- Optimale Handelspolitik
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Unter einer optimalen Handelspolitik im ökonomischen Sinne versteht man die Mehrung des einer Volkswirtschaft insgesamt zur Verfügung stehenden Wohlstandes.
Außerhalb der Volkswirtschaft ergeben sich unter gesellschaftlichen bzw. politischen Gesichtspunkten zahlreiche andere Kriterien, die je nach vorliegender Interessenlage die dann anzustrebende Handelspolitik optimal erscheinen lassen. Volkswirtschaftlich betrachtet ist die damit verfolgte Handelspolitik dann in der Regel nicht optimal.
Eine optimale Handelspolitik kann auch nicht nur auf eine Volkswirtschaft, sondern auf den gesamten Welthandel bzw. die entsprechenden Regularien bezogen werden. Dann ist eine optimale Handelspolitik eine Politik, die für alle beteiligten Handelspartner (Volkswirtschaften) von größtmöglichen Vorteil ist.
Inhaltsverzeichnis
Einordnung
Auf dem Gebiet der Volkswirtschaft ist die optimale Handelspolitik in den Bereich Handel und Einkommensverteilung einzuordnen. Ausgehend vom Ricardo-Modell und der Heckscher-Ohlin-Theorie geht es darum, ob Freihandel ohne Verzerrungen zugelassen wird oder nicht. Sowohl positive Folgen, wie Effizienzgewinne und Vorteile aus verstärktem Wettbewerb, als auch Nachteile, wie Einkommensverschiebungen zuungunsten evt. bereits benachteiligter Gruppen, werden betrachtet. Die Problemstellung der optimalen Handelspolitik verläuft quer durch die gesamte Politik der Außenwirtschaft und mündet in der neueren Theorie zur strategischen Außenhandelspolitik[1].
Ausgangspunkt
Der gesamte Wohlstand bzw. die Konsummöglichkeiten einer Volkswirtschaft lassen sich entsprechend den Schlussfolgerungen aus dem Ricardo-Modell und der Ökonomie des Außenhandels durch Zulassung von (Frei-)handel maximieren. Neben den erweiterten Konsummöglichkeiten durch relativ niedrigere Preise werden auch inländische Monopole ausländischer Konkurrenz ausgesetzt. Dies führt zu einem Zwang zu Effizienz und Innovation sowie zur Anwendung modernster Technologien. Durch Beförderung des technischen Fortschrittes wird damit die gesamtwirtschaftliche Transformationskurve nach außen erweitert. Weiterhin können Vorteile der Massenproduktion und Spezialisierung besser ausgeschöpft werden.
Problematik
Da politisch oft nicht der Gesamtwohlstand eines Landes ausschlaggebend ist, sondern stark die Zufriedenheit und Einkommenshöhe einzelner Interessensgruppen oder Individuen der Volkswirtschaft im Vordergrund stehen, kann es zu Zielverschiebungen kommen. Bei Bestehen von Außenhandel kommt es im Gegensatz zu einer geschlossenen Volkswirtschaft zwar insgesamt zu einer Wohlstandsvermehrung, aber einzelne Gruppen in der Volkswirtschaft werden ökonomisch schlechter gestellt.
Beispiel
Durch den Import von Textilien aus Fernost nach West- und Mitteleuropa können die Verbraucher in den Hochlohnländern insgesamt billigere Textilien konsumieren. Das Einkommen der Arbeiter in der Textilindustrie West- und Mitteleuropas verringert sich aber oder entfällt für diese ganz.
Insgesamt kommt es kurzfristig zu Verlusten in Branchen, die mit ausländischen Importen in Konkurrenz stehen. Langfristig verlieren die Gruppen, die ihr Einkommen aus den im Verhältnis knappen Faktoren der nun Außenhandel treibenden Volkswirtschaft beziehen[2]. Zunächst erscheint es sinnvoll Branchen, die aufgrund der ausländischen Konkurrenz verlieren, durch Protektionismus (Zölle, Importquoten usw.) zu schützen. Bei Ergreifen solcher Maßnahmen werden aber die Außenhandelspartner ähnliche Beschränkungen einführen, was wiederum den eigenen Exporten schadet. Durch Protektionismus kommt es weiterhin aufgrund geringerer ausländischer Konkurrenz in den betroffenen Branchen zu weniger Effizienzsteigerungen und Innovationszwang. Auch die Wettbewerbsfähigkeit und Wettbewerbsausrichtung der abgeschotteten bzw. begünstigten inländischen Branche auf dem Weltmarkt leidet durch protektionistische Maßnahmen des Staates.
Die Mehrung der Konsummöglichkeiten z.B. durch günstigere Konsumpreise aufgrund billigerer Importwaren ist in der Summe größer als die nachteiligen Wirkungen für Verlierergruppen. Die Vorteile des Freihandels verteilen sich jedoch in der Regel auf eine große Zahl von Individuen, so dass der einzelne den Gesamtvorteil (billigerer Textilkonsum) häufig nicht im Gesamtausmaß wahrnimmt. Durch negative Auswirkungen für die Individuen der Verlierergruppen verlieren diese jedoch in der kurzen Frist häufig ihre gesamte bisherige wirtschaftliche Grundlage. Hinzu kommt, dass potenzielle Verlierer des freien Außenhandels häufig besser organisiert sind und ihren Interessen gegenüber der Politik stärker Ausdruck verleihen als die Gesamtzahl der potenziellen Gewinner.
Einzelnachweise
- ↑ Brand-Spencer-These diskutiert unter diss.fu-berlin.de
- ↑ P. Krugman, M. Obstfeld; Internationale Wirtschaft, 7. Auflage, München u.a., 2006, S. 109
Literaturquellen
- Paul Krugman, Maurice Obstfeld: Internationale Wirtschaft, Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 7. aktualisierte Auflage, Pearson Studium, München 2006, ISBN 3-8273-7199-6
- Horst Siebert: Außenwirtschaft, 8. Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2006, ISBN 3825280810
Weblinks
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