Orgel der Jakobikirche (Stralsund)

Orgel der Jakobikirche (Stralsund)
Das Gehäuse der Mehmel-Orgel, 2007

Die Orgel der Jakobikirche (Stralsund) ist eine aus dem Jahr 1877 stammende romantische Orgel des Stralsunder Orgelbaumeisters Friedrich Albert Mehmel.

Sie ist mit vier Manualen, Pedal und 69 Registern die größte der drei in den drei Stralsunder Pfarrkirchen vorhandenen großen Orgeln.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Neubau durch Mehmel 1877

Mehmel erhielt den Auftrag zum Bau der Orgel in der Jakobikirche im Jahr 1870. Die Orgel musste in das barocke Gehäuse der 1740 erbauten Vorgängerorgel, das von Michael Müller errichtet wurde, eingebaut werden. Von dieser Orgel verwendete Mehmel für seinen Neubau zudem zwei Pedalwinden sowie Teile der zugehörigen Registertraktur und der barocken Prospektpfeifen. Er notierte sich dazu: „Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, meiner Heimatstadt ein Orgelwerk zu liefern, welches den Orgelwerken größerer Städte ebenbürtig an die Seite gestellt werden kann.“ [1]

Mehmel, dem das Werk seines Lehrmeisters Friedrich Ladegast im Schweriner Dom als Vorbild diente, baute in Stralsund in das vorhandene Werk eine Orgel mit vier Manualen und Pedal, 69 Registern und ca. 3500 Orgelpfeifen, die nach den Worten des 1877 die Orgel abnehmenden Prüfers, des Musikwissenschaftlers Otto Wangemann „(…) zu den schönsten Kunstwerken Deutschlands zählt“, wie er in seinem Gutachten schreibt.

Verfall nach 1945

Die Orgel diente fortan bis zum Zweiten Weltkrieg der evangelischen Kirchengemeinde St. Jakobi. 1943 wurde unter Leitung des Preußischen Finanzministeriums das Schnitzwerk der Orgel abgenommen und eingelagert, um es vor Beschädigungen durch Kriegseinwirkungen zu schützen. Dabei erfolgte eine fotografische und zeichnerische Bestandsaufnahme des Gehäuses und eine Mensuraufnahme der barocken Prospektpfeifen der Vorgängerorgel. Da nur diesem barocken Teil eine denkmalpflegerische Aufmerksamkeit gezollt wurde, wurde das Orgelwerk weder dokumentiert noch ausgebaut. Damit war das Orgelwerk zum Kriegsende hin sowie in den Folgejahren der Plünderung und Zerstörung preisgegeben. Altmetalldiebe stahlen die Metallpfeifen. Eine Sicherung des Bestandes erfolgte selbst nach einem Appell des Sachverständigen Dietrich Prost an die kirchlichen Dienststellen nicht. Somit konnten noch in den 1980er Jahren Jugendliche mutwillig den bis dahin erhalten gebliebenen Spielschrank zerstören.

Geplante Restaurierung

Erst 1999 erfolgte eine Bestandsaufnahme durch die Bautzener Firma Hermann Eule. Dabei wurde festgestellt, dass die technische Anlage der Orgel im Wesentlichen geschlossen erhalten geblieben ist. Weniger als 1000 Pfeifen sind erhalten geblieben, überwiegend solche aus Holz und die Zungenregister. Der Bestand lässt dennoch eine völlige Rekonstruktion der Orgel möglich erscheinen.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sicherte im Juni 2002 die Finanzierung der vollständigen Wiederherstellung der Stralsunder Mehmel-Orgel zu. Das Baltische Orgelcentrum (BOC) Stralsund betreut auch diese Orgel.

Disposition seit 1877

I Unterwerk C–f3
1. Abteilung
Principal 16′
Quintatön 16′
Principal 8′
Salicional 8′
Dolce 8′
Portunal 8′
Rohrflöte 8′
Rohrflöte 4′
Fugara 4′
Clarinetto 8′
2. Abteilung
Octave 4′
Qunite 22/3
Octave 2′
Cornett III–IV
Mixtur V
II Hauptwerk C–f3
1. Abteilung
Principal 16′
Principal 8′
Oktave 4′
Quinte 22/3
Octave 2′
Cornett IV
Mixtur IV–V
Cymbel III
Trompete 8′
2. Abteilung
Bordun 32′
Bordun 16′
Gemshorn 8′
Viola di Gamba 8′
Hohlflöte 8′
Gedackt 8′
Quinte 51/3
Gemshorn 4′
Hohlflöte 4′
Fagott 16′
III Oberwerk C–f3
Gedackt 16′
Geigenprincipal 8′
Terpodeon 8′
Vox celeste 8′
Flauto traverso 8′
Gedackt 8′
Principal 4′
Flauto traverso 4′
Flautino 2′
Quintflöte 22/3'
Progessiv-Harmonika II–V
Hautbois 8′


IV Fernwerk
(schwellbar)
C–f3
Lieblich Gedackt 16′
Viol d’amour 8′
Harmonika 8′
Lieblich Gedackt 8′
Viol d’amour 4′
Harmonika aetheria I–III
Aeoline 16′
Pedal C–d1
1. Abteilung
Principal 32′
Posaune 32′
Principal 16′
Posaune 16′
2. Abteilung
Violon 16′
Subbass 16′
Octavenbass 8′
Violoncello 8′
Flötenbass 8′
Octave 4′
Dulcian 16′
3. Abteilung
Quintenbass 102/3
Qunitflöte 51/3
Waldflöte 2′
Trompete 8′
Clairon 4′

Technische Daten

Literatur

  • Förderverein St. Jakobikirche zu Stralsund e. V. (Hrsg.): Der vergessene Raum. 700 Jahre St. Jakobi Stralsund. Mückenschweinverlag, 2003, ISBN 3-936311-12-9. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Stralsund, KiH II a 23

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