- Orden vom Goldenen Vlies
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Der Orden vom Goldenen Vlies ist ein 1430 gegründeter Ritterorden, also eine nach dem Vorbild der Mönchsorden gebildete Gemeinschaft von Rittern. Später wurde eine Angehörigkeit immer mehr zu einem vom Kaiser verliehenen Privileg als Belohnung für Verdienste. Das Ordensabzeichen, ein an einer Collane hängendes goldenes Widderfell, erhielt selbständige Bedeutung und wurde zum Urbild des modernen Verdienstordens. Insofern stellt der Orden vom Goldenen Vlies das Bindeglied zwischen den beiden heutigen Bedeutungen des Wortes „Orden“ dar.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Orden vom Goldenen Vlies wurde am 10. Januar 1430 von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, anlässlich seiner Vermählung mit Isabella von Portugal in Brügge (7. Januar 1430) den angesehensten Adligen seiner Länder gestiftet, nachdem er die Mitgliedschaft im Hosenbandorden abgelehnt hatte. Es wurden 24 der bedeutendsten burgundischen Adeligen in den Orden aufgenommen. Die Statuten wurden wenige Tage vor der ersten Sitzung des Ordens am 27. November 1431 von Philipp dem Guten in Lille erlassen und am 3. Dezember 1431 zu Rysell (Lille) bei der ersten Sitzung vom Greffier den anwesenden Mitgliedern vorgelesen.[1]
Der Orden wurde auch Ordre de la toison d’or, el Toyson de oro, el Tusan, in frühesten Zeiten auch der Ritterorden des güldenen Lämbleins von Burgund oder des belgischen Schäpers, genannt.
Nach dem Aussterben der Burgundischen Herzöge 1477 ging der Orden auf die spanische Linie der Habsburger über. Als im Jahre 1700 der letzte spanische König aus dem Hause Habsburg verstarb, teilte sich der Orden in zwei Linien auf. Sowohl der spanische, der Zweig der Bourbonen, als auch der deutsche Familienzweig der Habsburger existieren noch heute. Die Republik Österreich erkannte am 23. Juli 1953 dem Familienvorstand des Hauses Habsburg das Verleihungsrecht des Ordens auf ihrem Staatsgebiet zu.
Ordensgrundsätze und Privilegien
Der Orden hält alle seine Mitglieder wie ein unzertrennliches Band zusammen. Alle Ordensmitglieder sind gleichberechtigt und sollen sich brüderlich verhalten. Die Zahl der Ritter war ursprünglich auf 30 begrenzt. Neben dem Orden des Goldenen Vlieses durften die Ritter keinem anderen Orden angehören. Diese Regeln wurden jedoch im Laufe der Zeit gelockert.
Die Ordensritter wurden von allen Abgaben freigestellt und unterlagen nur einer Gerichtsbarkeit, der Gerichtsbarkeit des Ordens selbst. Diese Gerichtsbarkeit setzte sich aus den 30 Ordensrittern und dem Ordenssouverän bzw. dessen Stellvertreter zusammen. Bei allen Feierlichkeiten bei Hofe hatten sie Vorrang und Vortritt mit Ausnahme von gekrönten Häuptern. Die spanischen Ordensritter erhielten von König Philipp das Recht, jederzeit unangemeldet in die Gemächer des Palastes einzutreten und ihr Haupt vor dem König bedeckt zu halten.
Das Ziel des Ordens war die Erhaltung des katholischen Glaubens, der Schutz der Kirche und die Wahrung der unbefleckten Ehre des Rittertums. Er war der Jungfrau Maria gewidmet und hatte den Apostel und Märtyrer Andreas zum Schutzpatron. Außerdem konnte das Oberhaupt des Ordens ohne die Zustimmung der anderen Ritter keinen Krieg beginnen.
Am 30. November ist Ordenstag, an diesem Tag werden noch heute in einer feierlichen heiligen Messe neue Mitglieder in den Orden aufgenommen.
Mythologischer Hintergrund
Es gibt zwei Quellen zur Herkunft des Ordens:
- Eine der Ableitungen stammt von Gideons Begnadungswunder.
- Die andere stammt aus der griechischen Mythologie, aus der Sage vom Goldenen Vlies.
Aussehen des Ordens
Das Ordenszeichen ist das Bild eines Widderfells mit einem blauemaillierten Feuerstein und den Worten: Pretium laborum non vile (Kein geringer Preis der Arbeit).
Aussehen und Bedeutung der Kette
Die Kette besteht symbolisch aus den 31 Gliedern, für jeden Ordensritter ein Glied, wobei der Ordenssouverän durch zwei Glieder repräsentiert wird. Wie eine Kette nur dann hält, wenn jedes Glied hält, so soll auch der Orden durch jedes einzelne Glied an Zusammenhalt gewinnen. Die Glieder bestehen aus Feuereisen und Feuerstein und tragen ein daran hängendes Vlies.
Großmeister des Ordens
- 1. Philipp der Gute; Herzog von Burgund 10. Januar 1430 – 15. Juni 1467
- 2. Karl der Kühne; Herzog von Burgund 15. Juni 1467 – 5. Januar 1477
- 3. Maximilian I.; Römisch-deutscher König und Kaiser 30. April 1478 – 27. März 1482
- 4. Philipp I. der Schöne; König von Kastilien, Herzog von Burgund 27. März 1482 – 25. September 1506
- 5. Karl V.; Römisch-deutscher Kaiser, König von Spanien 25. September 1506 – 22. Oktober 1555
- 6. Philipp II.; König von Spanien, Portugal und England 22. Oktober 1555 – 13. September 1598
- 7. Philipp III.; König von Spanien und Portugal 13. September 1598 – 31. März 1621
- 8. Philipp IV.; König von Spanien und Portugal 31. März 1621 – 17. September 1665
- 9. Karl II.; König von Spanien 17. September 1665 – 1. November 1700
Großmeister des Ordens (Spanien)
- 1. Philipp V.; König von Spanien, erster Souverän des Hauses Bourbon des Ordens vom Goldenen Vlies (1700–1724)
- 2. Ludwig I.; König von Spanien (1724)
- 1. Philipp V.; König von Spanien, zweite Amtszeit (1724–1746)
- 3. Ferdinand VI.; König von Spanien (1746–1759)
- 4. Karl III.; König von Spanien (1759–1788)
- 5. Karl IV.; König von Spanien (1788–1808)
- 6. Ferdinand VII.; König von Spanien (1808–1833)
- 7. Isabella II.; Königin von Spanien (1833–1841)
- General Baldomero Espartero als Regent (1841–1843)
- Joaquin Marie Lopez, provisorisches Gouvernement (1843)
- 7. Isabella II. (1843–1868)
- Francisco Serrano y Domínguez Duc Du Torre (1868–1870)
- Amadeus I.; König von Spanien (1870–1873)
- 8. Alfons XII.; König von Spanien (1874–1885)
- 9. Alfons XIII.; König von Spanien (1886–1941)
- 10. Don Juan de Bourbon; Graf von Barcelona (1941–1977)
- 11. Juan Carlos I.; König von Spanien (1977–)
Großmeister des Ordens (Österreich)
- 10. Karl VI.; römisch-deutscher Kaiser, König von Spanien 1. November 1700 – 20. Oktober 1740
- 11. Franz I.; römisch-deutscher Kaiser, Herzog von Lothringen 20. Oktober 1740 – 18. August 1765
- 12. Joseph II.; römisch-deutscher Kaiser 18. August 1765 – 20. Februar 1790
- 13. Leopold II.; römisch-deutscher Kaiser 20. Februar 1790 – 1. März 1792
- 14. Franz II./I.; römisch-deutscher Kaiser, Kaiser von Österreich 1. März 1792 – 2. März 1835
- 15. Ferdinand I.; Kaiser von Österreich 2. März 1835 – 2. Dezember 1848
- 16. Franz Joseph I.; Kaiser von Österreich 2. Dezember 1848 – 21. November 1916
- 17. Karl I.; Kaiser von Österreich 21. November 1916 – 1. April 1922
- 18. Otto von Habsburg; Oberhaupt des Hauses Habsburg-Lothringen 1. April 1922 – 30. November 2000
- 19. Karl Habsburg-Lothringen; Oberhaupt des Hauses Habsburg-Lothringen seit 30. November 2000
Ritter des Ordens
Bis 1961 gab es 1282 Verleihungen des Ordens, unter anderem für:
- 1463 – Philippe Pot
- 1492 – Eberhard I., Herzog von Württemberg
- 1515 – Ludwig II., König von Böhmen und Ungarn
- 1519 – Sigismund I., König von Polen
- 1531 – Georg, Herzog von Sachsen
- 15?? – Reinoud III. van Brederode
- 1546 – Lamoral von Egmond
- 1546 – Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba
- 1546 – Philip de Lalaing, Graf von Hoogstraten
- 1546 – Cosimo I. de’ Medici, Herzog der Toskana
- 1546 – Albrecht V., Herzog von Bayern
- 1546 – Ottavio Farnese, Herzog von Parma und Piacenza
- 1546 – Emanuel Philibert, Herzog von Savoyen
- 1559 – Guidobaldo II. della Rovere, Herzog von Urbino
- 1573 – Erich II. der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg-Göttingen
- 1596 – Sigismund Báthory, Fürst von Siebenbürgen
- 1599 – Sigismund III. Wasa, König von Polen und Schweden
- 1615 – Władysław IV. Wasa, König von Polen und Schweden
- 1668 – Michael I., König von Polen
- 1682 – Jakob Louis Heinrich Sobieski, Kronprinz von Polen
- 1686 – Eugen von Savoyen
- 1691 – Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden-Baden
- 1697 – August II., König von Polen, Kurfürst von Sachsen
- 1732 – Ferdinand von Plettenberg
- 1742 – Ludwig Andreas von Khevenhüller
- 1770 – Franz Moritz von Lacy
- 1830 – Ignácz Gyulay
- 1836 - Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein
- 1867 - Artur Maximilian von Bylandt-Rheidt
- 1888 – Alfred, Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha und Edinburgh
- Ambrosio Spinola, Herzog von Sesto
- Wilhelm, Markgraf von Baden-Baden
- Wilhelm II., Deutscher Kaiser und König von Preußen
- Franz Josef II., Fürst von Liechtenstein
- Torcuato Fernández-Miranda
- Maximilian von Wimpffen
- Johann Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz
- Eduard VIII., König von Großbritannien
Literatur
- Hermann Fillitz: Der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies. ISBN 3-7017-0541-0
- Wulf Gordian Hauser: Der Orden vom Goldenen Vlies, in: Deutsches Adelsblatt: Mitteilungsblatt der Vereinigung der Deutschen Adelsverbände 38 (1999), S.122–128. Kirchbrak: Deutsches Adelsblatt. ISSN 0012-1193 [enthält Ordensstatuten und Übersichten dieses nur Edelleuten verliehenen Ordens mit Archivhinweisen]
- Les chevaliers de l’ordre de la Toison d’or au XVe siècle: notices bio-bibliographiques, hg. von Raphael de Smedt, (Kieler Werkstücke, D 3), 2., verbesserte Auflage, Frankfurt 2000 (ISBN 3-631-36017-7). [Biographien der zwischen 1430 und 1491 aufgenommenen Mitglieder in französischer Sprache, mit umfangreichen Literaturhinweisen]
- Österreichisches Staatsarchiv: Vergänglicher Glanz …: Altösterreichs Orden. Fassbaender Verlag, Wien (2005). ISBN 3-900538-84-0
- Sonja Dünnebeil (Hrsg.): Die Protokollbücher des Ordens vom Goldenen Vlies, Bd. 1: Herzog Philipp der Gute (1430-1467), (Instrumenta 9) Thorbecke, Stuttgart 2002 (ISBN 3-7995-7273-2); Bd. 2: Das Fest im Jahr 1468 unter Herzog Karl dem Kühnen, (Instrumenta 12) Ostfildern 2003 (ISBN 3-7995-7912-5); Bd. 3: Das Fest im Jahr 1473 in Valenciennes unter Herzog Karl dem Kühnen (Instrumenta 19) Ostfildern 2009 (ISBN 978-3-7995-7919-3).
- Das Haus Österreich und der Orden vom Goldenen Vlies. Hg. von der Ordenskanzlei. Leopold Stocker Verlag, Graz/Stuttgart 2007. ISBN 978-3-7020-1172-7.
Einzelnachweise
- ↑ Dünnebeil, Protokollbücher Orden vom Goldenen Vlies, Bd. 1, 146., zitiert aus Renate Holzschuh-Hofer, Feuereisen im Dienst politischer Propaganda von Burgund bis Habsburg
Weblinks
Commons: Orden vom Goldenen Vlies – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Listen sämtlicher Souveräne und Ritter vom Goldenen Vlies (französisch)
- Volker Ertel: Der Orden vom Goldenen Vlies auf Münzen und Medaillen. In: coingallery.de. o.D, abgerufen am 23. Juni 2009.
- Aufzug der Ritter vom goldenen Vlies am Andreastag 1712 in Wien, Stich von Johann Adam Delsenbach
Kategorien:- Europäische Geschichte
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