- Oscar Pistorius
-
Oscar Leonard Carl Pistorius (* 22. November 1986 in Sandton,[1] Johannesburg, Südafrika), auch bekannt als Fastest man on no legs [2] und Blade Runner [3], ist ein südafrikanischer Sprinter und Weltrekordhalter, dem von Geburt an durch einen Gendefekt die Wadenbeine und die äußere Seite der Füße fehlten. Er hatte somit nur zwei Zehen, die Knochen auf der Innenseite des Fußes und die Ferse. Im Alter von elf Monaten wurden ihm die Beine unterhalb der Knie amputiert. Durch speziell für ihn angefertigte Prothesen aus Karbon ist er in der Lage zu laufen.
Inhaltsverzeichnis
Sportliche Karriere
Seit 2007 studiert der Sportler Betriebswirtschaftslehre. Er bezeichnet sich selbst nicht als behindert, sondern nur als „ohne Beine“. Bei den Paralympischen Spielen gewann er mehrmals Gold.
Kritiker wie Elio Locatelli vom Weltleichtathletikverband (IAAF) glaubten zunächst, die „Blades“ würden ihm einen unfairen Vorteil verschaffen. Die IAAF entschied auf Grundlage eines unvollständigen Gutachtens, das Biomechanik-Professor Gert-Peter Brüggemann von der Sporthochschule Köln angefertigt hatte, dass Pistorius an den Olympischen Spielen 2008 in Peking nicht teilnehmen dürfe.[4] Der Internationale Sportgerichtshof CAS hob jedoch am 16. Mai 2008 die Entscheidung auf, indem es neben den unbestrittenen läuferischen Vorteilen Pistorius', die in der Studie dargelegt werden, auf Nachteile in anderen Aspekten des Laufes hinwies (Umwelteinflüsse, Kurvenverhalten, Startmechanik), die unzureichend berücksichtigt worden wären. Zugleich betonte der CAS, dass es sich bei der Entscheidung zugunsten Pistorius' um eine ausdrückliche Einzelfallentscheidung handele, aus der kein automatischer Anspruch für vergleichbare zukünftige Fälle abzuleiten sei. Pistorius wäre also für die Spiele startberechtigt gewesen, doch blieben ihm mit dieser späten Entscheidung nur sechs Wochen Zeit, sich auf die olympischen Spiele in Peking vorzubereiten. Er verfehlte die Norm sowohl für die 400-Meter-Strecke als auch für die Staffel.[5]
Im September 2008 gewann er bei den Sommer-Paralympics 2008 die 100-, 200- und 400 Meter-Läufe der Klasse T44 in 11,17 s; 21,67 s und 47,49 s.[6]
Im Januar 2009 gab Pistorius die Absicht bekannt, an den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin über die 400-Meter-Distanz anzutreten. Es gelang ihm jedoch zunächst nicht, die Qualifikationsnorm von 45,95 s zu erfüllen.
Am 19. Juli 2011 unterbot Pistorius mit einer Zeit von 45,07 s auf 400 Metern die Qualifikationsnorm für die Weltmeisterschaften 2011 in Daegu. Gemeinsam mit Jason Smyth ist Pistorius der erste Sportler mit Behinderung überhaupt, der sich für Leichtathletik-Weltmeisterschaften qualifizieren konnte.[7] Mit einer Zeit von 45,39 s wurde Pistorius dort Dritter seines Vorlaufs und qualifizierte sich für das Halbfinale, dort schied er mit einer Zeit von 46,19 s als Letzter seines Laufs aus. Seine Vorlaufzeit hätte für eine Finalqualifikation ausgereicht. Im Halbfinale lief er dann mit der 4-mal-400-Meter-Staffel in 2:59,21 min neuen südafrikanischen Landesrekord. Die südafrikanische Staffel erreichte im Finale anschließend ohne Pistorius den zweiten Platz. Wegen seiner Halbfinalteilnahme wurde damit auch Pistorius die Silbermedaille verliehen.
Erfolge (Auszug)
- 100-Meter-Lauf: 10,91 s (Weltrekord T43, Johannesburg, 4. April 2007)
- 200-Meter-Lauf: 21,41 s (persönliche Bestleistung, Potchefstroom, 4. März 2010)
- 200-Meter-Lauf: 21,58 s (Weltrekord T43, Johannesburg, 5. April 2007)
- 400-Meter-Lauf: 45,07 s (persönliche Bestleistung, Lignano, 19. Juli 2011)
- 4-mal-400-Meter-Staffel: 2:59,21 min (südafrikanischer Landesrekord, Daegu, 1. September 2011)
Film
- The Fastest Man on No Legs. Dokumentation, Großbritannien, 2008, 60 min., Produktion: BBC America, Erstsendung: 13. August 2008, Inhaltsangabe, BBC, Video-Ausschnitt, 2:07 min.
Weblinks
Commons: Oscar Pistorius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Athletenporträt von Oscar Pistorius bei der IAAF (englisch)
- Oscar Pistorius - Paralympic world record holder – Oscar Pistorius’ offizielle Webseite
- Profil auf whoswhosa.co.za (engl.)
- „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Telepolis, 10. September 2007
- Florian Rötzer: „Prothesen oder die Leistung verbessernde technische Mittel?“ Telepolis, 17. Mai 2008
- Oliver Tolmein: Pistorius wehrt sich gegen Diskriminierung, FAZ, 26. Mai 2008
- Emily Singer: Blade Runner ohne echten Vorteil, Technology Review, 9. Juli 2009
- Official Oscar Pistorius Olympic Dream Album website
Einzelnachweise
- ↑ „Blade Runner“, Wired, März 2007 und whoswhosa.co.za
- ↑ „The fastest man on no legs now has the Olympics in his sights“, Daily Mail, 7. Juli 2007
- ↑ „Blade Runner's ongoing battle“, BBC Sport, 12. Juli 2007
- ↑ „Behinderten-Weltrekordler darf nicht in Peking starten. Olympia-Aus für Oscar Pistorius“, ARD, 14. Januar 2008
- ↑ „Qualifikation verpasst. Olympia ohne Prothesensprinter Pistorius“, Rheinische Post, 18. Juli 2008
- ↑ „Die Grenze überschreiten“, FAZ, 9. September 2008
- ↑ "Dieses Rennen war ein Traum", tagesschau.de, 20.Juli 2011
Siehe auch
Wikimedia Foundation.