Dariush Forouhar

Dariush Forouhar
Dariush Forouhar

Dariush Forouhar (persisch ‏داریوش فروهر‎ [dɔːriˈuːʃ foruːˈɦær]; * 28. Dezember 1928 in Isfahan; † 21. November 1998 Teheran) war Arbeitsminister Irans und später ein führender iranischer Oppositioneller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dariush Forouhar wurde in eine patriotische Familie geboren. Sein Vater, ein General in der iranischen Armee, geriet im Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Anglo-sowjetischen Invasion Irans 1941 in Kriegsgefangenschaft.

Forouhar begann seine politischen Aktivitäten im Alter von sechzehn Jahren. 1948 schrieb er sich für ein Jurastudium an der Universität Teheran ein und schloss sich der „Pan-Iranism-Partei“ an. Er setzte sich in der 16. Wahlrunde des Parlaments stark für Mohammad Mossadegh und dessen politische Anhänger, die „Nationale Front“ ein. 1950 wurde er zum politischen Sprecher der Studenten der Teheraner Universität gewählt. Er hielt auf dem historisch bedeutsamen Baharestan-Platz in Teheran eine bewegende Rede zur Nationalisierung der Ölindustrie. Daraufhin wurde er zum ersten Mal verhaftet.

Parvaneh Eskandari Forouhar

Seine Frau Parwaneh Forouhar wurde am 20. März 1939 in Teheran geboren. Sie stammte aus einer politisch demokratisch orientierten Familie. Ihre Herkunft und die bewegende Zeit des politischen Kampfes Mossadeghs für die Nationalisierung der Ölindustrie Irans brachten sie schon früh dazu, sich mit Politik zu beschäftigen. Sie studierte Sozialwissenschaften und Pädagogik an der Universität Teheran und unterrichtete später Geschichte und Soziologie. Zeitweise war sie in einem soziologischen Forschungszentrum tätig.

Der Putsch gegen die Regierung Mossadegh

1951 trennte sich Forouhar aufgrund erheblicher Meinungsverschiedenheiten von der „Pan-Iranism-Partei“ und gründete die „Hezb-e Mellat-e Iran (Iranische Nationalpartei)“. 1951 war das Jahr der Reise von Mossadegh nach Den Haag und gleichzeitig das Jahr der Nationalisierung der iranischen Ölindustrie, wofür Forouhar überzeugt eintrat. Er wurde erneut verhaftet. In der Unterstützung Mossadeghs innerhalb der Bewegung des 21. Juli spielte Dariush Forouhar eine entscheidende Rolle. Am 15. August 1953 wurde Premierminister Mossadegh durch einen Putsch gestürzt, der als Operation Ajax in die Geschichte einging. Bei dieser Auseinandersetzung wurde Forouhar ernsthaft verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Um der Verhaftung zu entgehen, wurde er während dieser Nacht von seinen Parteifreunden aus dem Gebäude herausgeschleust.

Der Widerstand gegen das Regime des Schah

Nach dem Putsch starteten Forouhar und seine Gefährten einen organisierten Widerstand aus dem Untergrund. Einige Tage nach dem Putsch brachte dieses Parteibüro seinen Standpunkt gegenüber den Putschisten mit Hilfe von Flugblättern in die Öffentlichkeit. Daraufhin setzte das Putschkomitee für die Auslieferung Forouhars, ob tot oder lebendig, eine Belohnung aus. Am 31. Dezember wurde er erneut festgenommen und in einem Militärgefängnis inhaftiert. Zwei Jahre später wurde Forouhar von diesem Gefängnis aus nach Kish, einer Insel im persischen Golf, verbannt. Motiviert durch brisante politische Veränderungen floh er aus der Verbannung nach Teheran und übernahm die Organisation der „Nationalen Widerstandsbewegung“. Er organisierte unangekündigte Demonstrationen, wobei er erneut festgenommen wurde. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis 1956 nahm er seine Aktivitäten wieder auf. Nach den Parlamentswahlen klagte er die Regierung der Wahlmanipulation an, weswegen er erneut inhaftiert wurde. Kaum freigelassen, wurde er 1959 wieder festgesetzt. Nach achtzehn Monaten Gefangenschaft besuchte ihn Generaloberst Hedayat im Gefängnis, der ihm nahelegte, das Land für immer zu verlassen. Forouhar erwiderte, er ziehe das lebenslängliche Gefängnis einem Leben im Exil vor.

1960 wurde die „Zweite Nationale Front“ gegründet und Forouhar in deren Zentralrat gewählt. In Zusammenhang mit den Parlamentswahlen, für die ihn die „Nationale Front“ aufgestellt hatte, wurde er erneut festgenommen. Im Dezember 1960 hielt Parwaneh Forouhar eine Rede an der Universität, in der sie die Regierung wegen der Ermordung der oppositionellen Studenten, die im Vorlesungssaal getötet worden waren, anklagte. Eine studentische Organisation wurde gegründet, in der sie eine führende Rolle einnahm. 1961 wurde Forouhar freigelassen. Parwaneh und Dariush, die sich schon seit mehreren Jahren kannten, heirateten in diesem Jahr. Im Juli wurde Forouhar während einer Gedenkveranstaltung der „Märtyrer des 21. Juli“ an deren Grab ein weiteres mal verhaftet.

1962 fand der erste Kongress der „Nationalen Front“ statt, an dem Parwaneh Forouhar und Homa Darabi als Sprecherinnen der Frauen gewählt wurden. Homa Darabi hat sich im Jahr 1994 im Iran aus Protest gegen die islamische Regierung öffentlich selbst verbrannt.

1963 wurde mit den Wegweisungen Mossadeghs die „Dritte Nationale Front“ gebildet, Forouhar in den Zentralrat gewählt und daraufhin zu drei Jahren Haft verurteilt. Während dieser Jahre beteiligte sich Parwaneh intensiv an der politischen Verantwortung für Parteiarbeit und Aktivitäten im Widerstand.

1966 stirbt Mossadegh nach drei Jahren vom Schah verfügten Arrest in seinem Haus. 1970 verzichtet der Schah Mohammad Reza Pahlavi auf alte persische Ansprüche auf Bahrain und erkennt Bahrain als souveränen Staat an.

Von 1974 bis 1976 war Forouhar auf freiem Fuß und konnte seinem Beruf als Jurist nachgehen. 1977 verfasste eine Dreiergruppe, bestehend aus Darius Forouhar, Dr. Sanjabi und Dr. Schapur Bachtiar, der 1991 in Paris ermordet wurde, einen offenen Brief an den Schah, in dem sie ihm das Versagen des monarchischen Regimes darlegten. Im Rahmen einer politischen Veranstaltung, die von den Regierungstruppen attackiert und gestürmt wurde, wurde Forouhar ernsthaft verletzt. 1978 wurde ein Bombenattentat auf die Wohnung der Forouhars verübt, was die beiden allerdings nicht daran hindern konnte, mit ihrer politischen Arbeit fortzufahren. In der Folge wurden Dariush Forouhar und Dr. Sanjabi während einer Pressekonferenz festgenommen. Parwaneh Forouhar spielte in dieser Zeit eine wichtige Rolle als Herausgeberin des oppositionellen Untergrund-Blattes „Nationale Front“.

Nach der islamischen Revolution

Vordere Reihe von links: Sadegh Ghotbzadeh(halb), Mehdī Bāzargān, Hashem Sabbaghian, Ebrahim Yazdi, unbekannt; zweite Reihe links hinter Bazargan, unter dem Mossadegh-Foto: Dariush Forouhar

1979 fand im Iran eine Revolution statt. In dem neu gebildeten Revolutionskabinett fungierte Forouhar als Arbeitsminister. Während seiner Amtszeit gelang es ihm, die folgenden Ziele seines umfassenden Reformprogramms zu verwirklichen:

  1. Die Gründung einer öffentlichen Kreditkasse für die Arbeiter.
  2. Die Gründung einer staatlichen Arbeitslosenversicherung.
  3. Die Angleichung des Arbeiterurlaubs an den der Angestellten.
  4. Die Erhöhung der Arbeitermindestlöhne um 30 Prozent.

Seinen großen Wunsch allerdings, den Konflikt um Kurdistan auf friedlichem Wege zu lösen, konnte er trotz intensiver Bemühungen und grundsätzlich guter Aussichten auf Erfolg nicht verwirklichen. Die Regierung legte ihm zu viele Hindernisse in den Weg. Als Folge legte Forouhar 1980 sein Amt nieder.

Parwaneh Forouhar arbeitete während dieser Zeit für die Parteizeitung und prangerte dort die Vorgehensweisen der fundamentalistischen Bewegung an, die immer mehr an Einfluss gewann. Nach der Machtübernahme durch die Fundamentalisten stellen sich die beiden Forouhars wieder einmal als Opposition in die Öffentlichkeit. Die Regierung untersagte Parwaneh Forouhar, weiter ihren Beruf als Journalistin auszuüben. Dariush Forouhar muss zeitweise wieder in den Untergrund abtauchen, dennoch wurde er wieder verhaftet und für einige Monate festgesetzt.

Dariush und Parwaneh Forouhar kämpften unbeirrbar weiter für ihre Überzeugungen. Allen Drohungen und Repressalien der Regierung zum Trotz, gaben sie gerade in den letzten Jahren viele Interviews, in denen sie die Ziele der demokratischen Bewegung im Iran darstellten. Sie standen für die Trennung von Staat und Religion. Auch die Abschaffung der Todesstrafe war ein Ziel, für das die beiden offen einsetzten.

Ihr lebenslanges, gemeinsam erarbeitetes Auftreten im Widerstand gab der oppositionellen Bewegung Halt und Kontinuität. Ihren Mut mussten Dariush und Parwaneh am 21. November 1998 mit dem Leben bezahlen. Sie wurden erstochen in ihrem Haus in Teheran aufgefunden. Die Namen von Drahtziehern und Ausführenden des Attentats bleiben weiterhin unbekannt, obwohl der Mord als einer der letzten aus der Reihe der Kettenmorde gilt[1].

Siehe auch

Belege

  1. iran-press-service.com, Dezember 2000, (zuletzt verändert 6. November 2007 12:18:56): Ganji identified Fallahian as the "Master Key" in Chain Murders

Weblinks


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