Oskar Gerson

Oskar Gerson
Thaliahof am Alstertor
Messberghof (ehemals Ballinhaus
Sprinkenhof Überbauung der Springeltwiete

Hans Gerson (* 19. März 1881 in Magdeburg; † 14. Oktober 1931 in Hamburg) und Oskar Gerson (* 11. Juli 1886 in Magdeburg; † 25. Dezember 1966 in Berkeley, Kalifornien) waren zwei deutsche Architekten.

Sie unterhielten ein gemeinsames Architekturbüro in Hamburg, das auch unter der Bezeichnung Gebr. Gerson bekannt war. Der jüngste Bruder Ernst (* 10. Oktober 1890 in Hamburg; † 12. November 1984 in Palmerston North, Neuseeland) arbeitete zeitweilig im Büro als Architekt mit.

1887 siedelte die Familie Gerson nach Hamburg über, wo sich der Vater Ernst Gerson als Kaffee- und Zuckermakler betätigte und der Familie zu einem guten Einkommen verhalf. Die beiden älteren Brüder Hans und Oskar hatten ein Architekturstudium in München begonnen, jedoch nicht abgeschlossen. Hans Gerson arbeitete von 1904 bis 1907 bei den Architekten Hart & Lesser in Berlin und kehrte anschließend nach Hamburg zurück. 1907 gründeten Hans und Oskar Gerson ein Architekturbüro in Altona. Bis zum Ersten Weltkrieg errichteten sie zwanzig Privat- und Landhäuser für wohlhabende Hamburger Kaufleute (z.B. Nicolaus Darboven, Paul Böger, Max Warburg) und gewannen damit Kontakte zur lokalen Hamburger Elite. Die familiären Beziehungen durch die Heirat mit den Schwestern Elisabeth und Martha Rosenfeld ergaben eine Beziehung zum Hamburgischen Finanzsenator Carl Cohn (1857–1931), der ein Bruder der Schwiegermutter der beiden war. Über Cohn befreundeten sie sich mit dem Hamburger Bürgermeister Carl Wilhelm Petersen (1868–1933). Durch Bau und Verkauf von Wohnhäusern auf eigene Rechnung erwarben die Brüder einen gewissen Wohlstand, der es ihnen erlaubte, als Kunstmäzene aufzutreten. Oskar sammelte Holzschnitte von Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff sowie Werke von Paul Klee, Franz Marc und Paula Modersohn-Becker. Zum Freundeskreis gehörten ebenso die Hamburger Bildhauer August Henneberger und Ludwig Kunstmann, die einige Plastiken zum Schmuck Gerson'scher Bauten lieferten.

Nach einer Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg eröffneten sie ihr Büro wieder und nahmen 1920 den Bruder Ernst nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft ins Büro auf. Ihre Bauten führten sie überwiegend mit vertikal gegliederten Klinkerfassaden aus.

1922 entstand mit dem Thaliahof am Alstertor der erste große Kontorhausbau, in den sie nach Fertigstellung ihr Büro verlegten.

In den Jahren 1922–1924 entstand zeitgleich mit dem Chilehaus das unmittelbar benachbarte Ballinhaus, das 1938 in Meßberghof umbenannt wurde. Es wurde vom Architekturkritiker Herman Sörgel als scharfkantige und kompromisslose Fassade, als Kontrapunkt zum Chilehaus Fritz Högers bezeichnet. Höger hatte übrigens ebenfalls einen Entwurf zum Ballinhaus abgeliefert, der wesentlich weicher war und die Horizontale stärker betonte.

1925 begannen die Gersons zusammen mit Höger die Arbeiten an einem weiteren Monumentalbau im Kontorhausviertel, dem Sprinkenhof. Die Fassade des unmittelbar neben dem Chilehaus gelegenen Gebäudekomplexes ist von einem rautenförmigen Klinkermuster überzogen und betont damit den Blockcharakter.

1929 veröffentlichte Werner Hegemann eine Monografie über das Gesamtwerk der Gersons in der Reihe Neue Werkkunst.

Im Oktober 1933 wurden Ernst und Oskar Gerson, die die Firma nach dem Tode Hans Gersons unter dem alten Namen weitergeführt hatten, wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem Bund Deutscher Architekten ausgeschlossen. Ernst emigrierte zunächst nach Bulgarien, später nach Neuseeland. Oskar blieb zunächst in Hamburg und konnte noch einige Projekte für jüdische Bauherren realisieren. Er emigrierte 1938 über London nach Berkeley, Kalifornien, wo er als Architekt überwiegend für private Bauherren tätig war.

weitere Bauten

  • Landhaus Bondy (1908)
  • Landhaus Zadik (1914)
  • Thaliahof
  • Meßberghof, ursprünglich Ballinhaus
  • Sprinkenhof
  • Geschäftshaus an der Steinstraße (heute Wempe)
  • Landhaus Warburg (1927)
  • Wohnhaus Nordquist (1927)
  • verschiedene Großwohnhäuser in der Haynstraße (1923), Breitenfelder Straße (1924), Goernestraße (1926)
  • Kleinwohnungen in Dulsberg, teilweise zerstört
  • Kessel- und Heizhaus der Schokoladenfabrik Kant AG (seit 1954: Wikana-Keksfabrik), Wittenberg

Literatur

Wolfgang Voigt: Hans und Oskar Gerson - Hanseatische Moderne. Dölling und Galitz, Hamburg 2000 ISBN 3-933374-06-5

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