Oskar Bider

Oskar Bider
Oskar Bider

Oskar Bider (* 12. Juli 1891 in Langenbruck; † 7. Juli 1919 in Dübendorf) war ein Schweizer Bauer und Flugpionier.

Oskar Bider wuchs im Basel-Landschaftlichen Langenbruck auf und absolvierte nach der Primarschule die Bezirksschule in Waldenburg. Da er kein Interesse am Tuchgeschäft seines Vaters hatte und lieber Bauer werden wollte, besuchte er die Landwirtschaftliche Schule Langenthal und arbeitete danach auf mehreren Höfen.

Inhaltsverzeichnis

Traum vom Fliegen

Nach der Rekrutenschule entschloss er sich, nach Argentinien auszuwandern, verbrachte ein Jahr als Gaucho auf der Farm eines Schweizers und ritt auf den unermesslichen Ebenen der Pampas. Beim abendlichen Sinnieren am Lagerfeuer keimte in ihm der Wunsch zu fliegen. Von Ehrgeiz und Heimweh getrieben, kehrte er 1912 nach Europa zurück und trat im November in Blériots Fliegerschule in Pau, am Nordfuss der Pyrenäen, ein. Dort liess er sich zum Piloten ausbilden, besass nach einem Monat ein internationales Fliegerbrevet und eine Blériot XI und überquerte damit als erster Mensch die Pyrenäen von Pau nach Madrid. Durch den Pyrenäenflug wurde Bider in der Schweiz schlagartig bekannt, und als er im März 1913 in Basel die Grenze überflog, wurde er als vielbewunderter Held empfangen.

Alpenüberquerung

Biders grosses Ziel aber war, was drei Jahre vorher für den Flieger Geo Chavez von Brig aus tödlich endete: die Überquerung der Alpen von Bern nach Mailand. Mit grösster Sorgfalt bereitete er seinen Alpenflug vor und überliess nichts dem Zufall. Seinen ersten Plan einer direkten Alpenüberquerung gab er auf, da ihm ein Probeflug zeigte, dass sein Flugzeug mit dem 70-PS-Motor in der dünnen Bergluft nur mit dem Gewicht des halbvollen Tanks die nötige Flughöhe erreichte. Daher sah er in Domodossola eine Zwischenlandung zur Treibstoffaufnahme vor.

Am Tag nach seinem 22. Geburtstag, am 13. Juli 1913, um vier Uhr früh startete Bider in Bern Richtung Italien. Das Jungfraujoch bildete am Anfang das grösste Hindernis und über eine halbe Stunde lang rang der Flieger verzweifelt um die letzten hundert Meter, bis er die erforderliche Höhe von 3.600 Metern erreichte. Um 6.10 Uhr überflog er mit etwa hundert Meter Höhenabstand das Jungfraujoch und gelangte darauf ohne Schwierigkeiten nach Domodossola und danach nach Mailand.

13 Tage wartete er in Mailand auf gutes Wetter und flog dann sein Flugzeug über den Lukmanier und den Chrüzlipass zurück in die Nordschweiz, wo er in Liestal landete um nachzutanken und seinen Weg über Basel nach Bern zu vollenden. Er hat damit als erster Mensch die Alpen in beide Richtungen überquert.

Nonstopflug Paris-Bern

An Weihnachten 1913 erzielte Bider mit dem Direktflug Paris-Bern einen neuen Rekord, war er doch vier Stunden und 20 Minuten lang ohne Zwischenlandung in der Luft.

Erster Weltkrieg

Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden Oskar Bider und die kleine Schar ausgebildeter schweizerischer Piloten mit ihren Flugzeugen in die Nähe von Bern einberufen und bildeten die neugeschaffene Fliegertruppe.Er wurde zum Chefpilot.

Umrundung der Schweiz

Nach dem Weltkrieg, am 21. Juni 1919, vollbrachte Bider eine weitere grosse fliegerische Leistung, die dann besonders der zivilen Luftfahrt zugute kam. An jenem Tag startete er mit einem Doppeldecker und zwei Passagieren in St. Jakob bei Basel zu einem Flug rund um die Schweiz. Die vorgesehenen Zwischenlandungen gelangen gut, und nach 7½ Stunden setzte Oskar Bider wieder am Ausgangspunkt auf.

Absturz

Am 7. Juli 1919 liess sich Bider in Dübendorf in angetrunkenem Zustand dazu verleiten, Flugakrobatik vorzuführen. Dabei verunglückte er tödlich. Bider wurde 28 Jahre alt. Seine Fliegerkarriere dauerte nur sechseinhalb Jahre, aber er konnte mit seinen Pionier-Leistungen die schweizerische Bevölkerung für die Fliegerei begeistern.

Bider-Denkmal auf der Kleinen Schanze

Denkmal

In Bern auf der Kleinen Schanze steht ein Denkmal für den Flugpionier Oskar Bider, das von Hermann Haller gestaltet wurde. Es zeigt einen Mann mit weit ausgebreiteten Armen, als wolle er von Bern wegfliegen, hinaus in die weite Welt - so wie Bider dies 1913 beim Alpenflug von Bern nach Mailand tat.

In Zürich, Bern, Dübendorf, Liestal und Langenbruck wurde eine Strasse nach Bider benannt.

Literatur

  • Eugen Dietschi: Schweizer Luftfahrt damals. Die Geschichte der Schweizer Luftfahrt von den Drahtkommoden bis zu den ersten Luftriesen. Pharos-Verlag Hansrudolf Schwabe AG, Basel 1976, ISBN 3-7230-0186-6.
  • Ulrich C. Haller: Oskar Bider (1891–1919). In: Sechs Schweizer Flugpioniere. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Meilen 1987, S. 29–43 (Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik 46, ZDB-ID 146854-6).
  • Paul Jenni: Heimatkunde von Langenbruck. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 1992, ISBN 3-85673-514-3, vgl. S. 134–144.
  • Fritz Klaus: Unser Kanton. Ein heimatkundliches Lese- und Arbeitsbuch. 2. nachgeführte Ausgabe. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 1987, ISBN 3-85673-401-5, vgl. S. 255–257.
  • Fritz Meier: Heimatgeschichtliches Lesebuch von Basel. 3. Auflage. Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt, Basel 1966, vgl. S. 250–251.
  • Anne-Marie Renati: Zum 100. Geburtstag von Oskar Bider, 12. Juli 1891 – 7. Juli 1919. Erster Cheffluglehrer der schweizerischen Militäraviatik. Bundesamt für Militärflugwesen und Fliegerabwehr, Bern 1991.
  • Roman Schürmann: Helvetische Jäger. Dramen und Skandale am Militärhimmel. Rotpunktverlag, Zürich 2009, ISBN 978-3-85869-406-5.
  • Eugen Schwarz, Heidi Schwarz: Oskar Bider, 1891–1919. Ein Leben für die Aviatik. Verkehrs- und Verschönerungsverein Langenbruck, Langenbruck 1991.
  • Peter SupfBider, Oskar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 218.
  • Otto Walter: Bider, der Flieger. Ein Buch der Erinnerungen. Walter, Olten u. a. 1938 (der Autor war 1. Beobachtungsoffizier Oskar Biders).

Weblinks

 Commons: Oskar Bider – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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