Park am Weißen See

Park am Weißen See
Der Park am Weißen See mit Aussichtsterrasse

Der Park am Weißen See ist eine Berliner Sehenswürdigkeit im Bezirk Pankow, Ortsteil Weißensee. Es handelt sich um eine Grünanlage aus dem 19. Jahrhundert, die den Weißen See umgibt. Auf seinem 21 Hektar großen Areal stehen das Milchhäuschen, ein kleines Wildgehege, zahlreiche Skulpturen und Baumdenkmale. Er wird von einem 1,3 Kilometer langen Rundweg umgeben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfang des 19. Jahrhunderts ließ der Landwirt und Schnapsbrenner Johann Heinrich Leberecht Pistorius rund um den Weißen See einen Gutsgarten anlegen. Nach seinem Tod 1858 erwarb der Regierungsrat Friedrich Wilhelm Lüdersdorff das Anwesen und ergänzte es um ein zweistöckiges Gutsherrenhaus, dessen weitläufiger Bau als „Schloss Weißensee“ bekannt wurde. 1874 verpachtete Lüdersdorff das Gelände. Aus dem Gutshaus wurde das beliebte Ausflugsrestaurant Zum Sternecker. Es gab viele Attraktionen wie ein in den See hineingebautes See-Theater, einige Musikpavillons, mehrere Verkaufspavillons, eine Schießhalle, ein Taucher-Bassin, ein Riesenkarussell, ein Riesenrad und eine Rutschbahn.

Spaziergänger im Park anno 1956

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging die gesamte Anlage in das Eigentum der Gemeinde Weißensee über, die sie zu einem Volks- und Bürgerpark mit dem Namen Trianonpark[1]umgestalten ließ. Dabei entstanden Spielplätze, die Planschwiese mit wasserspeienden Sandsteinfiguren, eine überdachte Aussichtsterrasse, eine Uferpromenade und ein kleines Wildtiergehege. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Schloss als Kaserne genutzt. Am 21. Februar 1919 brannte das Haus vollständig ab. Der beworbene neue Name für den Park setzte sich nicht durch.

In den 1950er-Jahren wurden im Park bemerkenswerte Veränderungen durchgeführt, eine Freilichtbühne und eine Schwimmfontäne wurden angelegt. Die Bezirksverwaltung etablierte 1987 das Weißenseer Blumenfest, ein dreitägiges Kultur- und Musikfestival.[2] Die letzten Umbau- und Rekonstruktionsarbeiten im Park fanden 1995 bis 1999 statt.

Der Park heute

Ein Tiergehege beherbergte in der Vergangenheit den sprichwörtlichen „Hirsch Heinrich“. Aktuell stehen nur noch Damkühe hier, da der geweihtragende Hirsch wegen des Pflegeaufwandes und Vandalismus in die Botanische Anlage umgesetzt wurde.

Neben mehreren Kinderspielplätzen auf insgesamt 4.500 m² ist insbesondere das Planschbecken neben dem Hirschgehege zu nennen.

Im Park gibt es einen behindertengerecht eingerichteten Teil. Die östlich des Sees gelegene Blindenwohnstätte verfügt über einen abgetrennten Parkteil mit einem Umlauf mit Handführung. Die benachbarte Stephanus-Stiftung bietet ihren Bewohnern Spaziergänge im Park.

Ruderboote auf dem Weißen See (1972), Blick von der Terrasse des Milchhäuschens

Das historische Milchhäuschen ist eine gastronomische Einrichtung mit offener Terrasse am See. Das Gebäude diente zur Bauzeit als Verkaufsstelle für Milch- und Milchprodukte des kommunalen Krankenhauses. Die für die Milch-Kühlung nötigen Pumpen wurden aus dem Seewasser versorgt. In der DDR-Zeit wurde die Gaststätte von der HO betrieben.

Das 1912 eröffnete Freibad ist weiterhin als Strandbad Weißensee geöffnet, auch wenn die Brandschäden des Jahres 2004 die Besitzer finanziell erheblich belasteten. Zum Strandbad gehört die zweite gastronomische Einrichtung am See, die den Namen „Überseebar“ trägt und mit Palmen im Kübel und Tischen auf der Badeterrasse und im Strandsand exotisches Flair verbreitet. Neben dem Strandbad befindet sich eine als Sonnenuhr gestaltete Blumenuhr.

Die Freilichtbühne wird als Sommerkino und als Ort für Kulturveranstaltungen genutzt. Ergänzt wird das Kulturangebot durch einen Bootsverleih am Ostufer des Sees und den Rosengarten am Westausgang des Parks.

Baumbestand

Der teilweise 150 Jahre alte Baumbestand bietet für viele Besucher ein besonderes Naturerlebnis. Vor allem folgende geschützte Bäume sind als Naturdenkmal in die Liste Berlins eingetragen:

Baum Alter Stelle Link
Rosskastanie 180 Jahre oberhalb der Seeterrassen am Spielplatz
Mispelblättrige Traubeneiche  ?  ? [3]
Sommerlinde 130 Jahre am Rundweg südlich des „Milchhäuschens“ [4]
Schwarznuss 120 Jahre im Parkteil an der Albertinenstraße [5]
Bitternuss 70 Jahre
Zerreiche 110 Jahre Albertinenstraße 6-8 [6]

Denkmale und Skulpturen

Trümmerfrauen-Denkmal im Park

Im Park gibt es mehrere Denkmale und Skulpturen. Auf den Eckpfeilern der Aussichtsterrasse stehen zwei 1912 von Hans Schellhorn geschaffene Tritonen. Am Rande des Parks nahe der Amalienstraße/Ecke Albertinenstraße befinden sich das „Lesende Mädchen“ und die „Raufenden Knaben“, ebenfalls von Hans Schellhorn. In diesem Teil des Parks, auch Amalienpark genannt, steht seit 1968 die „Aufbauhelferin“, die den beim Aufräumen der Innenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg tätigen Trümmerfrauen gewidmet ist und von Eberhard Bachmann gestaltet wurde. Nördlich am Rundweg, nahe der Freilichtbühne, steht der „Arbeiter“. Das „Denkmal für die antifaschistischen Widerstandskämpfer“ am Südausgang nahe der Berliner Allee wurde von Studenten der Weißenseer Kunsthochschule geschaffen.

Der Weiße See

Weißer See im Winter

Die Weichseleiszeit formte den See mit der umgebende Landschaft. Die späteren Eisreste, die durch das vom Norden vorrückende Inlandeis entstanden, tauten auf und hinterließen einen sogenannten Toteissee. Durch diesen Toteissee entstand der heutige Weiße See. Der See ist vom Park umgeben, einem sogenannten Grünstreifen. Über Jahrhunderte wurden am See Siedlungen gebaut und Gärten angelegt, die vor allem landwirtschaftlich genutzt wurden, die erste Siedlung ist aus dem 13. Jahrhundert bekannt. Dank des Weißen Sees wurde der Ort Weißensee zu einem bedeutendem Berliner Ausflugsgebiet, später zu einem Stadtteil.

Wasserbestand

Der Weiße See gehört mit maximal 9,7 m Tiefe zu den tiefsten Gewässern in Berlin. Der fast kreisrunde See hat eine Ausdehnung von rund 305 m in Ost-West-Richtung und 350 m in Nord-Süd-Richtung. Daraus ergibt sich die Fläche von 84.000 m² und ein Volumen von 350.000 m³. In den letzten 150 Jahren wurde der Wasserhaushalt wegen der ufernahen Bebauung immer mehr gestört, wobei die unterirdischen Verbindungen zu benachbarten Pfuhlen unterbrochen wurden.

Um den Weißen See als Bade- und Erholungsgewässer zu erhalten, wurden seit 1980 Maßnahmen zur Steuerung der Wassergüte des Sees durchgeführt. Der See kann bis heute zum Baden benutzt werden. Die charakteristische Fontäne, die wesentlich zur Durchlüftung des Sees beitrug, war seit dem Winter 2008/2009 verschlissen. Anlässlich des Blumenfestes im August 2009 wurde eine neue Fontäne in Betrieb genommen.

Literatur

  • Folkwin Wendland: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert; (Das klassische Berlin); Propyläen: Berlin 1979; ISBN 3-549-06645-7; S. 320f.
  • Peter Glass: Es ist daselbst ein sehr schöner Garten. Der Park am Weißen See. AG Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-933-210-03-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Im Adressbuch für Berlin und seine Vororte zwischen 1918 und noch 1920 [1] (Seite 479) findet sich die Bezeichnung Trianonpark an der Berliner Allee. Außerdem gibt es eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1918, die den Namen verwendet. [2]
  2. Info zur Historie des Blumenfestes auf der Seite des BA Pankow; abgerufen am 22. März 2009
  3. Stadtbäume: Die Mispelblättrige Trauben-Eiche im Park am Weißen See
  4. Stadtbäume: Die Sommer-Linde im Park am Weißen See
  5. Stadtbäume: Die Schwarznuss im Park am Weißen See
  6. Stadtbäume: Die Zerr-Eiche in Weißensee
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