unruhen, dem sogenannten Lotterieaufstand, brach am 13. März 1997 die staatliche Ordnung in Albanien zusammen. In der Hauptstadt Tirana fanden Plünderungen statt und der Flughafen der Stadt konnte nicht mehr angeflogen werden. Die im Land verbliebenen ausländischen Staatsbürger waren dadurch akut gefährdet.
Das Auswärtige Amt hatte bereits am 11. März 1997 alle Deutschen in Albanien aufgefordert, das Land zu verlassen. Italien hatte begonnen, ausländische Bürger auszufliegen. Ein Transport deutscher Staatsbürger auf dem Landweg Richtung Adriaküste war am 14. März 1997 vormittags nicht mehr möglich. Für sie und Staatsangehörige anderer Nationen in Obhut der deutschen Botschaft blieb nur noch die Luftevakuierung. Weil alliierte Kräfte keine Unterstützung leisten konnten, beschloss die deutsche Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl nach Information der Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Deutschen Bundestag und der Obleute des Verteidigungsausschusses, den Einsatz zur Evakuierung durchführen zu lassen.
Ablauf der "Operation Libelle"
- 13. März 1997 - 20:45 Uhr Entscheid des Verteidigungsministers Volker Rühe zur Verbesserung der Reaktionsfähigkeit der Bundeswehr, die Fregatte Niedersachsen (210 Besatzungsmitglieder) ins Seegebiet westlich der Stadt Durrës (Albanien) zu verlegen.
- 14. März 1997
- fünf Transport- und Rettungshubschrauber des Typs CH-53 des GECONSFOR(L), des deutschen Kontingent der SFOR (Stabilization Force) in Bosnien-Herzegowina mit Führungsgruppe, Sicherungs- und Sanitätssoldaten (insgesamt 89 Soldaten) werden nach Dubrovnik (Kroatien) verlegt.
- drei Transportflugzeuge vom Typ C-160 Transall werden gegen 7:00 Uhr in Landsberg bereitgehalten (24 Soldaten einschließlich 6 Sanitätern).
- Um 7:30 Uhr starten deutsche Hubschrauber aus dem SFOR-Feldlager Rajlovac nach Dubrovnik; die "Niedersachsen" liegt vor Durrës.
- 11:35 Uhr Entscheidung der Bundesregierung zur Evakuierung.
- 13:45 Uhr die deutschen SFOR-Hubschrauber werden von Dubrovnik nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros verlegt.
- 14:00 Uhr Abflug der Transportflugzeuge vom Typ C-160 Transall nach Podgorica.
- 15:02 Uhr Abflug der Hubschrauber mit Sicherungskräften nach Tirana und Landung um 15:40 Uhr. Nach der Landung kommt es rund um die Landezone zu einem heftigen Gefecht zwischen unbekannten Kräften und Bundeswehrsoldaten.
- 16:09 Uhr Der letzte Hubschrauber des Evakuierungsverbandes verlässt die Hauptstadt Tirana.
Die Operation Libelle ist abgeschlossen. Alle Bürger und deutschen Soldaten konnten nach Podgorica ausgeflogen werden. Im Laufe der Operation wurde ein Hubschrauber durch Beschuss leicht beschädigt.
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- 18:20 Uhr Abflug von zwei Transall-Flugzeugen von Podgorica mit den Evakuierten zum Flughafen Köln/Bonn. Ankunft um 22:30 Uhr.
- 19:42 Uhr Ankunft des letzten Hubschraubers in Dubrovnik. Am Folgetag Rückflug nach Rajlovac.
Das Kommando über die Einsatztruppe hatte der spätere Brigadegeneral Henning Glawatz, seinerzeit noch im Dienstgrad Oberst der Kommandeur der Luftlandebrigade 26 "Saarland".
Am 18. März 1997 beschloss das Bundeskabinett, dem Deutschen Bundestag den Antrag zur Billigung des Einsatzes zuzuleiten. Am 19. März 1997 beschäftigten sich die zuständigen Ausschüsse mit dem Antrag und am 20. März 1997 stimmte der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit diesem Antrag zu.[1]
Ausgeflogene Personen
Insgesamt wurden 98 Personen aus 22 Nationen von der Bundeswehr ausgeflogen:
Land Personen Deutschland 21 Ungarn 14 Japan 13 Österreich 11 Tschechien 5 Dänemark 3 Peru 3 Schweiz 3 Ägypten 2 Albanien 2 Bosnien und Herzegowina 2 Niederlande 2 Polen 2 Südkorea 2 Argentinien 1 Belgien 1 Finnland 1 Italien 1 Luxemburg 1 Philippinen 1 Schweden 1 Spanien 1 Auszeichnungen
"Allerdings sorgten auch [Anmerkung: wie bei der Aktion Pegasus] hier Juristen für Verwunderung: Sie verweigerten den Teilnehmern eine Auszeichnung, weil die Operation selbstverständlicher Teil des Nato-Einsatzes im ehemaligen Jugoslawien gewesen sei. Dabei war das 89-köpfige Kommando vorher offiziell aus dem Nato-Dienst herausgelöst und unter nationalen Befehl gestellt worden."[2]
Referenzen
Einzelnachweise
- ↑ bundestag.de
- ↑ rp-online.de: "Auslands-Dienstreise" nach Libyen
Weblinks
- CNN-Bericht zur Operation Libelle (Stand: 21. August 2007)
- Ausschnitt aus den ARD-Tagesthemen vom 14. März 1997. Anmerkung: Hier ist von 103 evakuierten Deutschen und Ausländern und 91 Mann Stärke des Einsatztrupps die Rede.
- [rp-online.de mit einigen Fakten:Operation "Libelle" Tirana '97: Das erste Gefecht der Bundeswehr (14. März 2007)
Literatur
- Hans Krech (Hrsg.): Der Bürgerkrieg in Albanien 1997. Verlag Dr. Köster, 2. Auflage, Berlin 2000 ISBN 3-89574-280-5
- Martin Rink: Operation Libelle - Die Evakuierung deutscher Staatsangehöriger aus Albanien am 14. März 1997, in: Militärgeschichte, Heft 1 (2007).
Kategorien:- Albanische Geschichte
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- Konflikt 1997
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