Panikkar

Panikkar

Raimon Panikkar i Alemany (* 3. November 1918 in Barcelona, Spanien) ist ein römisch-katholischer Priester, Professor der Religionsphilosophie und bedeutender Vertreter des interreligiösen Dialoges. Internationale Bekanntheit erreichte er als Autor zahlreicher Bücher, die spirituelle und mystische Themen behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Seine Mutter war eine katholische Katalanin aus dem Bürgertum; sein Vater stammte aus Süd-Indien und arbeitete als Auslandsvertreter einer deutschen Firma in Barcelona. Nach dem Besuch einer Jesuitenschule studierte Panikkar Chemie und Philosophie an den Universitäten Barcelona, Bonn und Madrid, sowie Katholische Theologie in Madrid und Rom. Er besitzt drei Doktortitel in Philosophie (1945), Chemie (1958) und in Theologie (1961, Päpstliche Lateranuniversität in Rom). Seine Priesterweihe war 1946.

Von 1946 bis 1953 war Raimon Panikkar Professor für Philosophie an der Universität Complutense Madrid. Ab 1953 arbeitete er über indische Philosophie und Hinduismus an den Universitäten von Mysore und Varanasi (Benares). Zu dieser Zeit begann er sich im christlich-hinduistischen Dialog zu engagieren. Nach einer Professur in Rom (1962-63), lehrte er von 1967 bis 1971 an der Harvard University (USA), und von 1971-78 an der University of California, Santa Barbara. Heute wohnt er in Tavertet, in den Bergen von Katalonien, in der Nähe Barcelonas und unterlässt inzwischen große Reisen. Panikkar hat über 30 Bücher und mehr als 900 Artikel geschrieben.

Sein Bruder Salvador Pániker ist ebenso ein bekannter Autor, Philosoph und Verleger.

Werk

Interkultureller Dialog

Raimon Panikkars Arbeit ist in mehrfacher Hinsicht eine Vermittlung zwischen verschiedenen „Welten“. Zunächst versuchen viele seiner Schriften eine Verständigung zwischen der christlichen und der hinduistischen Tradition zu befördern, indem sie Gemeinsamkeiten deutlich machen. Dabei konzentriert sich Panikkar eher auf den esoterischen Teil der Religionen im Gegensatz etwa zu Hans Küng, der stärker die ethischen Grundlagen und Gemeinsamkeiten betrachtet. Panikkar sieht den religiösen Dialog immer auch im gesamten Kontext der Kultur, Philosophie und besonders der Spiritualität.

Ein echter Dialog ist demnach erst möglich, wenn man sich in „Liebe und Sympathie“ zueinander öffnen kann und dabei die Wirklichkeitserfahrung des anderen teilt. Panikkar will damit auf die Grenzen verweisen, die ein rein intellektueller Dialog mit sich bringt, da einige philosophische Grundannahmen, die der europäischen Geistesgeschichte selbstverständlich sind, vielen anderen Kulturen fremd sind. Dies führt ihn zur „Rückkehr zum Mythos“, der intellektuell und sprachlich nicht erschöpfend beschrieben und reduziert werden kann und dadurch zu einem verbindenden, weil umfassenden Element zwischen Menschen und Kulturen wird. So ist für Panikkar die Wirklichkeit immer reicher als jedes philosophische oder religiöse Konzept und jede interkulturelle Verständigung sollte deshalb auf der direkten Erfahrung der Lebenswirklichkeit und nicht auf intellektuellen Konzepten gründen.

Dabei geht es ihm nicht um eine Vermischung von Kulturen und Religionen. Auch ist es für niemanden notwendig zu einer anderen Religion zu konvertieren. Vielmehr betont Panikkar die Möglichkeit für jeden Menschen die eigene „Befreiung“ in seiner angestammten Religion finden zu können.

Philosophie

Folgerichtig kritisiert Panikkar einseitig westliche Standards für eine komparative Philosophie. Ein sinnvoller Vergleich müsste von einem Über-Menschlichen Standpunkt aus erarbeitet werden, da der kulturspezifische, philosophische Standpunkt nicht vom Menschen getrennt werden könne.

Theologie

Panikkar spricht von einem trinitarischen Wesen der Wirklichkeit bestehend aus Mensch, Gott (oder göttliches Prinzip) und Kosmos. Keiner ist dabei ohne den anderen denkbar. Er richtet sich damit gegen ein rein anthropozentrisches Weltverständnis, in dem der Mensch als alleiniger Herrscher auch über den Menschen auftritt. Eine daraus folgende, umfassende Krise - sogar den dritten Weltkrieg - sieht er schon in den Lebensbedingungen der Armen in den Städten der dritten Welt. Die Lösung könne nur lauten eine ganzheitliche „kosmotheantrische“ Sicht zu etablieren, die der „Welt“ ebenso Rechte zubilligt wie dem Menschen. Der praktische Weg dorthin sei eine Ganzheitserfahrung, wie sie einigen Kulturen noch selbstverständlich sei.

Literatur

Deutsch
  • Hans-Peter Dürr/Raimon Panikkar: Liebe - Urquelle des Kosmos  −  Ein Gespräch über Naturwissenschaft und Religion, Herder Vlg. (Herder Tb.5965), Freiburg 2008, ISBN 978-3-451-05965-0. Der Band verdeutlicht den von Panikkar im interreligiösen Dialog hervorgehobenen Begriff der 'Kosmotheandrischen Vision'.
  • Manuel Gogos: Raimon Panikkar, Matthias-Grünewald, 2000, ISBN 3786722765
  • Bernhard Nitsche (Hrsg.): Gottesdenken in interreligiöser Perspektive: Raimon Panikkars Trinitätstheologie in der Diskussion. Lembeck, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-87476-449-4
  • Raimon Panikkar: Rückkehr zum Mythos. Frankfurt 1999, ISBN 345814241X
Englisch
  • Aporias in the comparative philosophy of religion, Man and World, vol 13, 1980, pp. 357-83.

Weblinks


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