Paul-Gerhardt-Kirche (Lübben)

Paul-Gerhardt-Kirche (Lübben)
Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben

Die Paul-Gerhardt-Kirche ist eine evangelische Kirche in der Stadt Lübben (Spreewald). Sie ist nach dem Theologen und Liederdichter Paul Gerhardt benannt.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Die aus Backsteinen errichtete Kirche weist ein dreischiffiges Hallenlanghaus auf rechteckigem Grundriss auf. An der Westseite befindet sich ein querrechteckiger Turm mit einem achteckigen Aufsatz.

Geschichte

Die Kirche wurde zwischen 1494 und 1550, vermutlich unter Nutzung von Resten eines Vorgängergebäudes, errichtet. Ursprünglich trug die Kirche den Namen Sankt Nikolai. Der Turm dürfte bereits aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen und ist der älteste Teil des Gebäudes. Von 1669 bis zu seinem Tode 1676 war der Liederdichter Paul Gerhardt an der Kirche als Pfarrer tätig.

Der achteckige Turmaufsatz entstand 1782. Ursprünglich bestand hierauf eine geschwungene Haube mit hoher Laterne und Spitze, die dann jedoch zum Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. 1846 schuf Ludwig Hartig aus Züllichau für die Kirche eine Orgel, die 1906 durch die heute noch bestehende Orgel von Alexander Schuke aus Potsdam ersetzt wurde. 1907 erfolgte vor der Kirche die Aufstellung eines Paul-Gerhardt-Denkmals.

Im Jahr 1930 erfolgte die Umbenennung zur Paul-Gerhardt-Kirche in Anbetracht des Wirken Gerhardts an dieser Stelle. Im gleichen Jahr wurde in den Turm ein Kirchenportal aus Ilseklinkern errichtet, welches sechs Persönlichkeiten der evangelischen Kirchengeschichte zeigt (Johann Hinrich Wichern, Martin Luther, Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, Philipp Melanchthon und August Hermann Francke. 1936 entstanden zwei neue Kirchenfenster.

Bei den Kämpfen um die Stadt Lübben während des Zweiten Weltkriegs im April 1945 brannte der Turm aus. Die Turmhaube und die Zwischendecken wurden zerstört. 1950 erfolgte eine Sicherung des Mauerwerks des Turms. Er wurde dann mit einer Stahlbetondecke überspannt. Die Wiederherstellung des Turms erfolgte dann im Jahr 1988. 1976 wurde eine Gedenktafel für Paul Gerhardt innerhalb der Kirche angebracht.

1994 wurde auf der südlichen Seite des Turmraumes eine Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen, Gewalt und Terror eingerichtet. am 12. April 1998 wurde nach erfolgter Sanierung das Paul-Gerhardt-Denkmal wieder eingeweiht.

Gestaltung / Inventar

Paul-Gerhardt-Denkmal vor der Kirche

An Paul Gerhardt, den Namenspatron der Kirche, erinnern mehrere Kunstwerke. Gegenüber der Kanzel befindet sich ein von einem unbekannten Künstler geschaffenes Ölbildnis Gerhardts. Auch im Chor ist die 1976 geschaffene Gedenktafel für Gerhardt angebracht. In der Sakristei wurde ein farbiges bleiverglastes Paul-Gerhardt-Fenster eingebaut. Weitere farbige Kirchenfenster in den Seitenschiffen Liedverse und Abbildungen von Kirchenlieddichtern aus der Zeit Gerhardts. Vor der Kirche befindet sich das 1907 von Friedrich Johannes Pfannschmidt geschaffene Paul-Gerhardt-Denkmal.

Im Turmraum befinden sich Grabmale für den 1676 verstorben Oberamts- und Konsistorialrat Andreas Jahn (linke Seite) und den 1620 verstorbenen Physikus Jacobus Copius. Auf der Südseite befindet sich die Gedenkstätte gegen Krieg, Gewalt und Terror, die 1994 entstand. Unter der Leitung von Uwe Burkhardt wurde eine stählerne offene Weltkugel geschaffen. In ihr befindet sich eine brennende Kerze. Ein vom Bernd Hübner geschaffenes Schriftkreuz trägt den Namen von Orten in denen sich Lager befanden, in denen Menschen umkamen bzw. in Kriegen Schlachten geführt wurden.

Im Chorraum befindet sich ein Altar dessen aus Kalkstein gearbeiteter Altaraufsatz 1609 von Samuel Hanauer aus Strehla geschaffen wurde. Der Altaraufsatz zeigt unter anderem Szenen aus dem Leben von Jesus Christus. Ebenfalls von Hanauer stammt das 1610 geschaffene Taufbecken und die Kanzel, beides gleichfalls aus Kalkstein gefertigt.

Die hinter dem Altar befindlichen Kirchenfenster stellen Pfingsten, Weihnachten, Ostern und die Kreuzabnahme und Grablegung Jesu dar. Unter dem Weihnachten/Ostern-Fenster befindet sich die Grabplatte der 1534 verstorbenen Katharina von Rosenthal und Blathna. Hierbei und bei der dazugehörigen bronzenen Wappentafel handelt es sich um die ältesten Einrichtungsgegenstände der Kirche.

Ein weiterer Grabstein für den 1619 verstorbenen Gedeon Kindler von Zackenstein befindet sich unter dem Kreuzabnahme/Grablegungs-Fenster. Ein weiterer Grabstein erinnert an den 1722 verstorbenen Oberamtssekretär Andreas Leddin. Ein Epitaph besteht für den 1683 verstorbenen Generalsuperintendenten Georg Hutten. Weitere Epitaphien bestehen für die 1727 verstorbenen Dorthea Luise Löscher und Luben von Wulffen, sowie Albrecht Kindler von Zackenstein (um 1600), Dietrich Kracht (1657) und Georg Plank (1657).

Erst in jüngerer Zeit gelangte ein aus dem Barock stammendes Triumphkruzifix in den vorderen rechten Seitenbogen des Chorraums.

Orgel

Die Orgel stammt aus dem Jahr 1906 und wurde von Alexander Schuke aus Potsdam gebaut. Teile der Vorgängerorgel des Jahres 1846 fanden Verwendung. Das Instrument hat 29 Register. Die Trakturen sind pneumatisch.[1]

I Hauptwerk C–

1. Principal 8'
2. Bordun 16'
3. Gamba 8'
4. Gemshorn 8'
5. Liebl. Gedackt 8'
6. Flöte 4'
7. Octave 4'
8. Octave 2'
9. Cornett V 8'
10. Mixtur III
11. Trompete 8'
II Schwellwerk C–
12. Liebl. Gedackt 16'
13. Principal 8'
14. Salicional 8'
15. Aeoline 8'
16. Vox celeste 8'
17. Flauto amabile 8'
18. Portunalflöte 4'
19. Octave 4'
20. Mixtur III
21. Oboe 8'
Pedal C–
22. Principal 16'
23. Violoncello 8'
24. Subbass 16'
25. Octave 8'
26. Bassflöte 8'
27. Posaune 16'
28. Gedackt 16'
29. Octave 4'

Literatur

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur[http(:)//orgelwerkstatt(.)de/index.php?option=com_content&view=article&id=109&Itemid=116 Schuke-Orgel]

Weblinks

 Commons: Paul-Gerhardt-Kirche (Lübben) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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