Paniranismus

Paniranismus

Der Paniranismus ist eine Ideologie, die eine Vereinigung und Solidarität aller iranisch-stämmigen Menschen, unabhängig von Religion und Sprache, in einem Nationalstaat befürwortet, dem Groß-Iran (ایران بزرگ Irān-e Bozorg, ایران‌زمین Irān-zamīn; die Encyclopædia Iranica verwendet den Terminus Iranian Cultural Continent deutsch Iranisch-kultureller Kontinent).[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Flagge der Pan-Iranist Party of Iran

Der iranische Politikwissenschaftler Dr. Mahmoud Afshar Yazdi verwendete den Begriff Paniranismus erstmals Anfang der 1920er Jahre. Er entwickelte die Idee bzw. Ideologie des Paniranismus als eine Reaktion auf den wachsenden Panarabismus und Panturkismus, die Dr. Afshar Yazdi als eine potentielle Bedrohung der Einheit und territorialen Integrität Irans betrachtete.[2]

Nach Ende der Dynastie der Kadscharen wurde der ehemalige General und Verteidigungsminister Reza Khan zum Schah (deutsch König) Irans erhoben. Unter Reza Schah Pahlavi wurden zahlreiche bedeutende Reformen durchgesetzt. Der Iran stabilisierte sich bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Nach Hitlers Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 planten die Alliierten eine Nachschublinie, den persischen Korridor durch den Iran, die der Iran aufgrund der erklärten Neutralität nicht gewährte. Großbritannien und die Sowjetunion marschierten daraufhin am 24. August 1941 in das Land ein (Anglo-sowjetische Invasion Irans). Die Alliierten zwangen am 16. September 1941 Reza Schah Pahlavi, zugunsten seines Sohnes Mohammad Reza Pahlavi abzudanken.

Durch die Besatzung Irans gewann die paniranistische Bewegung wieder an Popularität. Der Hass gegen die Besatzer nahm in der Bevölkerung stetig zu. Viele Jugendliche und Intellektuelle Irans sammelten sich in politischen Gruppierungen, darunter auch die Paniranisten. Die Gründer der Pan-Iranist Party of Iran (deutsch Die Paniranistische Partei Irans) waren u.a. Mohsen Pezeshkpour, Alinaghi Alikhani, Bijan Forouhar und Dariush Homayoun.[3] Dieser Partei schlossen sich im Laufe der Jahre auch andere namhafte Iraner an z.B. Dariush Forouhar, der sich aber nach drei Jahren Parteizugehörigkeit (1948-1951) von den Paniranisten trennte und die Nationale Front (Jebhe Melli) gründete.

Die Pan-Iranist Party of Iran ist in der gegenwärtigen Zeit sowohl im In- als auch im Ausland politisch aktiv.

Richtungen des Paniranismus

Es gibt verschiedene Richtungen des Paniranismus:

  • Persischer Nationalismus, der die Vorherrschaft des heutigen Staates Iran über andere Bevölkerungsgruppen in der näheren Nachbarschaft Irans anstrebt. Diese Variante des Paniranismus basiert auf den nationalen Faktor des modernen Staates Iran, akzeptiert jedoch seine jetzigen Grenzen nicht, sondern erhebt Gebietsansprüche gegenüber benachbarten Staaten. Unter diese „Gebietsansprüche“ fällt Bahrain, das mehrheitlich eine schiitische Bevölkerung aufweist und dessen Souveränität erst 1970 vom Iran anerkannt wurde.
  • Paniranismus im eigentlichen Sinne strebt die Vereinigung aller iranischen Völker, das heißt auch der Paschtunen, Belutschen, Kurden, etc, an. Jedoch gilt diese Bewegung außerhalb des persischen Sprach- und Kulturkreises als relativ unbekannt.

Dem Paniranismus entgegengestellt sind der Panarabismus und der Panturkismus. In Afghanistan steht dem Persischen Nationalismus der Tadschiken (und anderen Persisch-sprechenden Volksgruppen) der Paschtunische Nationalismus gegenüber.

Siehe auch:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. College of Columbia: Iranian Cultural Continent
  2. Perspectives on Iranian identity, S. 26 (englisch)
  3. Paniranist.org: Geschichte der Partei (persisch)

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