- Oranna (Heilige)
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Oranna (6. Jahrhundert) ist eine katholische Heilige. Ihr Gedenktag ist der 15. September. Sie wird angerufen bei Ohrenleiden und Schwindelanfällen. Oranna gilt als Patronin Deutsch-Lothringens.
Leben
Sie missionierte zusammen mit ihrer Gefährtin Cyrilla im Mosel-Saar-Raum, wo sich die beiden in der Gegend von Berus niederließen. Dies zählt zu einer sehr frühen iroschottischen Mission. Begraben wurden beide in der Ortschaft Eschweiler, von der heute nur noch die Orannakapelle besteht. Diese ist ein beliebter, malerisch gelegener Wallfahrtsort, der auch gerne für Hochzeiten und Taufen genutzt wird. Lange Zeit war die Kapelle Pfarrkirche für die umliegenden Orte Berus, Felsberg und Altforweiler. Noch heute feiern diese Orte gemeinsam die Oranna-Kirmes am 3. Sonntag im September.
Der Legende nach war Oranna eine iroschottische Prinzessin, die wie ihre Brüder die Heimat verließ, um in der Einsamkeit Gott zu dienen. Ihr Vater war der irisch-skotische Vizekönig Frochard, ihre Mutter hieß Iveline. In diesem Zusammenhang wird Oranna auch mit dem heiligen Wendelin in Verbindung gebracht, der ihr Bruder gewesen sein soll. Eine andere Quelle weiß zu berichten, dass Oranna die Tochter eines lothringischen Herzogs war, der sie wegen ihrer Schwerhörigkeit verstieß.
Etliche fromme Legenden ranken sich um das Leben der Heiligen Oranna. So soll sie einen vornehmen fränkischen Jäger, der sich in den Wäldern Lothringens verirrt hatte, gerettet und von seiner Taubheit geheilt haben. Als sie von einem Verehrer bedrängt wurde, soll die Frühjahrssaat zur Reife herangewachsen sein, um sie zu verbergen.
Die feierliche Erhebung der Gebeine von Oranna und Cyrilla am 3. Mai 1480 ist urkundlich belegt; dabei wurden die umgekehrt nebeneinander liegenden Skelette aus dem Sarkophag gehoben, eingekleidet und wieder bestattet. Am 17. September 1719 fand die Überführung der Reliquien in die Pfarrkirche St. Martin in Berus statt. Die Französische Revolution, so der Volksmund, überstanden die Reliquien unversehrt in einer Felsspalte im Wald verborgen. Die Kapelle wurde versteigert und verfiel, wurde ab 1814 aber wieder aufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Reliquien evakuiert: zunächst nach Lebach, dann standen sie in einer Eisdiele in Saarlouis, bevor sie in der Pfarrkirche St. Ludwig einen angemessenen Platz fanden. Die Kapelle wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Seit dem 22. September 1969 befinden sich die Reliquien wieder in der Orannakapelle.
Kurz vor 1914 schuf der blinde Theodor Lerand in Metz die ersten drei Strophen des Orannaliedes. Die Melodie ist von Michael Zurluth. 1918 wurde das Lied erstmals öffentlich gesungen. Hans Hausen schrieb die vierte und fünfte Strophe 1944/1945. Die sechste Strophe stammt von Egon Winter.
Oranna wird seit langem als Ehestifterin angerufen. Dazu beteten die jungen Frauen:
- Häälich Orann, bescher mer en Mann!
- Kään Seffer, kään Schmesser,
- käänen met em rooden Bart,
- die sinn von kääner gudden Art!
- Bescher mer en gudden Mann,
- dass aich lang draan hann!
- (Heilige Orann', bescher mir einen Mann!
- Keinen Säufer, keinen Raufbold,
- keinen mit einem roten Bart,
- die sind von keiner guten Art!
- Bescher mir einen guten Mann,
- dass ich lange daran habe!)
Neben der Wallfahrtskapelle in Berus gibt es im Bistum Trier eine weitere Orannakapelle im Hunsrückdörfchen Lahr, die im Jahre 1784 zu Ehren der Hl. Oranna an Stelle einer älteren Kapelle erbaut wurde. Besonders sehenswert sind der Holzaltar aus dem Mittelalter sowie die vielen Holz- und Sandsteinfiguren. Auch im Wappen der Gemeinde Lahr wird der Kirchenpatronin durch die Attribute Kreuzstab und Ohr gedacht.
Ebenso wird in dem Eppelborner Ortsteil Hierscheid in der Maria-Magdalena-Kapelle der Hl. Oranna gedacht. Die Fenster der Kapelle stellen verschiedene Schutzpatrone dar. Aus der näheren Umgebung sind dies der Hl. Wendelinus (Wendelskapelle und Grabkirche in St. Wendel), der Hl. Ludwinus (gründete das Kloster Mettlach), die Hl. Oranna (Reliquien in der St.Oranna-Kapelle bei Überherrn-Berus) und die selige Schwester Blandine Merten, die in Düppenweiler/Saar geboren wurde. Zwei weitere der bleiverglasten Fenster zeigen den Hl. Florian und den Hl. Michael.
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