- Parenzana
-
Die Lokalbahn Triest–Parenzo (deutsch auch Parenzaner Bahn, ital. Parenzana, slow./kroat. Porečanka) war eine Schmalspurbahn in 760 mm Spurweite im heutigen Slowenien und Kroatien. Sie verlief von Triest über Buie nach Parenzo (heute: Poreč).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Konzession für den Bau und Betrieb einer schmalspurigen Localbahn von Triest nach Parenzo eventuell nach Canfanaro wurde am 15. April 1899 erteilt.[1]
Die Bahnstrecke wurde von einer lokalen Aktiengesellschaft initiiert und ab dem 1. April 1902 von der k.k. Staatsbahnen betrieben. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns übernahmen die Italienischen Staatsbahnen den Betrieb, legten die Bahnstrecke aber mit dem 31. August 1935 still. Ein kleiner Teil des Materials wurde auf anderen italienischen Schmalspurstrecken weiter verwendet.
Da die Bahnstrecke am 15. April 1899 durch Veröffentlichung im Reichsgesetzblatt bis nach Kanfanar/Canfanaro konzessioniert worden war, trugen die Hektometersteine die Abkürzung TPC (für Triest-Parenzo-Canfanaro).
Streckenbeschreibung
Die Strecke nahm am Triestiner Staatsbahnhof ihren Ausgang und führte über Muggia, Koper/Capodistria, Portorož/Portorose, Buie/Buje, Motovon/Montona bis nach Poreč/Parenzo. Ein Charakteristikum war die ausgesprochen steigungsreiche Streckenführung, welche lange Schleifenbildungen zur Höhengewinnung und demgemäß wenig attraktive Fahrzeiten mit sich brachte. Am Bahnhof Portorož/Portorose bestand eine Gleisverbindung mit der ebenfalls 760-mm-spurigen Straßenbahn nach Piran/Pirano. Diese war im Reichsgesetzblatt vom 9. Juni 1912 konzessioniert worden.
Lokomotiven
Wie auf den meisten altösterreichischen Schmalspurbahnen setzten die k.k. Staatsbahnen anfangs die Baureihe U ein. Aus Leistungsgründen bestellte das Unternehmen bei der Lokomotivfabrik Krauss/Linz nach wenigen Betriebsjahren die Baureihe P, bei der der Anfangsbuchstabe von Parenzo namensgebend war. Von den für die Parenzana gebauten Lokomotiven sind zwei Exemplare der Baureihe U noch erhalten, davon die U.37 in Koper/Capodistria. Im Technikmuseum von Mailand befindet sich die von den Italienischen Staatsbahnen bestellte P.7. Die im slowenischen Izola/Isola als Denkmal aufgestellte P.3 ist keine Originalmaschine der Parenzana sondern stammt aus einem Nachbaulos der Österreichischen Bundesbahnen. Nach Einstellung der Strecke wurden die vorhandenen Lokomotiven der Baureihe U verschrottet, die Lokomotiven der Baureihe P wurden teilweise auf die italienische Schmalspurweite von 950mm umgespurt und auf süditalienische Schmalspurstrecken umstationiert.
Technische Daten
- Spurweite: 760mm
- Gesamtlänge: 123km
- Zahl der Bahnhöfe und Haltestellen: 35
- Tiefster Punkt: 2m über dem Meeresspiegel (in Triest und Koper)
- Höchster Punkt: 293m über dem Meeresspiegel (nahe Grožnjan/Grisignana)
- Zahl der Kurven: 604
- Kleinster Kurvenradius: 60m
- Größte Steigung: 28‰
- Zahl der Tunnel: 8, Gesamtlänge 1.530m
- Zahl der Brücken: 11
- Zahl der Viadukte: 6
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 25 km/h
- Höchstgeschwindigkeit: 31 km/h
Artefakte
Trotz der langen Stilllegungsdauer finden sich in den slowenischen und kroatischen Abschnitten der ehemaligen Parenzana noch ungewöhnlich viele bauliche Reste, darunter Bahnhofsgebäude, Tunnel und Viadukte. Einer jüngeren Erhebung zufolge sollen noch 94% der Anlagen im kroatischen Abschnitt völlig intakt sein. Fast alle ehemaligen Bahnhöfe an der Strecke sind noch vorhanden, zumeist als Wohnbauten genutzt, z.B. in Poreč, Motovun, Livade, Grožnjan, Buje (hier Nutzung als Autoreparaturwerkstatt). Mit geübtem Auge kann der Eisenbahnfreund diese ehemaligen Bahnhöfe gut erkennen, die einheitliche Bauweise ist markant. Eine Kuriosität fällt an der ehemaligen Haltestelle bei Završje (ital. Piemonte d'Istria) auf: bei einem Umbau des Gebäudes zu einer Scheune hat man reichlich Kilometersteine und Hektometersteine mit TPC-Gravur (s.o.) aus z.T. weit entfernten Streckenabschnitten eingemauert. Auch noch gut zu erkennen und zu finden sind ehemalige Tunnel der Strecke, so bei Završje, wo durch die beiden kurzen Tunnel ein Feldweg läuft. Andere Tunnel sind vermauert (bei Grožnjan und bei Motovun), wo man offenbar Pilzzuchten betreibt bzw. betrieb. Ebenfalls bei Završje: ein geschwungenes Viadukt über eine tiefe Schlucht. Einschnitte und andere Kunstbauten sind im Gelände sehr gut zu erkennen.
Ein Wiederaufbauprojekt der Architekturfakultät der Universität Zagreb erhielt zwar einige mediale Aufmerksamkeit, über Medienberichte hinaus sind aber keine Aktivitäten feststellbar.
Über einen Teil des heute in Kroatien liegenden Abschnittes führt die Route des Parenzana-Marathons, eines jährlich stattfindenden Mountainbikerennens.
Im Februar 2008 wurde mit dem Ausbau des Parenzana-Planums als Rad- und Wanderweg begonnen, maßgeblich gefördert mit Tourismus-Entwicklungsgeldern der EU. Die bisher gesperrten Tunnel bei Grožnjan und Motovun sind beräumt und können durchwandert bzw. durchfahren werden. Der Tunnel bei Freski hat Beleuchtung erhalten. Die schönen Viadukte zwischen Završje und Livade wurden mit neuen verzinkten Geländern versehen, indem diese an die alten Laschen aus dem Jahr 1902 angegeschraubt wurden. Am Wochenende vom 10. zum 11. Mai 2008 fand zur Eröffnung ein Radwandertag zwischen Grožnjan und Livade mit offiziellen Vertretern aus Kroatien und Italien statt.
Einzelnachweise
Literatur
- Cara Parenzana !, Giulio Roselli, Ed. Fachin, Trieste 1987
- La ferrovia Trieste-Parenzo. Giulio Roselli, 1967
- Geliebte Parenzana! - Eine Reise in die Vergangenheit mit der Schmalspurbahn Triest-Poreč (Parenzo), Gerhard Sammer & Josef Flack, signal winter/zima 2006/2007, Graz 2007 (deutsch & slowenisch)
- Die Reihe P, Franz Gemeinböck, Zeitschrift Schmalspur 4/2003
Weblinks
Wikimedia Foundation.