Otto Krayer

Otto Krayer
Das Otto Krayer Haus in Freiburg im Breisgau mit dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie und dem Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie

Otto Krayer (* 22. Oktober 1899 in Köndringen (heute zu Teningen gehörend); † 18. März 1982 in Tucson/Arizona) war ein deutsch-amerikanischer Arzt, Pharmakologe und Universitätsprofessor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Krayer wuchs als Sohn eines Gastwirts auf. Von 1919 bis 1924 studierte er an den Universitäten Freiburg, München und Berlin Medizin. Im Jahre 1925 war er Praktikant bei Paul Trendelenburg an der Universität Freiburg, beendete 1926 seine Promotion zum Dr. med. an der Universität Freiburg und wurde dort anschließend wissenschaftlicher Assistent.

1927 wechselte Krayer an das Pharmakologische Institut der Universität Berlin, wo er sich 1929 habilitierte. Von 1930 bis 1932 war er in Vertretung von Paul Trendelenburg Geschäftsführender Direktor des Instituts in Berlin.

1933 erhielt er einen Ruf als Nachfolger von Philipp Ellinger auf den Lehrstuhl für Pharmakologie an der Universität Düsseldorf, den er mit dem folgenden Schreiben an das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ablehnte:

„Abgesehen von unwichtigen sachlichen Erwägungen war der Hauptgrund meines Zögerns der, dass ich die Ausschaltung der jüdischen Wissenschaftler als ein Unrecht empfinde, dessen Notwendigkeit ich nicht einsehen kann, da sie, wie mir scheint, mit außerhalb der Sphäre der Wissenschaft liegenden Gründen gestützt wird. Diese Empfindung des Unrechts ist ein ethisches Phänomen. Es ist in der Struktur meiner Persönlichkeit begründet und keine äußerliche Konstruktion. Unter diesen Umständen würde die Übernahme einer solchen Vertretung wie der in Düsseldorf für mich eine seelische Belastung bedeuten, welche es mir erschweren würde meine Tätigkeit als Lehrer mit jener Freude und Hingabe aufzunehmen, ohne die ich nicht recht lehren kann.(…) Ich will lieber darauf verzichten, eine Stellung zu erlangen, die meinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht, als dass ich gegen meine Überzeugung entscheide; oder dass ich durch Stillschweigen an unrichtiger Stelle dem Zustandekommen einer Meinung über mich Vorschub leiste, die mit den Tatsachen nicht übereinstimmt.“

Er war der einzige deutsche Wissenschaftler, der sich aus moralischen Gründen weigerte, den Lehrstuhl eines aus rassistischen Gründen entlassenen Kollegen zu übernehmen.

Er erhielt in Deutschland Universitätsverbot, das die Benutzung öffentlicher Bibliotheken einschloss.

Nach einem Aufenthalt als Rockefeller Fellow am Department of Pharmacology des University College London im Jahre 1934 leitete Krayer von 1934 bis 1937 das Department of Pharmacology der American University of Beirut (Libanon) und war anschließend bis 1939 Associate Professor am Department of Pharmacology der Harvard University in Boston (Massachusetts) / USA. 1938 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Pharmakologie der Universität Peking (China). Von 1939 bis 1966 war Krayer Leiter des Department of Pharmacology der Harvard University.

Die Universität Freiburg hat Krayer zu Ehren 2001 das Gebäude für das Institut für Pharmakologie und Toxikologie und das Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie nach ihm benannt.

Forschung

Krayers Hauptarbeitsgebiet war die Pharmakologie des Herzens und des Blutkreislaufs. Er hat zum Beispiel die Inhaltsstoffe des Germers (Veratrum) wie das Veratrin pharmakologisch charakterisiert. In einer berühmten Arbeit aus seiner Berliner Zeit hat er gemeinsam mit Wilhelm Feldberg nachgewiesen, dass Acetylcholin bei Säugetieren der Überträgerstoff des Parasympathikus ist.[1] Noch im Jahr der Publikation, 1933, verließen beide Wissenschaftler Deutschland, Feldberg, der Jude war, am 7. Juli, Otto Krayer am 31. Dezember.

Ehrungen

Von Krayers zahlreichen Ehrungen [2] war ihm die 1957 verliehene Ehrenbürgerschaft seiner Heimatgemeinde Köndringen die liebste. Die Deutsche Pharmakologische Gesellschaft verlieh ihm 1964 mit der Schmiedeberg-Plakette ihre höchste Ehrung. 1962 wurde Krayer zum Mitglied der Leopoldina berufen.

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Feldberg und Otto Krayer: Das Auftreten eines azetylcholinartigen Stoffes im Herzvenenblut von Warmblütern bei Reizung der Nervi vagi. Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1933, 172:170-193
  2. http://portal.uni-freiburg.de/pharmakologie/about/krayer

Literatur

  • Ullrich Trendelenburg: Otto Krayer (22.10.1899 bis 18.3.1982) und das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (April 1933). DGPT Mitteilungen 1995, 16:33-34
  • Udo Schagen: Widerständiges Verhalten im Meer von Begeisterung, Opportunismus und Antisemitismus. Jahrbuch für Universitätsgeschichte 2007, 10:223-247
  • Sabine Schleiermacher und Udo Schagen (Hrsg.): Die Charité im Dritten Reich – Zur Dienstbarkeit medizinischer Wissenschaft im Nationalsozialismus. Paderborn 2008, ISBN 3-506-76476-4

Weblinks


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