Ordenskunde

Ordenskunde

Ordenskunde oder Phaleristik (von latein. phalerae: Brustschmuck) bezeichnet eine historische Hilfswissenschaft, die allgemein die Orden sowie die Ehrenzeichen und Auszeichnungen der verschiedensten Staaten mit ihrem Zubehör (z. B. Verleihungsurkunden, Statuten) in geschichtlicher, soziologischer und kunstgeschichtlicher Dimension erfasst, sammelt und dokumentiert.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft des Wortes Phaleristik

Auszeichnungen waren bereits im Altertum bekannt und hatten ausschließlich den Charakter einer militärischen Belohnung. Diese Auszeichnungen stellten echte Löhne für bestimmte Verdienste dar. Sie unterschieden sich erheblich von den späteren mittelalterlichen, auch neuzeitlichen Orden, welche vor allem ein Zeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Organisation darstellten, obwohl sie auch Belohnungen für hervorragende Taten waren.

Bereits im alten Griechenland begegnet man dem Begriff tá fálárá, der ein kleines rundes oder halbmondförmiges Schild bezeichnet. Es hing ursprünglich den Pferden an der Brust, stellt jedoch im übertragenden Sinn des Wortes die älteste Form der Auszeichnung dar, die sichtbar an der Brust des Kriegers getragen wurde. Die Römer übernahmen später diese Medaillons. Das Wort Phalera war dann bereits stellvertretend für den Begriff einer wirklichen Auszeichnung.

Verleihungsurkunde des Roter-Adler-Ordens, 1851

Geschichte

Besonders im 20. Jahrhundert etablierte sich die Phaleristik in Abgrenzung und Korrespondenz v.a. zur Heraldik und insbesondere aus der Numismatik heraus.

Die modernen Orden sind eine Entwicklung des 18. und 19. Jahrhunderts, als Vorgänger können die geistlichen und weltlichen Ritterorden des Mittelalters angesehen werden. Beispiele hierfür sind der Orden vom Goldenen Vlies oder der angesehenste europäische Orden, der sogenannte Hosenbandorden (1348). Waren Orden im 17. und 18. Jahrhundert als Zeichen besonderer Bindung an den Souverän des Absolutismus gedacht und weniger als Belohnung für zivile oder militärische Verdienste, wandelte sich diese Sicht mit der Stiftung mehrstufiger Auszeichnungen wie z. B. des Preußischen Kronenordens. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebte das Ordenswesen einen raschen Aufschwung, zahlreiche Orden wurden abgestuft und durch Beigabe von Eichenlaub, Schwertern u.dgl. ausdifferenziert. Bestes Beispiel hierfür ist der Rote-Adler-Orden.

Blücherstern (Replik)

In der Zeit der Weimarer Republik wurde das gesamte Ordenswesen abgeschafft. Zwischen 1933 und 1945 erreichte die Bandbreite an Auszeichnungen ihren bisherigen Höhepunkt. Auch die DDR verlieh eine Unmenge an Auszeichnungen, allerdings häufig einstufige. Heute gibt es als Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) sowie die Verdienstorden der Deutschen Bundesländer und einige wenige weitere.

Unterscheidung

Literatur

  • Václav Měřička: Orden und Auszeichnungen. Artia Verlag, Prag 1966.
  • Václav Měřička: Faleristik. Artia Verlag, Prag 1976.
  • Maximilian Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden aller Kulturstaaten der Welt innerhalb des XIX. Jahrhunderts. Reprint-Verlag, Leipzig 2000.
  • Walter A. Schwarz: Vergänglicher Glanz ...: Altösterreichs Orden, Katalog zur Ausstellung des Österreichischen Staatsarchivs und der Gesellschaft für Ordenskunde - Haus-, Hof- und Staatsarchiv 5.Mai bis 7.Oktober 2005. Fassbaender, Wien 2005.
  • Walter A. Schwarz: Verleihe Ich Ihnen ...: die militärischen Auszeichnungen der Republik Österreich und deren Vorgänger. Bundesministerium für Landesverteidigung, Wien 2004.

Weblinks


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