Asmat

Asmat
Orang Asmat

Die Asmat (Volk des Baumes)[1] sind eine Ethnie mit etwa 65.000 Angehörigen (Stand: 1995), die im Süden der indonesischen Insel Neuguinea in der Provinz Irian Jaya ein Gebiet von der Größe Belgiens bewohnt, das sich mit dem Lorentz-Nationalpark überlappt. Es handelt sich um ein riesiges, sumpfiges Flusslabyrinth mit einer gut 200 Kilometer langen Mangrovenküste.

Inhaltsverzeichnis

Körperbau und Sprache

Die Asmat sind von kleinem Wuchs, kräftiger Statur und weisen eine hell- bis dunkelbraune Hautfärbung auf. Einheitlich charakteristische Gesichtsmerkmale sind breit gebildete Nasen und krauses Haar.

Es gibt fünf miteinander verwandte Asmat-Sprachen, die sich wiederum untergliedern in Dialekte und Subdialekte.[2] Der übergreifenden Verständigung dienen das Zentral-Asmat oder die Bahasa Indonesia.

Geografie

Asmat auf dem Lorentz

Agats ist der wichtigste und größte Ort im Asmatgebiet. Das Hauptverkehrsmittel der Asmat, deren Gebiet ist von Flüssen durchzogen ist, ist der Einbaum. An den Küsten finden sich ausgedehnte Mangrovenwälder. Bei den Gezeitenwechseln kehrt sich die Strömungsrichtung der Flüsse um und bis zu 100 Kilometer ins Landesinnere dringt Brackwasser vor. Das mit der Flut vordringende Salzwasser bildet brackige Sümpfe. Noch weiter landeinwärts gibt es Süßwassersümpfe.

Ernährung und Umwelt

Die Asmat ernähren sich hauptsächlich vom Fischfang (zahlreiche Fischarten, wie Sägefische und Welse, Krabben, Garnelen und Schalentiere) und daneben von der Jagd. Krokodile, Wasserschlangen, Schildkröten und diverse See- und Wasservögel gehören zum Speiseplan. Mangels Steinen und Fels in der Region liefern die Tiere neben abwechslungsreicher und proteinhaltiger Nahrung auch die Rohstoffe für Werkzeuge, Gerätschaften und Schmuck. Der zunehmend verstärkte Kontakt seit Ende des Zweiten Weltkrieges mit der Außenwelt hat auch Nutztiere wie Hühner und Schweine zu ihnen gebracht. Gartenbau wird seitdem in geringem Umfang betrieben. Ihre Lebensweise ist halbnomadisch.

Die Landschaft wandelt sich zunehmend von einem Brackwasser- zu einem Süßwasser-Sumpfgebiet, was den Artenreichtum der Fische vermindert. Die Jagd auf Säugetiere dehnt sich aus. Wildschweine, Beuteltiere und Flughunde und typische Landvögel werden vermehrt in die Nahrungskette integriert.

Ein weiterer wichtiger Lieferant für Nahrung und Rohstoffe ist die Sagopalme. Ihr Mark wird gestoßen und mit Wasser vermischt zu einem Brei verarbeitet, der, zu Bällchen geformt und geröstet, verspeist wird. Diese Kost wird durch die proteinreichen Larven des Capricorn-Käfers bereichert, die teilweise im Mark der Sagopalme gezüchtet und dem Sagomarkbrei beigemischt werden. Für Nutzwerkzeuge werden die Nibung-Palme (Grabstöcke, Bögen, Pfeilspitzen, Speere), Mangroven (Bauholz und Kampfschilde) sowie die Nipapalme (Matten und Elemente für Dachbedeckungen) herangezogen. Lianen und Rattan liefern Bindungen, Flechtwerk und Bogensehnen. Aus Bambus werden Axtstiele, Blashörner und Wasserbehälter fabriziert.[3]

In Richtung des Landesinneren nehmen sämtliche Ressourcen ab.

Kleidung

Die Kleidung der Asmat-Männer beschränkt sich oft auf rituellen Körperschmuck. Küstenwärts leben die Männer nackt. Zu festlichen Anlässen ziert der Oberschnabel des Nashornvogels die männliche Scham. Im Landesinneren tragen die Asmat Penisfutterale, die an Größe zunehmend mehr betont werden, je weiter westwärts sie leben. Diese Phallocrypte sind oft aus Fruchthülsen gefertigt.

Geflochtene Ganzkörpermasken werden bei einem Ritual getragen, bei dem der Verkehr der Masken zwischen Dorf und Wald die Verbundenheit zwischen beiden Räumen stärken soll.

Ahnenkult

In der Vorstellung und im Ritus der Asmat spielen die Ahnengeister eine wichtige Rolle. Sie werden in den neugeborenen Kindern reinkarniert. Die Schädel der Ahnen werden manchmal verziert und dienen als Alltagsgegenstände, etwa als Kopfstütze beim Schlafen. Die Schädel erlegter Feinde werden dagegen im Männerhaus aufbewahrt. Wer einen Feind tötet, übernimmt dessen Namen und soziale Pflichten.

Die materielle Kultur der Asmat zeichnet sich durch aufwendigen Schnitzereien aus. Alltags- und Ritualgegenstände werden mit Ornamenten versehen. Hierzu zählen Paddel, Stoßstangen, Schilde und Speere, aber auch Kanus, welche die Seelen der Verstorbenen in den Ozean geleiten, und Ahnenpfähle. Die traditionelle Schnitzkunst produziert heute auch Kunsthandwerk, das nach außen verkauft wird. Zwischen den Gemeinschaften findet Tauschhandel statt.

Gesellschaft

Die wichtigste Gruppe ist ein Clan, der sich um ein Männerhaus gruppiert. Hier wohnen die Männer nach dem Verlassen des Elternhauses bis zu ihrer Hochzeit. Die Asmat sind exogam. Die Ehen wurden früher zwischen den Familien der künftigen Brautleute arrangiert. Frauenraub, der oft zu militärischen Auseinandersetzungen führte, gehört ebenso wie Polygamie der Vergangenheit an. Heute werden die monogamen Ehen aus freien Stücken geschlossen.

Adoptionen, bei denen der Adoptierte in einer symbolischen Geburt zwischen den Beinen der Adoptivmutter durchkriecht und ein Geschenk von seinem Adoptivvater empfängt, erfüllen die soziale Funktion, Spannungen zwischen Clans abzubauen.

Während sich die äußere Einflussnahme in der niederländischen Kolonialzeit Indonesiens auf die Anlage von Missionsstationen beschränkte, versucht der indonesische Staat, Neusiedler aus anderen Landesteilen im Gebiet der Asmat anzusiedeln. Teilweise wurden die traditionellen Männerhäuser (jeu), die das rituelle Zentrum darstellen, zerstört und durch Gemeindehäuser ersetzt.

Feste und Anschauungen der Asmat

Weblinks

Literatur

  • Heinrich Harrer: Unter Papuas. Mensch und Kultur seit ihrer Steinzeit. Innsbruck 1976 ISBN 3596235081 mit mehreren Artikeln von Gunter Konrad
  • Klaus Helfrich (Hrsg.): Asmat: Mythos und Kunst im Leben mit den Ahnen. Berlin 1995, ISBN 9783886093816
  • Gunter und Ursula Konrad (Hrsg.): Asmat: Mythen und Rituale – Inspiration der Kunst , Beitrag: Klaus Helferich: Die Asmat. Venedig 1995, ISBN 8870770354

Einzelnachweise

  1. Helferich, Die Asmat, S. 35
  2. Helferich, Die Asmat , S. 36
  3. Helferich, Die Asmat, S. 37

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