- Costa Brava
-
Die Costa Brava (Katalanisch und Spanisch für „wilde Küste“) ist der nordöstlichste Küstenstreifen an der spanischen Mittelmeerküste in der autonomen Region Katalonien. Der Schriftsteller Ferran Agulló (geb. 1863 in Sant Feliu de Guíxols) prägte ihren Namen in der Zeitschrift La Veu de Catalunya in der Ausgabe vom 12. September 1908.
Inhaltsverzeichnis
Geografie und Natur
Die etwa 220 Kilometer lange Costa Brava reicht von den Ausläufern der Pyrenäen an der französisch-spanischen Grenze bei Portbou nach Süden und Südwesten bis zur Tordera-Flussmündung bei Blanes. Südlich schließt sich die Costa del Maresme mit der Provinz Barcelona an; die Stadt Barcelona ist vom Südrand der Costa Brava noch ca. 60 km entfernt.
Die Costa Brava verdankt ihren Namen den stark zerklüfteten Felsmassiven, die von den parallel zur Küste verlaufenden Gebirgszügen (Serras) steil zum Meer hin abfallen. Zwischen den Kaps liegen malerische Fischerdörfer wie beispielsweise L’Estartit und Tamariu, kleine Strände und Buchten (Calas); einige von ihnen sind ausschließlich per Boot zu erreichen, in anderen haben sich Ferienappartement-Anlagen etabliert. „Wild“ im Sinne Ferran Agullós sind insbesondere die Halbinsel Cap de Creus als östlichsten Punkt Kataloniens mit dem Ort Cadaques, die Landschaft um das Cap de Begur bei Palafrugell sowie die Küste zwischen Sant Feliu de Guíxols und Tossa de Mar.
Jedoch ist nicht die gesamte Küstenlinie so beschaffen. So weitet sich beispielsweise das Land im Golf de Roses; flache Strände mit feinem Sand erstrecken sich bei Empuriabrava und Sant Pere Pescador. Südlich von Lloret de Mar geht die Topografie zu den sanfteren Formen des flachen, teilweise sumpfigen Küstenlandes über, das die angrenzende Costa del Maresme charakterisiert.
Die felsigen Küstengebirge sind mit lichten Pinien-, Korkeichen- und Akazienhainen bewachsen; bedingt durch Rodungen in der Vergangenheit und die trockenen Sommer, die häufig Brände auslösen, gibt es jedoch nur wenige geschlossene Waldflächen. Typisch ist mediterrane Macchia-Vegetation mit Ginster, Zistrosen und wilden Kräutern (Rosmarin, Thymian). Die Tierwelt ist ebenfalls durch die Rodungen in Mitleidenschaft gezogen; Füchse, Luchse, Wildschweine, Wildkatzen, diverse Greifvögel und Reptilien leben in Rückzugsgebieten.
Klima
Die durchschnittlichen Lufttemperaturen bewegen sich im Sommer zwischen 21 °C und 28 °C und im Winter zwischen 6 °C und 10 °C. Die Wassertemperaturen betragen um 12 °C im Februar und bis zu 24 °C im Sommer.
Im Frühjahr und Herbst ist es vor allem am Golf de Roses zuweilen sehr stürmisch. Der eiskalte, im Winter und frühen Frühjahr von Nordwest aus den Pyrenäen kommende, mit dem Mistral und Tramontana verwandte Landwind, in Katalonien Tramuntana genannt, erreicht oft Sturmstärke. Im Sommer mindern kräftige Seewinde, die bis zu 50 km landeinwärts reichen können, die Tageshitze. Sie ziehen viele Windsurfer an, die sich in Roses oder der Bucht von Riells, einem Ortsteil von L’Escala, konzentrieren.
Insgesamt ist das Seeklima am katalanischen Mittelmeer ausgeglichener als das kontinental geprägte Klima im Binnenland, und es ist um 6 bis 7 °C wärmer als am spanischen Atlantik.
Die Niederschläge verringern sich deutlich von Norden nach Süden der Costa Brava. Sie sind am höchsten im Winter mit durchschnittlich 85 Liter/Quadratmeter, am geringsten im Juli und August mit nur 50 Liter/Quadratmeter. Gezählt werden im Schnitt 200 Sonnentage pro Jahr.
Administrative Gliederung
Administrativ gehört die Costa Brava zur Provinz Girona. Drei von acht Verwaltungsbezirken (Comarques) dieser Provinz liegen an der Küste:
Comarca Einwohnerzahl Fläche (km²) Hauptstadt Alt Empordà 112.439 1.357,5 Figueres Baix Empordà 115.566 701,7 La Bisbal d’Empordà Selva 136.738 995,1 Santa Coloma de Farners Zahlen von 2004 nach Angaben des Idescat (Institutes für Statistik Kataloniens)
Die Küstenlinie umfasst – von Norden nach Süden – die folgenden Gemeinden:
Alt Empordà (Hoher Ampurdan)
- Portbou, nördliches Tor zur Costa Brava
- Colera
- Llançà
- El Port de la Selva
- Cadaqués
- Roses
- Castelló d’Empúries, Ortsteil Empuriabrava
- Sant Pere Pescador
- L’Escala
Baix Empordà (Unterer Ampurdan)
- Torroella de Montgrí, Ortsteil L’Estartit
- Pals, Ortsteil Platja de Pals
- Begur
- Palafrugell
- Palamós
- Calonge, Ortsteil Sant Antoní de Calonge
- Castell-Platja d’Aro, Ortsteil Platja d’Aro
- Sant Feliu de Guíxols
Selva
- Tossa de Mar
- Lloret de Mar
- Blanes, südliches Tor zur Costa Brava
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten im Bereich der Costa Brava befinden sich nicht an der Küste, sondern im Binnenland:
- Romanische Klosterruine Sant Pere de Rodes;
- Castell de Sant Ferran mit längster Festungsmauer Kataloniens und Salvador Dalí-Museum in Figueres;
- Peralada, eine Festung mit integrierter ehemaliger Augustiner-Klosterkirche aus dem 14. Jahrhundert, die heute als Museum, Spielkasino und in den Sommermonaten als Ort für internationale Kulturveranstaltungen genutzt wird;
- Komplett erhaltene und restaurierte Altstadt von Pals auf einem Hügel mit Treppenaufgängen;
- Ausgrabungen einer iberischen Siedlung in Ullastret;
- Kathedrale, arabische Bäder, Altstadt mit Ramblas und Museen in der Provinzhauptstadt Girona.
Doch auch die Küstenorte weisen einige touristische Attraktionen von überregionaler Bedeutung auf:
- Dalí-Museum in Cadaqués und sein Landhaus in Portlligat;
- Ausgrabungen der griechisch-römischen Stadt Empúries oberhalb von L’Escala;
- Relikte einer Benediktinerabtei, Hafen und Jugendstilvillen in Sant Feliu de Guíxols;
- komplett erhaltene mittelalterliche Stadtmauer in Tossa de Mar.
Zahlreiche Orte zeichnen sich durch eine pittoreske Altstadt mit Relikten eines Kastells auf einem Hügel oberhalb des Stadtkerns aus.
Darüber hinaus gibt es an der Costa Brava bedeutende Naturparks:
- der Naturpark Cap de Creus im Bezirk des Alt Empordà;
- der Naturpark Aiguamolls de l’Empordà, ein ökologisch wertvolles Feuchtgebiet zwischen Roses, Empuriabrava und L'Escala;
- der Naturpark Albera am Fuße der Pyrenäen;
Restriktionen
Ab dem 1. Juli 2009 gilt am Strand von Tossa de Mar ein Verbot von sexuellen Handlungen, welches seitens der christdemokratischen Stadtverwaltung verordnet wurde. Dabei kann ein Bußgeld von 600 Euro verhängt werden. Mit 1.800 Euro sollen sexuelle Handlungen in der Nähe von Schulen geahndet werden. Des Weiteren untersagt sein werden am Strand Dienstleistungen von Tätowierern und Friseuren sowie Junggesellenabschiede.[1]
Wirtschaft
Die klassischen Wirtschaftszweige der Costa Brava waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die Fischerei und die Korkindustrie. Beide Zweige haben an Bedeutung verloren, sind aber noch aktiv.
Durch Umweltschäden im Mittelmeer und Überfischung der Garnelen- und Sardinen-Bestände ist die Fischerei, die im 21. Jahrhundert nur noch 0,4 % der katalanischen Bevölkerung hauptberuflich ernährt, in Mitleidenschaft gezogen; als Fischereihäfen (und zugleich als Sport- und Handelshäfen) von Bedeutung sind heute noch Palamós und Sant Feliu de Guixols, ferner l’Escala und Roses.
Die Kork-Industrie dominierte ebenfalls bis zum Zweiten Weltkrieg, der auf natürlichem Wege von den Korkeichen gewonnene Rohstoff geriet dann aber zunehmend in Konkurrenz zum synthetisch hergestellten Flaschenverschluss. Zentren der Korkindustrie waren Palafrugell, wo es auch ein Korkmuseum und noch eine produzierende Fabrik gibt, Sant Feliu de Guixols und Palamos (Handels- und Exporthäfen).
Andere Wirtschaftszweige Kataloniens (Landwirtschaft, Weinbau, Papier- und Metallverarbeitung, Keramik, Textilindustrie) konzentrieren sich auf das Binnenland.
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind der Tourismus und die im Zuge des Tourismus entstandenen infrastrukturellen Dienstleistungszweige (Unterkünfte, Geschäfte, Gastronomiebetriebe, Sportanlagen und Vergnügungsstätten) die Haupteinnahmequelle der Costa Brava. Der Bauboom großer Hotelkomplexe in den 1960er Jahre förderte zunächst an den breiten Stränden des südlichen Küstenabschnitts (Platja d’Aro, Lloret de Mar, Blanes) den pauschalen Badetourismus mit Nachtleben auf niedrigem Preisniveau im Sommer. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurden mit alternativen Konzepten individuelle Zielgruppen gewonnen: Campingplätze und Appartement-Anlagen entstanden in den kleineren Orten und Buchten zwischen den Felsenkaps für mit dem Auto anreisende Gäste, die das Umland entdecken, Wassersportler, Radfahrer und Wanderer. Die Saison ist durchgängig auf die Frühjahrs- und Herbstmonate erweitert.
Im Jahr 1998 wurden 18 Millionen Besucher an der Costa Brava gezählt. Die größte Gruppe unter den Auslandsgästen nahmen die Franzosen mit 43 % ein, gefolgt von Deutschen, Italienern, Briten und Niederländern.
Sport
Die raue Küste mit unberechenbaren Winden eignet sich nur eingeschränkt für Wassersport. Segeln und Windsurfen ist dennoch in einigen Orten möglich, beispielsweise in Roses, Palamós und Platja d’Aro.
Klassische Tauchreviere sind die kleinen Inseln (Illes Medes) vor L’Estartit, die Küste bei Sant Feliu de Guíxols sowie seit der Deklarierung zum Naturpark die Halbinsel Cap de Creus.
Radfahrer sind vor allem auf den Gebirgsstraßen in den nördlichen Abschnitten der Costa Brava unterwegs.
Für Wanderer gibt es eine Reihe ausgewiesener Wanderwege, insbesondere im Naturpark am Cap de Creus sowie in den Küstengebirgen zwischen Platja d’Aro und Palamós.
In den touristischen Zentren sind Minigolf, Tennis, Reiten und Go-Kart durchgängig im Angebot.
Golf ist im 21. Jahrhundert zunehmend im Kommen. Mehrere Golfplätze gibt es beispielsweise bei Pals, Platja d’Aro und Lloret de Mar.
Die Corrida verliert an Popularität; Tossa de Mar hat sie als erste Gemeinde an der Costa Brava verboten.
Literatur
- Peter M. Nahm u. a.: Costa Brava. Costa del Maresme. Barcelona. 4. Auflage. Ostfildern, Baedeker 2000, ISBN 3-89525-735-4, (Baedeker Allianz-Reiseführer), (Mit großer Reisekarte).
- Hans-Jürgen Fründt: Costa Brava. (Mit Barcelona). 3. komplett aktualisierte Auflage. Reise-Know-How-Verlag Rump, Bielefeld 2002, ISBN 3-8317-1027-9.
- Thomas Schröder: Costa Brava. 3. Auflage. Michael Müller Verlag, Erlangen 2006, ISBN 3-89953-247-3.
- Helmut Kaibach: Taschenbuch Costa Brava A - Z. 11. Auflage 2011, ALANTAS-Editiones, Ampuriabrava.
Weblinks
Commons: Costa Brava – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Costa Brava – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ Strandsexverbot - Costa Brava will braver werden (nicht mehr online verfügbar) Tagesschau vom 25. Mai 2009
Die Spanische KüsteMittelmeer: Costa Brava | Costa del Maresme | Costa del Garraf | Costa Daurada | Costa del Azahar | Costa Blanca | Costa Cálida | Costa de Almería | Costa Tropical | Costa del Sol | Costa Gaditana
Atlantik: Costa de la Luz | Rías Baixas | Costa da Morte | Rías Altas | Costa Verde | Costa de Cantabria | Costa Vasca
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Costa Brava — Saltar a navegación, búsqueda Este artículo trata sobre la zona costera de España. Para el grupo musical español, véase La Costa Brava. La Costa Brava en las proximidades a Portbou, Gerona. (Foto. F.J. García Mariana) … Wikipedia Español
COSTA BRAVA — Littoral de la province de Gérone entre la frontière française et le Tordera qui la sépare du Maresme barcelonais. Ce «finisterre» catalan dit Côte de Gérone ou Costa de Levante est entré dans la catégorie des plages très fréquentées sous le nom… … Encyclopédie Universelle
Costa Brava — (Тосса де Мар,Испания) Категория отеля: 3 звездочный отель Адрес: Verge de Monserrat, s/ … Каталог отелей
Costa Brava — (Фахардо,Пуэрто Рико) Категория отеля: 5 звездочный отель Адрес: 18.277846, 65.646079 … Каталог отелей
Costa Brava — (Пунта дель Эсте,Уругвай) Категория отеля: 3 звездочный отель Адрес: Elías Regules s/n esq … Каталог отелей
Costa Brava — Costa Bra|va the Costa Brava a region of eastern Spain, between Barcelona and the border with France, which is popular for tourism … Dictionary of contemporary English
Costa Brava — [käs′tə brä′vä, kôs′brä′vä] coast of Catalonia, Spain, northeast of Barcelona: site of many resorts … English World dictionary
Costa Brava — Lloret de Mar, the largest resort town on the Costa Brava The Costa Brava is a coastal region of northeastern Catalonia, Spain, in the comarques of Alt Empordà, Baix Empordà and Selva, in the province of Girona. Costa is the Catalan and Spanish… … Wikipedia
Costa Brava — Pierre commémorative à l Ermitatge de Sant Elm avec l épigramme: «Des d aquesta trona de Sant Elm Ferran Agulló intuí la idea de batejar la Costa Brava» (traduction: «Depuis ce trône de Sant Elm, Ferran Agulló a eu l idée de baptiser la Costa… … Wikipédia en Français
Costa Brava — Sp Kòsta Bravà Ap Costa Brava L Viduržemio j. pakrantė ŠR Ispanijoje … Pasaulio vietovardžiai. Internetinė duomenų bazė