Patricius (Caesar)

Patricius (Caesar)

Flavius Patricius[1] (auch Patriciolus, griechisch Πατρίκιος; † wohl 471 in Konstantinopel) war Unterkaiser (Caesar) des oströmischen Kaisers Leo I. von 469/470 bis 471.

Patricius war der zweite Sohn des mächtigen alanischen Heermeisters Aspar, der Leo 457 zur Kaiserwürde verholfen hatte. Im Gegenzug erhielt Patricius das Konsulat des Jahres 459, das er – bei wechselseitiger Nichtanerkennung – zusammen mit dem weströmischen Machthaber Ricimer bekleidete.

Als Arianer für den Purpur disqualifiziert, versuchte Aspar in der Folge, seine Söhne durch Einheirat in die kaiserliche Familie als mögliche Thronfolger aufzubauen. Patricius war mit Leos jüngerer Tochter Leontia verlobt. Er stand damit in direkter Konkurrenz zum späteren Kaiser Zenon, der 467 die ältere Schwester Ariadne zur Frau bekommen hatte. Im Jahr 469 oder (wahrscheinlicher) 470 wurde Patricius auf Druck Aspars von Leo zum Caesar ernannt. Als es darüber zu Aufruhr im orthodoxen Klerus und den Zirkusparteien kam, wurde Patricius dazu verpflichtet, als Voraussetzung für die Nachfolge Leos und die Eheschließung mit der Kaisertochter das arianische Bekenntnis abzulegen. Seine einzige bekannte Amtshandlung war eine Reise nach Alexandria, wo er mit allen einem Caesar zustehenden Ehren empfangen wurde.

Doch 471 wurde Aspar von der isaurischen Fraktion am Hof entmachtet und auf Geheiß des Kaisers im Palast von Konstantinopel überfallen und ermordet. In dem Massaker fanden nach Ausweis der meisten Quellen auch Patricius und sein älterer Bruder Ardabur den Tod – wenngleich z. B. Candidus andeutet, Patricius könnte schwer verletzt überlebt haben; der jüngere Bruder Ermenerich blieb verschont. Danach verschwindet Patricius aus der Überlieferung. Er ist nicht identisch mit dem magister officiorum Patricius, der 475 als Liebhaber von Leos Witwe Verina an der Entmachtung Kaiser Zenons beteiligt war. Leontia wurde noch 471 mit Flavius Marcianus, dem Sohn des weströmischen Kaisers Anthemius, verheiratet. Der Caesartitel ging auf Zenons Sohn Leo über.

Von Patricius sind keine Münzen bekannt.[2]

Literatur

  • Brian Croke: Dynasty and Ethnicity: Emperor Leo I. and the Eclipse of Aspar. In: Chiron 35, 2005, S. 147–203.
  • Philip Grierson, Melinda Mays: Catalogue of late Roman coins in the Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore Collection. From Arcadius and Honorius to the Accession of Anastasius. Washington 1992, ISBN 0-88402-193-9.
  • Wolfgang Kuhoff: Leo I.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7, Sp. 810–829.
  • Stephen Williams: The Rome That Did Not Fall: the survival of the East in the fifth century. Routledge 1999, ISBN 0-415-15403-0.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Das oft zugeschriebene Gentiliz Iulius beruht auf einer fehlerhaften Lesung der Inschrift VIL 3 9522.
  2. Möglicherweise stellt eine auf zwei Solidi in der Eremitage und zwei weiteren aus dem Schatz von Zeccone und in Istanbul abgebildete jugendliche Gestalt den Patricius dar. Vgl. Grierson/Mays, Catalogue of late Roman Coins, S. 162 f.

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