- Pandora und der fliegende Holländer
-
Filmdaten Deutscher Titel Pandora und der fliegende Holländer Originaltitel Pandora and the Flying Dutchman Produktionsland England Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 1951 Länge 123 Minuten Stab Regie Albert Lewin Drehbuch Albert Lewin Produktion Joseph Kaufman, Albert Lewin Musik Alan Rawsthorne Kamera Jack Cardiff, Ted Scaife Schnitt Ralph Kemplen Besetzung - Ava Gardner: Pandora Reynolds
- James Mason: Hendrick van der Zee
- Nigel Patrick: Stephen Cameron
- Sheila Sim: Janet Fielding
- Harold Warrender: Geoffrey Fielding
- Marius Goring:Reggie Demarest
- Mario Cabré: Juan Montalvo
- Pamela Mason (als Pamela Kellino): Jenny
- John Laurie: Angus
- Patricia Raine:Peggy
- Margarita d´Alvarez: Senora Montalvo
- Francisco Igual: Vincente
- Abraham Sofaer:
Pandora und der fliegende Holländer ist ein Filmdrama von Albert Lewin, der die Sage des Fliegenden Holländers (in der Version der Oper von Richard Wagner) mit der griechischen Saga der Büchse der Pandora (in Form einer männervernichtenden „femme fatale“) verbindet. Er wurde von Dorkay Productions/Romulus Film produziert und kam im Verleih der MGM am 15. Oktober 1951 in die US-amerikanischen Kinos (Deutschland 11. August 1953, Frankreich 19. September 1951). Er gilt heute als Kultfilm und besticht nicht nur durch die farbgesättigten Technicolor Aufnahmen (insbesondere von Ava Gardner in ihrem ersten Farbfilm[1]), sondern auch durch die literarischen Ansprüche des Skripts. Der amerikanische Regisseur Lewin war ein ehemaliger Englisch Professor, in Harvard ausgebildet, der in den 1930er Jahren enger Vertrauter und persönlicher Assistent von Irving Thalberg bei MGM war, danach als Produzent bei Paramount und ab 1942 als Regisseur eigene Filme drehte („The Picture of Dorian Gray“ 1945 nach Oscar Wilde).
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die Nachtclubsängerin Pandora ist der umschwärmte Mittelpunkt einer kleinen Gruppe anglo-amerikanischer Freunde im spanischen Fischerort Esperanza Anfang der 1930er Jahre. Alle Männer sind in sie verliebt (wie der Rennfahrer Stephen Cameron und der spanische Stierkämpfer Montalvo), sie spielt aber nur mit ihnen und hält sie hin und ist für viele das Verderben (wie für Reggie Demarest, der sich ihretwegen umbringt). Sie verkündet, das Maß für die Liebe wäre das, was Männer dafür zu opfern bereit wären, worauf Cameron ihr zuliebe seinen Rennwagen über die Klippen jagt. Ein geheimnisvoller, stets von Trauer umgebener Holländer, dessen Yacht vor der Küste ankert, erweckt ihre Neugier. Sie schwimmt eines Tages nackt zu seiner Yacht und sieht, wie der Eigner Hendrik ein Bild seiner ehemaligen Frau malt, das ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Sie verliebt sich in ihn. Auf seine Frage, ob sie für ihn sterben würde, bejaht sie das; auf die Gegenfrage, was er für sie opfern würde, bietet er seine „unsterbliche Seele“ an. Er verschwindet jedoch danach, um ihr das Opfer zu ersparen. Als Pandora hört, dass es sich um den Fliegenden Holländer handelt, der aus Eifersucht seine Frau erschlug und dafür ewig über die Weltmeere segeln muss, bis sich eine Frau für ihn opfert, schwimmt sie wieder zur Yacht, die am Auslaufen war, aber durch eine Flaute festgehalten wurde. Sie gestehen sich ihre Liebe. Das Ende bleibt offen. Ein Sturm war über Nacht aufgekommen und die Yacht war am nächsten Morgen mit beiden verschwunden.
Trivia
- Der Film wurde hauptsächlich in Tossa de Mar in Katalonien an der Costa Brava (sowie anderen Orten dort wie Girona) und in den Shepperton Studios in London gedreht.
- Ava Gardner singt auch „How am I to know“. Zu hören ist auch „You´re driving me crazy“.
- Ava Gardner und James Mason treffen nochmals in „Mayerling“ von Terence Young 1968 aufeinander (als Kaiser-Ehepaar).
- Mario Cabré ist auch im wirklichen Leben Stierkämpfer gewesen.
- James Mason´s damalige Frau Pamela Mason ist in einer Nebenrolle zu sehen (wie schon in früheren Filmen mit Mason).
- Der Film ist als DVD herausgekommen.
Literarische Bezüge
Das in dem Film zitierte Gedicht stammt von Matthew Arnold „Dover Beach“ (1867)[2]:
The sea of faith was once, too, at the full
and round earth's shore
…
And we are here as on a darkling plain
Swept with confused alarms of struggle and flight,
Where ignorant armies clash by night.Am Anfang finden Fischer in ihren Netzen eine männliche und weibliche Hand sowie in einem Buch geschrieben die Zeilen aus dem Rubayat von Omar Khayyām in der bekannten Übersetzung von Edward FitzGerald (1859):
The Moving finger writes: and, having writ,
Moves on: nor all thy Piety nor Wit
Shall lure it back to cancel half a line,
Nor all thy Tears wash out a word of itKritik
„Ein Film über eine Frau, die unfähig ist zu lieben und einen Mann, der nicht fähig ist zu sterben – eine barocke Synthese eines klassischen Mythus und einer deutschen Legende“ („A woman unable to love and a man unable to die—a baroque synthesis of classical myth and Germanic legend set in Spain around 1930“) Susan Felleman in „Botticelli in Hollywood- the Films of Albert Lewin“ 1997
„Lewin's extraordinary film… combines a script of exuberant literacy with a visual splendour often bordering on the surreal.“, Richard Rayner in „Time Out“
A masterpiece of unconscious kitsch, a film as monstrously, adorably, munificiently bad as any that i´ve seen (Ein Meisterwerk des unbewußten Kitsch, ein Film, der auf so monströse, bewundernswerte und freigebige Weise schlecht ist wie nur irgendeiner, den ich je gesehen habe), Alexander Walker 1985[3]
Mr. Mason gets very little help from Miss Gardner, whose acting consists of a series of star poses, or indeed from a script of quite incredible pretentiousness which every now and again demands that Mr. Mason recite what Miss Gardner persists in calling „a pome“, London Times, 1951[4]
Der Kritiker des Observer, C.A.Lejeune, der dem Film im übrigen vorhersagte, in wenigen Jahren aus den Sammlungen jedes Kenners verschwunden zu sein, im Jahr 1951: I´m sorry to think that our country will be blamed for its inadequacy: in the technical sense the thing is undoubtedly British, but in a deeper sense it is no more british or european than the samba, the jukebox or the rye highball[5].[6]
Während der Film der englischen Kritik zu prätentiös (nahe an der Grenze zum „Kitsch“) war, wurde er von der französischen Kritik, wo die Kritiker wie Ado Kyrou des „Cahiers du Cinema“ eine Verbindung zu den Surrealisten schlugen („L'Âge d'Or“ von Luis Bunuel/Salvador Dalí), gefeiert. Lewin selbst gab eine Beeinflussung durch den Surrealismus zu (er war mit Man Ray und Max Ernst befreundet und sammelte deren Kunst). Man Ray machte auch die Standbilder von Ava Gardner (und malte auch ihr Bild im Film). Übrigens wurde Dalí in der Nähe des Drehorts Tossa del Mar, in Figueres, geboren.
Weblinks
- Pandora und der fliegende Holländer in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Webseite mit Standbildern
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Kameramann Jack Cardiff drehte auch Die roten Schuhe (Film) sowie später den Ava Gardner Film Die barfüßige Gräfin, beide mit inhaltlichen Bezügen zu Pandora. Marius Goring, der hier gleich am Anfang Selbstmord begeht, ist Ursache des Selbstmords der Ballerina in Die Roten Schuhe.
- ↑ Dover Beach
- ↑ zitiert nach Sheridan Morley Odd man out, S.92. Alexander Walker (1930-2003) war ein bekannter britischer Filmkritiker, ab 1960 beim Londoner Evening Standard.
- ↑ zitiert nach Sheridan Morley Odd man out- James Mason, Weidenfeld and Nicholson 1989, S.91
- ↑ Cocktail aus Rye Whiskey und Ginger Ale
- ↑ Morley, S.91
Kategorien:- Britischer Film
- Filmtitel 1951
- Filmdrama
Wikimedia Foundation.